Volltext: Österreichs Paddelsport 1965 (1965)

Wieder Weltmeisterschaffen in Österreich 
Schon bei der ICF-Sitzung im Jahr 1963 
in Spittal an der Drau gab es, als die 
Weltmeisterschaften 1965 zur Debatte 
standen, eine längere Diskussion. Man er¬ 
innerte sich an die Absage der Weltmei¬ 
sterschaften von Essen, die ihre Ursache 
darin hatte, daß die Mannschaft der DDR 
keine Einreisegenehmigung erhalten hat¬ 
te. Das Reglement der ICF legt, so wie 
das anderer Verbände, fest, daß Meister¬ 
schaften nur an Länder vergeben werden 
können, die jedem der ICF als Mitglied 
angeschlossenen Verband die Teilnahme 
ermöglichen. Schon im Jahr 1963 bestan¬ 
den aber berechtigte Bedenken, daß bei 
Italien, das in Meran die Wettkämpfe 
1965 durchführen wollte, mit der selben 
Gefahr der Absage gerechnet werden 
mußte. 
Wer sollte einspringen 
In der Debatte schien es schon, daß man 
keine andere Lösung mehr finden könnte, 
als eben auch abzusagen. Die CSSR, die 
als nächster Kandidat aufscheint, ist mit 
den Vorbereitungen noch nicht so weit, 
da an der Schleuse Reparaturarbeiten 
durchzuführen sind, die vor 1966 nicht 
abgeschlossen sein werden, und schied 
daher aus; für Frankreich, das die Welt¬ 
meisterschaft 1969 durchzuführen beab¬ 
sichtigt, gilt das gleiche wie für Italien, 
es scheidet daher auch aus; Jugoslawien, 
fürl 971 vorgemerkt, ist derzeit auch noch 
nicht so weit, die Wettkämpfe in so kur¬ 
zer Zeit vorbereiten und durchführen zu 
können, lehnte daher verständlicherweise 
ebenfalls ab. 
Ich war lange genug selbst aktiver Wett¬ 
kämpfer in den olympischen Disziplinen 
ebenso wie im Slalom- und Wildwasser¬ 
sport, und ich weiß daher, was es für ei¬ 
nen Wettkämpfer bedeutet, der seine 
ganze Freizeit dem Leistungssport gewid¬ 
met hat und der die Krönung seiner Lauf¬ 
bahn in der Teilnahme an Olympischen 
Spielen oder Weltmeisterschaften finden 
will, wenn er dieses Ziel vor der Errei¬ 
chung durch die politischen Verhältnisse 
gefährdet sieht. Aus diesen Gründen ha¬ 
be ich den Verantwortlichen der SG Spit¬ 
tal und den Funktionären des ÖPV vor¬ 
geschlagen, im Falle einer Absage von 
Meran die Weltmeisterschaften 1965 wie¬ 
der zu übernehmen, jedoch nur in einem 
bescheidenen Rahmen. Für Österreich ist 
es noch am leichtesten, diese Aufgabe zu 
übernehmen, da die ganze Organisation 
noch zusammen steht und auch die Flu߬ 
strecken vorhanden sind. Auch ist die SG 
Spittal in der glücklichen Lage, eine 
Großveranstaltung solcher Art überneh¬ 
men und auch zur Zufriedenheit aller 
durchführen zu können. So wird es den 
Sportlern, die sich für das Jahr 1965 ihr 
Ziel in der Teilnahme an Weltmeister¬ 
schaften gesetzt haben, ermöglicht, zu 
diesem Ziel zu kommen. 
Österreich bewahrte vor der Absage 
1964 ist das, was ich befürchtet hatte, lei¬ 
der eingetreten. Anläßlich der internatio¬ 
nalen Veranstaltung in Meran wurde den 
Sportlern und Funktionären der DDR die 
Einreise verweigert, so daß sich der itali¬ 
enische Verband veranlaßt sah, die 
Durchführung der Weltmeisterschaften 
1965 der ICF zurückzugeben. 
Deshalb wurde auch die in Meran ge¬ 
plante ICF-Slalomsitzung nach Innsbruck 
verlegt. Im Laufe der Sitzung wurde der 
OPV gebeten, die Weltmeisterschaften 
1965 durchzuführen. Wir nahmen die 
Durchführung mit der Einschränkung an, 
daß uns weder Repräsentationskosten 
noch die Zahlung der offiziellen ICF-Sie- 
gerplaketten angelastet werden dürfen 
und daß die Veranstaltung in etwas be¬ 
scheideneren Rahmen abgewickelt wird. 
Diese Punkte des Sitzungsprotokolls wur¬ 
den zur ICF-Vollversammlung nach Tokio 
abgesandt. Die Vollversammlung von To¬ 
kio nahm die Zurücklegung des italieni¬ 
schen Verbandes mit Bedauern zur Kennt¬ 
nis und beauftragte Österreich neuer¬ 
dings mit der Durchführung der Weltmei¬ 
sterschaften 1965. 
Österreich ist sich der hohen Ehre, aber 
auch der vielen Arbeit und der Kosten, 
die die Durchführung mit sich bringt, be¬ 
wußt. 
Nach Erstellung eines Finanz- und Orga¬ 
nisationsplanes sind nun die Vorberei¬ 
tungen schon im vollen Gang. Alles weist 
darauf hin, daß die Aktiven und auch die 
Funktionäre der teilnehmenden Nationen 
in Spittal Bedingungen antreffen werden, 
wie sie sie im Jahre 1963 angetroffen ha¬ 
ben. So wird es für die Teilnehmer von 
1963 eine Auffrischung des Erlebten und 
für diejenigen, die zum ersten Mal in 
Spittal teilnehmen, ein Erlebnis werden 
und bleiben. 
Maßgebend ist die sportliche 
Leistung 
Die Vorbereitungen des ÖPV für den 
sportlichen Teil der Weltmeisterschaften 
haben nicht erst jetzt begonnen, sondern 
sie wurden nie unterbrochen, wenn auch 
nicht viel darüber geredet und geschrie¬ 
ben wurde. Es wurden immer Statistiken 
über Veranstaltungen und Wettkämpfe 
geführt und ausgewertet. Es soll sich auch 
kein Jugendlicher, Anfänger oder Junior 
einbilden, er werde nicht in Evidenz ge¬ 
halten. Es ist auch noch nicht festgelegt, 
wer in den WM-Kader kommt und wer 
zu den Weltmeisterschaften entsendet 
wird. Ausschlaggebend ist die Leistung — 
so hat jeder noch die Möglichkeit, bei 
den Weltmeisterschaften an den Start zu 
gehen. Es lohnt sich daher noch, an sich 
zu arbeiten, um in den Kader zu kom¬ 
men. 
Tesfrennen für die Kandidaten 
Auch die übrigen Verbände haben ihre 
Vorbereitungen bereits so eingeteilt, daß 
sie im Jahr 1965 ein Trainingslager auf 
der Lieser durchführen. Wir wissen das 
von der CSSR, von Polen, von der Deut¬ 
schen Bundesrepublik, von der DDR, von 
Italien und von Frankreich. Auch für die 
Kampfmannschaft des ÖPV ist ein Trai¬ 
ningslager auf der Lieser vorgesehen, zu 
dem aber heuer nur der eigentliche WM- 
Kader zusammengezogen werden wird; 
erstens aus finanziellen Gründen und 
zweitens um hart und konzentriert trai¬ 
nieren zu können. 
Es sei hier nochmals aufgezeigt- daß als 
Testrennen für die Weltmeisterschaften 
die Landesmeisterschaften im Slalom und 
in der Wildwasserregatta, also die Wie¬ 
ner-, die niederösterreichischen-, die ober¬ 
österreichischen- sowie die steirischen 
Meisterschaften ausgewertet werden. 
Nachher wird endgültig der Kader zu¬ 
sammengestellt und laut Terminkalender 
auf das Trainingslager entsendet. Als Ab¬ 
schluß des Trainingslagers wird dann ein 
letztes Testrennen veranstaltet, nach dem 
die Teilnehmer und Ersatzleute nominiert 
werden können. Man sieht, daß es sich 
noch lohnt, für die Weltmeisterschaften 
1965 auf so manches Vergnügen zu ver¬ 
zichten und fest an sich zu arbeiten, um 
dann beim Wettkampf der Weltelite 
durch seine Leistung zu bestehen. 
Das Beispiel des Sports 
Der ÖPV und vor allem die SG Spittal 
mit ihren vielen Idealisten, Funktionären 
und stillen Mitarbeitern, die alles tun, um 
der Weltmeisterschaft 1965 einen würdi¬ 
gen Ablauf zu geben und sie zu einem 
Erlebnis für alle werden zu lassen, wer¬ 
den für die einwandfreie Durchführung 
der Wettkämpfe sorgen. 
So wird unser kleines Vaterland mitten 
in Europa Schauplatz des friedlichen 
Wettkampfes in einer politisch so zer¬ 
rissenen Welt sein. Die Meisterschaften 
sollen den Politikern der Welt zeigen, 
daß es möglich ist, friedlich den Lei¬ 
stungskampf auszutragen. Auch jeder 
Teilnehmer, ob Aktiver, Funktionär oder 
Schlachtenbummler, sollte immer daran 
denken, daß jenseits aller Grenzen, po¬ 
litischer Schranken oder Weltanschauung, 
der Mensch mit seinen charakterlichen 
und persönlichen Qualitäten steht, der 
den anderen achten soll. 
In diesem Sinne möchte ich alle Teilneh¬ 
mer nach Österreich und Spittal an der 
Drau einladen. Ich wünsche allen Aktiven, 
Funktionären und Gästen einen schönen 
Aufenthalt in Österreich und Spittal an 
der Drau und freue mich auf ein Wieder¬ 
sehen bei den Weltmeisterschaften 1965. 
Franz Popovchich 
„ÖSTERREICHS PADDELSPORT“ 3/1965 
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