Volltext: Österreichs Paddelsport 1960 (1960)

ÖSTERREICHS 
PADDELSPORT 
Mitteilungen des österr. 
Paddelsport - Verbandes 
(ÖPV) 
12. Jahrgang Heft 1/2 
Jänner - Februar 1960 
Erscheint monatlich 
Eigentümer, Herausgeber und 
Verleger: 
österreichischer 
Paddelsport - Verband 
Pressereferenten : 
Dr. Erich Leichtenmüller 
Thomas Gaiger 
Für den Inhalt verantwortlich: 
Dr. Erich Leichtenmüller 
Redaktion und Inseratenannahme: 
österr. Paddelsport-Verband 
Wien IX., Berggasse 16 
Tel.: 32 95 03 
Sekretariatsstunden: 
Montag, Mittwoch und Freitag: 
17-20 Uhr 
Redaktions- und Inseratenschluß : 
Jeweils am 30. jeden Monats. 
Druck: Buchdr. Gröpner O. H.G. 
Wien VII., Kirchengasse 34 
ÖSTERREICHS PADDELSPORT 
wird unmittelbar an alle Verbands¬ 
mitglieder, an Sportverbände des 
In- und Auslandes und an ver¬ 
schiedene Dienststellen kostenlos 
versendet I 
Nachrichten-Quellen: 
Soweit nicht aus dem eigenen 
Pressedienst, stammen die Nach¬ 
richten aus den uns zugegangenen 
Veröffentlichungen v. Dienststellen 
und Sportverbänden des In- und 
Auslandes 
Inhalt: 
Paddelspritzer 
Wer wird in Rom dabei 
sein ? 
14. ordentliche General¬ 
versammlung des ÖPV 
Linzer Paddler zogen 
Bilanz 
Besinnungstag 1960 
DDR-Paddler regen Aus¬ 
tauschwanderfahrt an 
Die Eskimorolle ist keine 
Zauberei 
Die untere Leitha 
Vereinsliste 
^ßadd&LifiMzep 
Die „Salzburger Nachrichten“ veröffent¬ 
lichten zur Jahreswende einen mit 
„Dr. H. S." gezeichneten Artikel, der 
unter dem Titel stand „Olympiasieger 
unter uns.“ Dr. H. S. ist uns als Ver¬ 
fasser zahlreicher Aufsätze bekannt, in 
denen an Hand von umfassendem sta¬ 
tistischen Material nüchtern und ob¬ 
jektiv die Situation des österreichischen 
Sports beleuchtet wird. Sein Neujahrs¬ 
artikel hat Geltung für alle Sportzweige, 
auch für den Paddelsport, und er deckt 
sich ganz mit jenen Thesen, die in 
unsererVerbandszeitung stets vertreten 
wurden. An Stelle der persönlichen 
Meinungsäußerung des Pressereferenten 
sei daher in der ersten Nummer des 
neuen Jahrganges dieser Artikel zitiert: 
Männer, die in Stiefeln sterben, sind 
heute rar. Uns allen nämlich ist in den 
Armen dieser impertinent luxuriösen 
Zivilisation der Mumm aus den 
Knochen geronnen: wir haben es nicht 
mehr nötig, Helden zu sein, seit Über- 
kontinent-Raketen das besorgen kön¬ 
nen, was einmal Männersache war; 
wir haben es nicht einmal mehr nötig, 
den Typ „Kerl" zu mimen — es sei denn 
in den Salons —, seit Ausdauer durch 
Wagen mit hundert PS ersetzt und 
Härte durch Gondelbahnen, Rechtsan¬ 
wälte oder Pelzschuhe überflüssig 
wurde. Wir kennen sie nicht einmal 
mehr von den Holzbänken in der Bahn. 
Durst hat aufgehört ein Gespenst zu 
sein, weil Coca-Cola-Schränke sogar 
schon in der Sahara stehen, und wo 
Hunger noch nicht aus den Wörter¬ 
büchern gestrichen ist, reden wir mit 
angenehmen Gruseln von unterentwik- 
kelten Ländern. Uns fehlt einfach 
nichts, weil in unserem Jahrhundert 
der Krankenkassen und der Pensions¬ 
versicherungen selbst das Wort Lebens¬ 
kampf zur Blasphemie wurde; und 
die Handvoll ganzer Männer, die als 
Forscher in der Arktis oder als Gipfel¬ 
stürmer am Himalaja zu Entbehrung 
und Mühsal noch eine direkte Leitung 
haben, sind nichts als jene Ausnahmen, 
welche bestätigen, wie wunderbar wir 
heute leben. 
In dieser Atmosphäre des Behagens, 
in diesem Pfuhl der 45-Stunden-Woche, 
der allwissenden Automaten und der 
wohlorganisierten Urlaubsarrangements 
erschöpft sich das Mutige in uns bei 
Camping-Abenteuern. In dieser Atmo¬ 
sphäre ein Sportler zu werden, erfordert 
— soweit nicht der Mammon von Fu߬ 
ballerprämien oder von wohldotierten 
Weltreisen der Tennisamateure ihn er¬ 
setzt — Charakter. Denn dazu gehört 
die Überwindung des Schweinehundes 
Lauheit und dazu gehört die Härte 
gegen sich selbst, die verlockend lust¬ 
haften Freuden unserer Welt für ein 
Jahrzehnt gegen die Askese täglicher 
scharfer Trainingsstunden und eine 
Lebensdiät einzutauschen, welche zwar 
vortreffliche Wirkung für unsere Ge¬ 
sundheit hat, aber einen grausamen 
Verzicht auf das Überanbot an Ge¬ 
nüssen bedeutet. Genau hier liegt der 
Schlüssel zu dem betrüblichen Phäno¬ 
men des für die Gemütlichkeit gebo¬ 
renen Österreichers, warum er zwar 
mit dem Eifer von Kindern in das 
Spiel der sportlichen Betätigung stürzt, 
aber die olympischen Höhen der Welt¬ 
klasse fast nie erreicht. Dort nämlich, 
wo der Ernst der furchtbar schweren 
Arbeit beginnt, wo er den Bogen seiner 
Kräfte in ungeahntem Maße spannen 
müßte und wo die Luft zu dünn zum 
unbeschwerten Atmen wird, ermüdet 
er und gibt auf,weil sich keine Gondel¬ 
bahn zum Gipfel offeriert. Gondel¬ 
bahnen zur sportlichen Gipfelleistung 
aber wird es niemals geben — außer 
sie seien von ideeller Art. 
Sie müßte für uns erfunden werden: 
mit ihr eine beflügelnde seelische Ein¬ 
stellung unserer Jugend und einen un¬ 
bändigen Willen aufs äußerste zu 
aktivieren, das wäre ein lohnendes 
Forschungsziel für alle, die an das 
enorme sportliche Talent des Öster¬ 
reichers glauben. Es existiert nämlich 
ohne allen Zweifel und von Zeit zu Zeit 
haben Namen wie Ellen Müller-Preis, 
Herma Bauma, Karl Schäfer, Toni 
Sailer, Schilberg, Fein, Hradetzky — 
es sind nur ein paar herausgegriffen — 
Weltmeisterschaften, Weltrekorde und 
Olympiasiege dies auch schlüssig be¬ 
wiesen. Der Beweis ist um so hand¬ 
fester, als Österreich seine Könner 
stets aus einem unglaublich kleinen 
Reservoir echter Aktiver geschöpft hat. 
Ganz gewiß liefen und laufen in unse¬ 
rem Lande junge Leute herum, die das 
Zeug zu Olympiasiegern hätten, aber 
nie entdeckt wurden, und ganz gewiß 
beenden bei uns Sportler ihre Karriere, 
ohne im entferntesten das Ziel geahnt 
zu haben, welches sie erreichen hätten 
können. In Wahrheit also müßten wir 
uns im Sport nicht mit der kleinen 
Rolle der Mitläufer bescheiden: die 
Olympiasieger sind unter uns; das 
Problem ist nur, sie zu entdecken und 
zugleich das Rezept, sie trotz Umwelt¬ 
gift den langen, langen Weg zum per¬ 
fekten -Könner zu führen. Dr. H. S. 
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ÖSTERREICHS PADDELSPORT 1-2/1960
	        
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