Sicht, der Bogenberg, mit einer Wall¬
fahrtskirche. Wir hatten vor, bei der
Talfahrt hinaufzugehen. Am Nachmit¬
tag erreichten wir Straubing und dies
zur rechten Zeit, denn es fing gerade
an zu regnen.
Kilometerlang kein Dorf,
kein Haus
Mittwoch, der 10. Juni. An diesem Tag
hatten wir starken Westwind (Gegen¬
wind) und dazu die vielen endlosen
Kurven. Kein Haus in der Nähe zu
sehen, die Dörfer weit weg. Wir hatten
vor, 30 km zu fahren, doch als es so
weit war, gab es kein Haus. Den gan¬
zen Tag sahen wir keinen Menschen.
Endlich kam ein Dorf, aber es war zu
weit vom Ufer weg und es gab auch
keine Möglichkeit zum Zelten. Ich ging
in das Dorf und erkundigte mich, wie
weit es bis zum nächsten Ort sei. Noch
zehn Kilometer. Also auf und noch
zehn Kilometer fahren. Spät abends
kamen wir in Frenghofen an.
Nun waren wir schon eine Woche
unterwegs und herrlich ausgeruht ging
die Fahrt am Donnerstag weiter. Um
zwölf Uhr erreichten wir Donaustauf,
einen lieblichen Ort, ringsherum bewal¬
dete Hügel mit einer Ruine. Wir ließen
das Boot in einem Seitenarm versteckt
stehen und wanderten hinauf zur Wal¬
halla. Eine herrliche Rundschau. Wir
sahen das silberne Band der Donau
und vor uns Regensburg, unser Tages¬
ziel. In die Walhalla hinein konnten
wir nicht, da gerade Mittagszeit war.
So mußten wir wieder absteigen und
setzten nach der Mittagsrast unsere
Fahrt fort.
Regensburg macht seinem
Namen Ehre
Das Wetter wurde immer schlechter.
Finstere Wolken verdüsterten den
Himmel und dann ging ein arges Ge¬
witter über uns los. Wir paddelten
so schnell es eben in unseren Kräften
stand, um vor dem nächsten Wolken¬
bruch Schutz zu finden. Doch wir fan¬
den keinen Unterstand und so fuhren
wir weiter, Regensburg zu. Es war
gerade kein schöner Empfang, den uns
diese Stadt bereitete. Bei strömenden
Regen fuhren wir in einen Seitenarm
ein um uns vorher einmal umzusehen,
wie wir nun zum Ruderklubheim ge¬
langen konnten, denn das wurde jetzt
eine kritische Angelegenheit. In der
Donau konnten wir nicht fahren, denn
die bekannte Steinerne-Brücke war für
uns nicht fahrbar. In dem Seitenarm
aber konnte man nicht übertragen, da
gerade gearbeitet wurde. Im Vorjahr
hatte ich hier übertragen. So mußten
wir wieder zurück und im nächsten
Seitenwasser hinauffahren. Hier aber
hatte das Wasser starkes Gefälle und
so mußten unsere Kräfte herhalten,
damit wir dieses lange Stück hinauf¬
kamen. Das Bootshaus war aber auf
der anderen Seite in der Donau, wir
mußten sozusagen eine Insel umfahren.
Als wir eine Verschnaufpause machten
und uns am Ufer festhielten, riefen uns
die Leute zu, nicht mehr weiter hinauf-
zu fahren, denn oben sei ein schmales
Wehr durch das das Wasser schießt
und so hohe Wirbel erzeugt, daß wir
unmöglich durch könnten. Das auch
noch! Ich stieg nun aus, es regnete
immer noch, und erkundigte mich ein¬
gehend. Von Wasserkundigen wurde
mir versichert, wir könnten ohne-
weiters durch dieses Wehr, den es hänge
ganz vom Wasserstand ab, ob es fahr¬
bar ist. Bei Niederwasser ist es mög¬
lich, bei Hochwasser nicht. Also fuhren
wir los. Die Stömung war ziemlich
stark, aber wir kamen durch und ein
Stück stromab war das Heim vom
Regensburger-Ruderklub. Hier fanden
wir wirklich nette Aufnahme unter
Sportfreunden. Ein Sportler stellte uns
sofort sein schönes große Zelt zur Ver¬
fügung als er unser kleines sah und
besorgte uns von anderen Kameraden
Luftmatratzen und Decken. Wir mach¬
ten es uns nun gemütlich. Hier wurden
wir bestaunt über unsere Leistung und
sehr herzlich in ihren Kreis aufgenom¬
men.
Obwohl wir gutes Schlafzeug hatten
und alles Vorhandene angezogen hatten,
froren wir die ganze Nacht ganz er¬
bärmlich. Wir zogen es daher vor, uns
einmal einen Tag gründlich auszu¬
rasten. Wir verbrachten den Tag sehr
nett in Regensburg.
Felsen und Strömung
Nun begann die nächste Etappe. Auf
dieser Flußstrecke würde uns kein
Dampfer stören, so sahen wir der wei¬
teren Fahrt frohgemut entgegen.
Schönes Wetter hatten wir nicht als
wir von Regensburg abfuhren. Berge
teils mit Felsen und Felstürmen säum¬
ten die Ufer. Doch es war ein anderes
Landschaftsbild als an der bisherigen
Strecke. Die Strömung war stark. Erst
gegen Abend hörte es zu regnen auf
und um halb acht erreichten wir Kel-
heim, 33 Kilometer hatten wir gepad-
delt, wir waren also rechtschaffen
müde.
Sonntag, 14. Juni, war ein schöner
Sonntagmorgen. Wir machten einen
Spaziergang zur Befreiungshalle hinauf.
Wieder bot sich uns ein herrlicher
Rundblick und das Bauwerk fesselte
uns ganz gewaltig. Voll Ehrfurcht stan¬
den wir im Inneren und konnten uns
nicht sattsehen.
Ist der Donaudurchbruch
befahrbar?
Tief beeindruckt wanderten wir tal¬
wärts und nun begann die Fahrt durch
ein Stück Landschaft, das in seiner Art
einmalig ist, den Donaudurchbruch.
Bevor wir diese Fahrt antraten, hörten
wir verschiedene Meinungen, die meine
Frau in Aufregung versetzten. Es
wurde uns sogar abgeraten, den Donau¬
durchbruch zu fahren, denn es sei un
möglich hinauf zu kommen. Es wurde
uns angeraten, unser Kajak von einem
Schiff hinaufziehen zu lassen. Wir hör¬
ten uns noch so verschiedene Ge¬
spräche an und besprachen dann die
ganze Angelegenheit mit Stromkundigen
Diese teilten uns mit, daß wir ohne
weiteres hinauf könnten, doch müßten
wir auf die Schiffe achtgeben. Nun
wußten wir um welche Zeit die
Dampfer abfuhren und konnten uns
die günstigste Zeit äusrechnen.
So fuhren wir los. Bevor wir die Fel¬
sen erreichten, fuhren wir ans Ufer und
ließen ein Schiff herunter und eines
hinauf vorbeifahren. Nun kam das
geschilderte gefährlichste Stück der
ganzen Donau. Beiderseits reichten die
hohen Felsen bis an den Strom. Wir
sahen daran die Ringe, an denen sich
Bootsbesatzungen stromauf ziehen
können. Bei einem Schwall übersetzten
wir auf die andere Seite. Ein Schiff
kam jetzt talwärts aber es machte uns
auf einer sicheren Sandbank nichts aus.
Wir fuhren dann wieder einen Felsen
entlang, um Klippen herum, da sahen
wir schon das Kloster Weltenburg und
somit war die ganze Gefahr und Auf¬
regung vorbei. Noch einen ziemlich
langen Schwall hatten wir zu bewäl¬
tigen und dann vergönnten wir uns
einen Rundblick. Es war einfach herr¬
lich und wir waren froh, dies geschafft
zu haben.
Bei hohem Wasserstand sieht die Sache
natürlich wesentlich anders aus, wie
wir bei der Rückfahrt erlebt haben.
Dann ist die Warnung der Einhei¬
mischen am Platz. An diesen Stellen
führt kein Weg vorbei und so mußten
wir uns nach den Auskünften der Leute
richten. Die Gefährlichkeit der Strecke
wechselt sehr mit dem Wasserstand.
Müssen wir kapitulieren ?
Ein Stück oberhalb Weltenburg mach¬
ten wir Rast auf einer Gänsewiese und
schauten vergnügt diesem Gewatschel
und Geschnatter zu. Dann ging es
wieder weiter. Doch dort wurde das
Wasser immer stärker zu fahren. Man
spürte deutlich, daß der Wasserstand
stieg. Neunzehn Kilometer bis Neu¬
stadt war unsere Tagesleistung. Wir
stellten unser Zell auf, denn der Ort
ist ziemlich weit weg. Abends erkann¬
ten wir, daß das Wasser stieg und stieg.
Und uns stiegen nun auch Bedenken
auf. Hier konnten wir nicht bleiben,
wir müssen zum nächsten Ort der an
der Donau liegt.
So fuhren wir am Montag wieder von
Neustadt weg. Das Wasser stieg noch
immer, und es war zum Hochwasser
geworden. Braun wälzte sich die Was¬
sermasse auf uns zu. Wir versuchten
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ÖSTERREICHS PADDELSPORT 11-12/1959