Gemeindenachrichten • Nr. 359
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Die ZUKUNFT der Gemeinden wird in der Öffentlichkeit sehr intensiv
diskutiert. Der Begriff ABGANGSGEMEINDE ist in aller Munde. Die
finanzielle Ausstattung der Gemeinden wird immer prekärer. Die
Aufgaben dafür immer mehr! Die Gemeinde Ottensheim ist KEINE
Abgangsgemeinde!
Doch auch immer mehr zum Problem wird für viele Gemeinden der
Begriff ABWANDERUNG. Es gibt immer weniger Ärzte, die aufs Land
wollen, die Nahversorgung wird in vielen Orten nicht mehr gewähr-
leistet, die Schulen werden geschlossen, die Post ist nicht mehr da,
die Studierenden wollen nicht mehr in ihre Heimatgemeinde zurück,
einen Pfarrer gibt es vielleicht auch nicht mehr. So ähnlich sind die
Schlagzeilen in den Medien. Unser Nachbarbezirk Rohrbach muss
sich sehr stark mit dieser Problematik auseinander setzen. Ottens-
heim ist auch KEINE Abwanderungsgemeinde. Die Stadtnähe, die
besondere Lage, die vielen innovativen Aktivitäten, die Wirtschafts-
betriebe, die Vereine ziehen auch die jungen Menschen an. Viele
wollen nach dem Studium wieder zurück und sind auf der Suche
nach einer Bleibe in Ottensheim. So haben wir das Glück der Zuwan-
derung. Mit dem in den Jahren 1997 bis 2003 erarbeiteten Ortskern-
entwicklungskonzept hat die Gemeinde Grundlagen für einen
maßvollen Zuzug gelegt. In den letzten 10 Jahren wuchs die Bevölke-
rung um NUR 10 %. In der Bevölkerung herrscht manchmal die
Meinung, dass Ottensheim „extrem“ wächst, dem ist nicht so!
Darum wurden bei der BürgerInnen-Infoveranstaltung „Der Raum
und seine Ordnung“ am 28.Juni im Gemeindesaal Fakten und Zahlen
über die Bevölkerungsentwicklung und auch über die Bemühung des
flächensparenden Bauens präsentiert. Leider haben nur wenige
diesen Informationsabend genutzt. Wie bei der eigenen Gesundheit
müssen wir – trotz Zuzug- dem Vorsorgeprinzip nach – Innovation
und Entwicklung – unterstützen und auch aktiv mit vorantreiben.
Das ist die Grundlage für einen lebendigen, gesunden und experi-
mentierfreudigen Gemeindeboden auf dem – vor allem junge
Menschen – ausprobieren und aufbauen können. Das sind die
Grundvoraussetzungen für ein Hierbleiben.
Zahlreiche ländliche Gemeinden haben nun erkannt, dass Innovati-
on der Rohstoff und der Standortvorteil der Zukunft ist. Eine attrak-
tive Lebensumgebung mit Zukunftsperspektive zu bieten ist nur
dann möglich, wenn BürgerInnen sich mit neuen Formen des Arbei-
tens, der Bildung oder des Tourismus etc.. auseinandersetzen und
die Gemeinden dies auch unterstützen und fördern.
In vielen Gemeinden gibt es ein besonders hohes innovatives Poten-
tial, ein kreatives Klima, das oft das Resultat einer jahrelangen
konsequenten Entwicklung ist. Getragen wird es von unterschiedlich
motivierten und strukturierten Gruppierungen engagierter Bürgerin-
nen und Bürger. Eine Mischung aus privaten, unternehmerischen
und politischen lokalen Interessen treibt spannende Entwicklungen
voran. Die Ressourcen von ländlichen Gemeinde sind jedoch trotz
dieses oft sehr großen Potentials beschränkt. Es fehlt an verschiede-
nen Kompetenzen, die zugekauft werden müssen. In vielen Gemein-
den laufen parallel ähnliche Entwicklungsprozesse, die von jeder
Gemeinde separat finanziert werden und daher oft an ökonomische
Grenzen stoßen.
ZUKUNFTSORTE oder auch CREATIVE VILLAGES AUSTRIA genannt, ist
eine neuartige, außergewöhnliche Region. Die Kooperation der
Mitgliedsgemeinden basiert nicht auf geografischer Nachbarschaft,
sondern auf gemeinsamen Interessen und einer gemeinsamen
Eigenschaft: Das Interesse ist das an einer selbstbestimmten, auf
Innovation gegründeten Zukunftsentwicklung. Die gemeinsame
Eigenschaft ist ein bereits vorhandenes kreatives Klima und der Wille
dieses weiter auszubauen und für die eigene Zukunftsentwicklung
zu nutzen.
ZUKUNFTSORTE wurde Anfang 2012 von einigen österreichischen
Gemeinden als Verein gegründet. Jede Gemeinde hat Zugriff auf das
Know-how aller anderen Gemeinden. Entwicklungsprozesse werden
gemeinsam bearbeitet und finanziert. Eine Dynamik permanenter
Ideenproduktion wird in Gang gesetzt, die im Kontext einer einzel-
nen Gemeinde in diesem Ausmaß kaum entstehen kann.
Bundesminister Dr. Reinhold Mitterlehner sprach diese –vom AWS
(Austria Wirtschaftsservice – untersteht dem Wirtschaftsminister)
geförderte Initiative bei der Podiumsdiskussion im Rahmen der
GUUTEN Messe auf dem Schiff MS Negrelli an und misst solchen
Initiativen für den Ausbau des Wirtschaftsstandortes Österreich
große Bedeutung zu. Die mittlerweile diesem Verein beigetretenen
Gemeinden aus den verschiedenen Bundesländern sind sehr an einer
Mitgliedschaft der Gemeinde Ottensheim interessiert. Der Gemein-
derat von Ottensheim hat sich bisher noch nicht entscheiden
können dem Verein ZUKUNFTSORTE beizutreten. Die Diskussionen
darüber sind noch nicht abgeschlossen. Ottensheim ist eine Ge-
meinde, die in diese Gemeinschaft gut hinein passen würde.
In diesem Sinne wünsche ich ihnen einen wunderschönen Herbst
mit all den schönen Farben und speichern Sie diese wie Frederick die
Maus* im Bilderbuch von Leo Lionni für den Winter.
Uli Böker
Uli Böker
Bürgermeisterin
*“Die Geschichte von Frederick der Maus, der nicht wie alle anderen
Mäuse für den Winter Körner und Nüsse, sondern Sonnenstrahlen,
Farben und Wörter sammelt, die Träume also und die Hoffnungen“
Liebe Ottensheimerinnen und Ottensheimer!
Ulrike Böker
Bürgermeisterin