Volltext: Politische Flugblätter

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höheren Kreisen bekannten, oft unfähigsten Personen für höhere Stellen 
erstickt allen Ehrgeiz und tödtet alles Rechtsgefühl; es arbeiten wenige 
aus Pflichteifer, sondern um von den Vorgesetzten gut qualifizirt zu 
werden. 
Daraus entwickeln sich die kleinen Bureaukraten, die 
unverläßlich in den Tagen der Noth, unfähig und im Besitze 
irgend einer Macht unerträglich für den Staatsbürger sind. 
Der Bürger, welcher eine Angelegenheit bei den Behörden an— 
gehängt hat, glaubt auf keinem andern Wege seinen Zweck zu erreichen, 
als daß er um die Gunst der Beamten sich bewirbt; das hat einerseits 
die Heimlichkeit des behördlichen Ganges verschuldet, welcher den Leu— 
ten selbst bei der gerechtesten Entscheidung den Glauben erweckt, daß 
andere Einflüsse geltend gemacht werden müssen, anderseits der Mangel 
an Energie von; Seite der obern Behörden in Beauffichtigung der 
Wirksamkeit der untern Instanze. 
Was ist aber das Facit alles dessen? daß der Bürger 
den Respekt vor dem Gesetze verliertrt. 
Er wird dadurch unbewußt ein Gegner des Staates, dem er sich 
als der Einzelne gegenüberstellt, nicht als den Organismus ansieht, 
dessen Theil er doch selbst ist — er sieht ja auch die Wirksamkeit des 
Staates größtentheils nur in Akten, welche gegen ihn einnehmen, so bei⸗ 
spielsweise in der Verfolgung von sogenannten Preßvergehen und poli— 
tischen Verbrechen und der kolossalen Steuereinhebung; er sieht aber 
wenig davon, daß der Staat für Schule, den Kultus, für Kunst und 
Wissenschaft — für Beförderung des Handels und Gewerbes wirkt. 
Kann man es dem Bürger dann verargen, wenn er eines höhern 
Standpunktes, von welchem die üblen Zustände einer Regierung nicht 
als vom Staate selbst ausgehend angesehen werden, nicht fähig, keine 
Liebe zum Staate und seinen Organen heggtgtg. 
Die Budgetsausweise befördern gewiß diese auch nicht, wenn er 
darin sieht, wie gering der Theil der Staatseinnahmen ist, der dem wirk— 
lichen eigentlichen Staatszwecke zugewendet wird. Ebenso wenig däs fort— 
währende Schwanken zwischen absoluter und konstitutioneller Regierungs— 
form — sowie das Zaudern, volksthümliche Institutionen einzuführen. 
Was Wunders denn, wenn jeder, welchen nicht höhere geistige 
und sittliche Bildung von solcher Gemeinheit abhält, dem Staate etwas 
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