Volltext: Politische Flugblätter

Politische Flugblätter. 
Ach, allzu wahr nur ist es, was du sagst, 
Daß unserer Sitten gold'ne Zeit dahinfank. 
Verzärtlung — Ueppigkeit und Leidenschaft 
Verderben uns schon fruüh. — — — 
Denn das galt als der höchste NRuhm bei Hohen 
Wie bei Geringen, einen freien Menschen, 
Der sich und Anderer werth bleibt, zu erziehen. 
Die Tugend galt als höchsies Gut, die Freiheit 
War ihrer werth und war ihr einziger Lohn. 
So war es einst und jetzt? — V 
Cato in Lingg's Catilina. 
III. 
Die gegenwärtige schwere Zeit der Noth zeigt das Volk in seiner 
wahren Gestalt — es ist diese wirklich im großen Ganzen eine erbärmliche. 
Kein Aufschwung, keine Begeisterung — Rath⸗ und Thatlosigkeit 
da, Muthlosigkeit und Verzagtheit dort — dazu die Frechheit, mit der 
Personen aller Stände die Zertrümmerung der Monarchie als gleich— 
gültig, erklären — keine Vaterlandsliebe, kein Gefühl für die Ehre und 
Größe Oesterreich. 
Wodurch ist diese Erbärmlichkeit des Volkes entstanden 
Durch die systematische Ertödtung alles Geistes, durch die schwan⸗ 
kende Politik im Innern, durch Willkühr und Rechtswidrigkeit in vielen 
Dingen, und durch eine feige Duldung der gröbsten Sittenlosigkeit im 
öffentlichen Leben.. — 
Wen kann es wundern, daß ein Volk, das sittlich ver— 
sumpft, keinen Aufschwung in den Tagen der Gefahr nimmt. 
Nicht die Vernachläs sigung des materiellen Fortschrittes, welche 
gewiß eine schwere Unterlassungssünde unf erer Regierung ist, sondern 
die Vernachlässigung der sittlichen und geistigen Bildung und Erziehung 
ist die Kardinalsünde der Vergangenhei. — 
Treten wir in die Familie, was wird da gepflegt — Tugend 
und Sittlichkeit, Bildung für Herz und Kopf: mit Nichten! Meistens in 
leichtsinniger, gottverlassener Weise treibt sich dieselbe durch einander, 
man sucht da wo möglich recht freie Ansichten über Religion und Tugend, 
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