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kreisen es für gleichgiltig erklären, was geschieht, ob Desterreich aus
allem Verbande aus Deutschland scheidet oder die Monarchie zu Grunde
geht und die deutschen Provinzen Oesterreichs an Deutschland fallen.
Gott sei Dank, so miserabel denkt nicht das übrige österreichische
Volk, es läßt sich so wenig wie der Bayer und der Schwabe und Hesse,
nicht wie diese Schwachköpfe, die jetzt vergessen wie schmählich Preußens
Verfassungszustände sind, über welche sie s elbst vor Kurzem schimpften,
so leicht unter das Regiment Preußens beugen.
Doch in diesem Mangel an österreichischem Bewußtsein liegt wie
in jedem Uebel doch etwas Gutes, eine dringende Warnung für unsere
Regierung mit aller Ents chiedenheit die ererbten Uebelstände zu beseiti—
gen, eine volksthümliche innere Politik auf föderalistischer Grundlage
zu beginnen, und alles daran zu setzen, daß mit energischen und raschen
Thaten alles beseitigt werde, was Oesterreich an den Rand des Ver⸗
derbens geführt hat. Das Streben sei geistige Bildung des
Volkes, eine freie Presse und freiere Bewegung des Volkes
in Vereinen und Versammlungen, die Beseitigung aller
rohen Gewalt und ungerechten Einrichtungen. Das öster—
reichische Volk ist entnervyt und sittlich geschwächt, es muß
daher auch in dieser Richtung das Nöthige gethan und dem
Sittenverderbnisse entgegen gearbeitet werden α,
Daß das mit den inhaltslosen Thebrien, welche die Februar—
verfassung trotz ihres 8. 13 in Widerspruche mit der Majorität der
übrigen Völker noch als ein Kleinod zu beschützen suchen und selbst
keine fittliche Basis haben, sondern geradezu nur die Schranken—
losigkeit des Individuums und damit die Vernichtung aller Opfer—
willigkeit für das große Ganze und alles patriotis chen Sinnes herbei⸗
geführt haben, nicht geht, liegt auf der Hadd. —
Es bedarf einer Reform Oesterreichs auf Grund sitt—
licher Prinzipien, die allein eine Herrsch aft des Rechtes mö g—
lich macht, und dazu Männer vo45 politischem Muth, hoher
geistiger Begabung und fester Ueberzeugung.— 9
Unter allen Umständen ja kein schmählicher Friede, s o
schwach ist Oesterreich noch nicht, um nach einer verlornen
Schlacht sich selbst aufzugeben.·
Linz. Druck von J. Feichtinger's Erben. — Verleger: Th. Ewert.