Volltext: Geistliche Stifte in Oberösterreich

tlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll Geistliche Stifte in Oberösterreich |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||I|||| 767 
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herrlichen Freitreppen auf und 
nieder führen, birgt die Kaiser 
zimmer, eine gerade Flucht 
mächtiger Schlaf- und Wvhn- 
räume,durchaus würdig der geist 
lichen und weltlichen Fürsten, 
die hier einst gerastet haben. 
Ihre Wände sind von Damast 
umzogen, geschnitzte Betten mit 
nickenden goldenen Straußen- 
federn scheinen auf eine Ro 
kokodame zu warten, vielleicht 
auf die Marschallin aus dem 
»Rosenkavalier«. An sie er 
innern auch die kleinen Moh 
ren, die Lichtträger, die zu bei 
den Seiten der Venezianer 
Spiegel Schildwacht stehen. 
Jeder Raum ist in einer an 
dern Farbe gehalten. Es gibt 
ein gelbes, ein blaues, ein grü 
nes Zimmer. Selbst die Sfen, 
wahre Kunstwerke, trotzdem sie 
von einheimischen Kräften ge 
arbeitet sind, stimmen mit Mö 
beln, Tapeten, Vorhängen und 
Decken überein. So las man 
es in Märchenbüchern als Kind, 
wenn der Wanderer im Feen 
schlosse staunend von Raum zu 
Raum schritt. Wieder andre 
Zimmer sind ganz mit Jagd- ZUegsnhaus mit Turm im5t>ft5t.Zlünan Verlag vonR-iffenst-in i» Wim 
und Hofschilderungen ausge 
malt. Der Audienzsaal gar hat seine Wände 
mit Gobelins behängt, und die Stühle in 
gleicher Art sind von den Hofdamen Maria 
Theresias gestickt worden, wohl als Dank für 
die Gastfreundschaft, die die Kaiserin hier 
genoß. Ein Iugendbild von ihr hängt in der 
Galerie. Als ganz junges Mädchen ist sie 
dargestellt in einem blauen Kleide, mit dem 
Pfirsichflaum des Frühlings auf den Wan 
gen, den bekannten späteren Bildern von 
ihr ganz unähnlich. Aber für die frommen 
Augustiner des Stiftes mag dieses Bild eine 
arge Versuchung gewesen sein — als In 
begriff weiblichen Reizes. Das vorletzte 
Gemach dieser Reihe gehört einem König 
der Töne zu: Anton Bruckner. Er, der als 
Sängerknabe dieses Stiftes seine musika 
lische Laufbahn begann, kehrte in den Fe 
rien immer gern hierher zurück und ließ 
sich am Ende seiner Tage unter der großen 
Orgel in der Kirche begraben. Verblichene 
Kranzschleifen und Bilder erzählen von ihm, 
und aus den geöffneten Fenstern des Alum 
nats dringen auch jetzt noch Geigenklänge. 
Die Probe einer geistlichen Kantate ist es, 
ein Zeichen, daß die Musik heute wie einst 
in St. Florian gepflegt wird. Sie haben 
jetzt sogar einen dreizehnjährigen Orgel 
spieler, der sein Amt meisterlich versehen 
soll. 
Im letzten Zimmer sind die Wappen aller 
Stifte Oberösterreichs aufgehängt, von 
denen die meisten unter Kaiser Joses II. auf 
gehoben wurden. St. Florian entrann die 
sem Verhängnis nur wie durch ein Wunder. 
Mächtige Fürsprecher schützten es, aber alle 
Gold- und Silbergefäße mußten dem Staate 
abgeliefert und übergroße Abgaben geleistet 
werden. 
In einer Vitrine des Klosterganges sieht 
man heute noch all die alten Gläser, die in 
harten Zeiten die Stelle kostbarer Kelche
	        
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