Volltext: Heimatland

des Täufers stehen unten neben den Säulen, das oben ange¬ 
brachte Wappen der Starhemberge erinnert an den Erbauer 
der Kirche und an das Geschlecht, das noch heute das Patronat 
über die Kirche und Pfarre ausübt. 
Die Rcllvanenbergkirche (fftaria "Cal). 
Wenn man von Wilhering her auf einem Donandampfer 
fährt, so bietet sich am rechten Ufer knapp vor Linz ein reizender 
Anblick dar. Auf einem vorspringenden Felsen, umrahmt von 
Kalvarienberg: Einstige Margaretenkirche. 
hochansteigendem Walde, erhebt sich weithin leuchtend ein 
steinernes Kruzifix und dahinter steht ein wahrhaft idyllisch 
gelegenes Kirchlein. Es ist der Kalvarienberg von Linz mit 
einem wundersam stillen Friedhof und dem Nundkirchlein 
dahinter, das auf dem Hochaltar die zwölfte Kreuzwegstation: 
Christus am Kreuz mit Maria itnb Johannes birgt. Interessant 
ist die Tatsache, daß nicht die alten Linzer diesen Kreuzweg 
errichtet haben, sondern adelige Familien aus Wien. Auf 
einem auf der Balustrade aufgesetzten Stein am oberen Ende 
der Stiege links ist heute noch die alte Inschrift Zu lesen: „Diöse 
Stiege hat aus sonderbarer Andacht zum sterbenden Heiland 
der hohe wienerische Adel setzen lassen im Jahre 1664." 
Wahrscheinlich haben schon kurz vorher ganz primitive Kreuz¬ 
wegstationen bestanden, denn die Linzer Jesuiten haben schon 
1657 das Kalvarienkirchlein gebaut. Die Stiege ist seither 
wiederholt erneuert worden, sie mündet jetzt nicht mehr wie 
einst in die Kirche ein, sondern führt oberhalb derselben zu 
der breit angelegten großen Kreuzignngsgruppe. Die Stationen 
sind gemauerte, schmucklose Kapellen, die erste unten an der 
Straße enthält die Figur der heiligen Helena mit dem Kreuze. 
Diese Steinfignr stammt noch von der älteren Anlage. Die 
eigentlichen Stationen enthalten heute kunstlose Holzgruppen 
mit den Leidensstationen. Die Stiege selbst ist in mehreren 
Absätzen angelegt und von massiven Brüstungen eingefaßt. 
Sie endet bei einem Neubau, der den Franziskanern als Kloster 
diente, als sie noch die Kirche betreuten und die Seelsorge in 
der Ortschaft Margareten ausübten. Sie sind vor einigen 
^Jahren weggezogen und heute ist ein Weltpriester an ihre 
Stelle getreten. Die Kirche mit der unten an der Donau 
gelegenen-Ortschaft Margareten gehört zur Linzer Stadtpfarre. 
— Wir haben den Ortsnamen Margareten genannt, zu dem 
der Kalvarienberg gehört. Dieser Name erinnert noch heute 
daran, daß hier schon in alter Zeit eine Kirche zu Ehren der 
heiligen Margareta gestanden ist. Nach Ziegler (Geschichte der 
Stadt Linz) wird diese heute verschwundene Kirche in den 
erhaltenen Urkunden im Jahre 1381 zum ersten Male genannt. 
Vom Jahre 1383 datiert ein Ablaßbrief, der beweist, daß die 
Kirche damals schon sehr baufällig war, weil nämlich für Bei¬ 
träge zum Neirban ein eigener Ablaß verliehen wurde, ein 
Zeichen auch, daß die Kirche damals einige Bedeutung besaß. 
Nach einer Sage blieb im Frühjahr 1189, als das Heer Barba¬ 
rossas die Donau abwärts zog, 
um im Heiligen Lande gegen 
die Ungläubigen zu kämpfen, 
im heutigen Margareten ein 
erschöpfter Mönch krank zurück, 
wurde aber durch das Wasser 
des Bächleins, das durch das 
Zanbertal zur Donau rinnt, 
geheilt und errichtete hier ein 
Kirchlein, gn dem er als Ein¬ 
siedler lebte. Die Sage wird 
wohl so weit recht haben, daß 
wir die Entstehung dieser Kirche 
in die Zeit der Kreuzzüge 
verlegen dürfen, worauf ja auch 
das Patronat der morgen¬ 
ländischen heiligen Margareta 
hinweist. Vielleicht war sie von 
heimkehrenden Kreuzfahrern 
zum Dank für ihre Errettung 
erbaut worden. Um 1495 er¬ 
folgte eine gründliche Erneu¬ 
erung. Die Kirche erhob sich dort, 
wo heute das Gasthaus Roth- 
mayr steht, knapp an der Donau, 
* in einer noch ganz bewaldeten 
und unwegsamen Gegend. Rur 
ein schlechter Saumpfad ernröglichte den Verkehr nach Linz. 
Die Kirche hatte im 15. Jahrhundert schon drei gotische Altäre 
und war von 
einem Friedhof 
umgeben. Ein 
Mesnerhans ge¬ 
hörte dazu, 
ebenso eine 
Klause für den 
Priester. In 
Linz entstand 
eine eigene 
Margareten- 
Bruderschaft, 
die viel für die 
Kirche tat. Sie 
stand aber zu 
nahe am Strom 
und die Hoch¬ 
wasser haben sie 
wiederholt arg 
beschädigt. Un¬ 
ter Kaiser Jo¬ 
sef II. schlugihre 
letzte Stunde, 
1792 winde der 
Friedhof auf 
den Felsen vor ^ 
der Kalvarien¬ 
bergkirche hin¬ 
aufverlegt, die Kalvarienbergkirche. 
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