Volltext: Zur volksthümlichen Naturkunde (I / 1862)

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Als der Herr Jesus gekreuziget wurde, trauerten alle Vögel. 
Auch Gimpel und Krummschnabel legten ihr Leid an den Tag. 
Sie setzten sich auf das Kreuz und versuchten mit den Schnäbe- 
lein die Nägel herauszuziehen. Im Eifer aber bogen die- einen sich 
hiebei den Schnabel krumm, während die Gimpel sich ihn stumpf 
hieben; zugleich bespritzten sich diese Brust und Leib mit ro~ 
them Blut. — 
Redensarten. An Gimpel fangn, auf der Nase sitzn 
habn. — Dummer Gimpel. — 
8) Habicht, H a b i c h. Man findet sie häufig an Thoren 
angenagelt. Der Bauer sagt, es geschehe, um andere aus der 
Nähe der Häuser zu scheuchen. Auch mit Eulen geschieht häufig 
dasselbe. *) — 
Der Name des Habichts wird nicht gerne genannt; man hört 
meist nur den Ausdruck das »Flöogäd.« — 
Redens arte n. Sein gen einen, wie der Habich, wie der 
»Stessl« auf d’ Taubn, darauf sein wie ein Habich, d. h. auf etwas 
fahren, losslürzen, voll Begierde darauf aus sein. — 
9) Hahn und Henne. Wenn die Hennen abends lange 
herum »basteln,« nicht heimkommen wollen, bleibt den folgenden 
Tag schönes Wetter. Wenn der Hahn ausserhalb der Stube 
kräht, wird oder bleibt es schön; thut er es innerhalb derselben, 
ist das Gegentheil der Fall. Wenn der Hahn Nachmittags kräht, 
wird schlechtes Wetter. — 
Wenn die Hühner sich »moldein,« d. h. schütteln, dass 
»d’ Moldn« herumfliegt, wird es grob. * 2 ) — 
Wenn die Hüener sich »segnen,« kommt eine ehrenwerthe 
Person ins Haus; »breiten« sie sich aber, ist’s ein lästiger Gast 
(wird auch auf schönes und schlechtes Wetter gedeutet.) Wenn 
J ) Es ist dieses ursprünglich zur Abwehr des Blitzes, des Einschlagens ge 
schehen. Die Eule ist ein Naturbild des Blitzes. — 
2 ) Diese Wetterprophezeiungen fliessen daraus, dass Hahn und Henne ein 
Naturbild der Wolke, insbesondere der Gewitterwolke sind. Der Donner 
gott ist aber auch Lebensgott, Heilgott, segnet Feld und Stall und Ehe.
	        
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