Volltext: Zur volksthümlichen Naturkunde (I / 1862)

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stille hielten, da sollte die Kirche erbaut werden. Es geschah, 
und an der Stelle erhob sich die Kirche «Allerheiligen« (unteres 
Mühlvierll). — 
Den von der Ens ausgeschwemmten Leichnam des heiligen 
Florian l ) liess die hl. Valeria, um ihn an sicherer Stätte beizu 
setzen, von einem Gespann Ochsen weiter führen, indem sie 
die Thierc in der Richtung gehen liess, welche sie selbst ein 
schlugen. An der Stelle, wo das Gespann, trotz der bereits zum 
drittenmal wunderbar erhaltenen Tränkung, nicht mehr vom Flecke 
zu bringen war, da wurde der heilige Märtyrer bestattet. 
Es war einmal ein grosser Sünder, der schon lange nicht 
mehr gebeichtet hatte; endlich ging er in sich und beichtete. Doch 
ein Priester nach dem andern verweigerte ihm die Lossprechung; 
endlich fand sich einer, der ihn lossprach, doch unter der Be 
dingung, dass er sich lebendig in eine Kuhhaut einnähen und 
so nach Rom fahren lasse. Es geschah; aber auf dem Wege 
starb er, und die Würmer frassen seinen Leichnam. Als der 
Wagen in der heiligen Stadt einfuhr, fingen alle Glocken von 
selbst zu läuten an, weil er ein Heiliger war. (Mühlviertl ‘ 2 ). 
In der Sage von der Gründung Kremsmünsters weist ein 
Hirsch mit brennenden Lichtern auf den Geweihen dem Bayern 
herzog Thassilo die Stelle, wo er den Leichnam seines Sohnes 
bestatten soll. Er weicht nicht von dem Flecke, bis Thassilo eben 
sie erwählt hat. — 
Die Entstehung der Kirche »Maria Falsbach« hei Gunskirchen 
schreibt, wie die Legende erzählt, sich davon her, dass ein un 
gewöhnlich grosser Hirsch, der ein Muttergottesbild in den Ge 
weihen trug, den Falsbach herabschwamm. Wo er das heilige 
Bild am Ufer absetzle, ward eine Kapelle erbaut, welche sich, da 
*). Die Legende erzählt, dass diess trotz des umgehängten Mühlsteines ge 
schah. Der Leichnam des Heiligen sollte also in der nassen Tiefe ver 
senkt bleiben. — 
2 ) Die Seele, der Lufthauch, entschwebt in der Kuhheit, der Wolke, nach 
Rom, in den Wolkenhimmel. —
	        
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