Volltext: Zur volksthümlichen Naturkunde (I / 1862)

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nerin zu früh hervorgeht, oder wenn es gar an einem Freitag, 
besonders an dem Karfreitag geschieht: b) wenn an einem Freitag 
»geblödert« wird ; c) wenn man an Frei- oder Samstagen abends 
jauchzt oder Tanzlieder singt; d) wenn nach Georgi Flachsarbeit 
verrichtet wird; e) wenn man vor Georgi Leinwand bleicht, oder 
die Bleichtücher auch nur auf grünem Wasen ausbreitet. ! ) — 
Auch schäuerts, wenn nach Georgi noch »Agng« * 2 ) auf die 
Felder kommen ; wenn Samstags nach dem Feierabendläuten, fer- 
ners so lange als Christus im Grabe liegt, dann an den Bittagen 
und an Christi Himmelfahrtstage Wäsche geblödert wird. Anderswo : 
Sonntags soll nach 2 Uhr nicht mehr gewaschen, noch gesponnen 
und eingespannt werden. — Auch wenn Sonntags die Sensen ge 
schärft werden, setzt es Schauer ab. Eben so, wenn der Bauer 
zu Acker fährt und auf der Egge einen Stein liegen hat. — Wenn 
die Leiche eines Menschen, der sich selbst erhenkt hat, im Got 
tesacker begraben , ja auch nur durch die Felder geführt wird. 
*) In alter Zeit hat man sogar, so heisst es, solche Leinwat weggenommen 
und verbrannt. Hatte man es nicht gethan, wäre ein grosses Sterben 
unter die Leute gekommen. Der Vorgang des Wasehens erscheint, mit- 
einbezogen das Bleichen der Leinwand und das Anziehen des frischen 
Hemdes, so wie Nähen und Flicken mit Gewitter und Blitz in Verbindung. 
Das Blödem der Wäsche insbesondere, wozu der Waschbloi dient, an 
den sich auch sonst mancher Brauch und Glaube knüpft, konnte leicht 
als Abbild des Gewitterprozesses am Himmel gedacht werden. Die nassen 
Tücher sind die Wolken, der Waschbloi der Hammer Thors, die Schläge 
damit tönen wie Donnerrollen; die wegspritzenden Tropfen glänzen in 
der Sonne wie Blitzfunken. Die irdische Leinwand darf daher nicht ge 
bleicht werden, bevor es nicht die himmlische, die Wolken-Leinwand wird. 
2 ) Die kleinen Stachel, welche beim Schwingen von dem Flachs abfallen. 
Stets knüpfen sich an die Verspätung der häuslichen und ländlichen Ar 
beiten Strafen oder dgl. Ist die Flachsarbeit bis Georgi nicht vollendet, 
so schauert es. Zu Bartholomäus soll man weder mehr Heugras noch 
Halme sehen, sonst etc. etc. Wer nach Martini noch zu Acker fährt, 
führt sein Weib ein. Es bestätigt sich also an Heu -, Getreide - und 
Flachsarbeit. —
	        
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