Volltext: Die Fechtkunst im Wandel der Jahrhunderte

1600 Wgusburg. Hoff zu Gott und nicht verzag -- Kn 
das Glück kompt alle Tag." Ferner Jakob Sutor: New 
künstliches Fechtbuch 1612. 
Damit war die bodenständige deutsche Fechtknnst nach 
kurzer Blüte aber abgeschlossen, denn ihr fehlte die Entwick¬ 
lungsmöglichkeit. So wie das zweckmäßige römische Le¬ 
gionsschwert den Sieg über die Langschwerter der Gallier 
davontrug, so verdrängte im 17. Jahrhundert-die romanische 
Stichwaffe, der Degen, in seinem Siegeszug über Europa 
auch die alte deutsche „Schirmkunst" und blieb nun aus- 
schließlich Militär-Uebnngs- und Staatswaffe bis etwa zur 
großen französischen Revolution. Variiert wurde diese Fecht- 
kunst noch durch zeitweise Anwendung von zwei Degen oder 
die Kombination „Degen und Dolch". Seinen Ausgang 
nahm der Degen in Spanien, wo Pedro d e I l a Torr e 
1474 seine Schule begründet haben soll. Leidenschaftlich 
nahm Italien ihn aus-und erreichte bald die Meisterschaft 
seiner Führung. A g r i p Pa Camillo M i I a n e s e in 
seinem: Trattato di Scientia dÄrme con un dialogo di 
Filosofia (man ersieht daraus die geistige Vertiefung) Rom 
1663" begründet Italiens bleibende Höhe in der Hechtkunst. 
Von ihm stammen die heutigen Bezeichnungen der Paraden 
bezw. Auslagen: Prima, Seconda, Terza, Quarta .'c. Die 
italienische Schule wurde die Grundlage der neueren deut¬ 
schen Fechtkunst, die sich ans das Werk des berühmten 
Maestro S a l v a t o r e Fabrik: „De la ^ Scher in a 1606" 
stützte und in Deutschland durch den „Edlen Herrn Heinrich 
von und zum Velde, Senior des Stiftes St. Petri Pauli 
in Magdeburg", verbreitet wurde. 
Frankreich blieb anfänglich zurück, erst 1673 erscheint 
das erste Fechtbuch des Henri de Saint Dis 7 er; 
es lehnt sich zwar an die Italiener an, wird aber der Be¬ 
gründer der später berühmten französischen Schule. Sein 
Buch war König Karl IX. gewidmet, der selbst für einen 
gewandten Fechter galt und dem Fechten viel Privilegien 
einräumte. Unter anderem führte er die heute noch übliche 
Bezeichnung „Akademien" für Fechtvebanstaltungen ein. 
Sein Nachfolger Heinrich III. (1674—1589), eine der 
„besten Klingen" Frankreichs, schaffte den Hieb mit dem 
Degen ab, was Italien schon früher getan hatte und damit 
begann die reine hohe Schule der Stoßfechtkunst. 
Mit der französischen Revolution beginnt der Korb- 
säbel Anhang zu gewinnen; zähe am Degen hielt die deutsche 
Studentenschaft fest, bis infolge der vielen Schlägereien 
mit tödlichem Ausgänge die Behörden sich veranlaßt fühlten, 
im Jahre 1842 den Degen als Studentenwaffe abzuschaffen. 
Ihn vertritt von da an der „Schläger". Er sollte stets die 
Waffe und das Attribut des deutschen Studenten bleiben, 
eine ziemlich harmlose Waffe, die der überschäumenden Ju- 
geudkraft ein Ventil war, sie in, ritterliche Bahnen weist 
und den Mannesmut stählt. 
Im 19. Jahrhundert ging die Pflege der Fechtkunst, 
wenigstens in Deutschland und Oesterreich, sehr zurück, an 
die Stelle der alten Fechtervereinigungen waren längst 
Schützenvereine getreten und die Säbel- und Florettschule 
nach französischer Art war selbst blutleer geworden. Ta 
kam neuerdings aus Italien, wo die Tradition nie ver¬ 
loren ging, eine frische Bewegung. Ein zweiter Salvatore 
Fabris, kam 1882 ein anderer italienischer Meister, der be¬ 
rühmte Barbasetti, nach Wien und errichtete im St. 
Annahofe eine Fechtschule. Seiner überlegenen Methode 
war es vorbehalten, von Wien aus, nachdem die Hochschule 
der österreichischen Fechtkunst, der Militär-Turn- und Fecht¬ 
lehrerkurs in Wiener-Neustadt, sie anerkannt und ange-, 
nommen hatte, die gesamte Fechtkunst Europas zu refor-' 
Mieren und ihr nie geahnte Ziele zu stecken. In Oesterreich 
ist in der „Akademie der Fechtkunst" in Wien eine Hoch¬ 
burg entstanden, welche die neue Schute pflegt und nicht nur 
die hervorragenden Meister, sondern auch die Vereine, die 
in Oesterreich diese Richtung vertreten, umfaßt. 
Auch in unserer Landeshauptstadt ist durch die Grüm 
düng des „Erster Linzer Fechtklub" wieder eine Pflegestätte 
der ritterlichen Kunst entstanden und es ist ein Bern eis 
hoher Tatkraft für diesen Verein, daß er sich, erst im zweiten 
Winter seiner Tätigkeit stehend, schon zu so hohen Zielen 
wie die Veranstaltung von Tournieren um die oberöster- 
reichische Landesmeisterschaft (am 16. und 17. März) und be¬ 
sonders zur Aufführung einer Wo ^ ngestoorstellung 
(18. März) aufgeschwungen hat, bei der die in vorstehenden 
Zeilen geschilderte Geschichte der Fechtkunst in historischer 
Treue in den alten Waffen, Trachten mit Musik und Ge¬ 
sangseinlagen vorgeführt werden soll. 
Diese in Linz nie gesehene kultirrgeschichtliche Ausfüh¬ 
rung, an deren Zustandekommen in erster Linie der Präsi¬ 
dent des Fechtklubs, Herr Hofrat Oskar M e i ß - T e t f f e n 
und der Vereinsfechtlehrer Professor Vinzenz H e n n I Ver¬ 
dienst haben, möge dem Publikum reiche Eindrücke ver- 
nütteln und dem veranstaltenden Vereine ein Ruhmesbla^H 
werden — honor armis! 
Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Der kathol. Preß verein der Diözese Linz. — Verantwortlicher Redakteur: 
I. P.: !J. Danzer. — Drucker: Akad. '-Buchdruckerei des kath. Preßvereines (verantw. Leiter: Karl Commenda). Sämtliche irr 
Linz, Landstraße 41.
	        
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