4398 —
die redaktionelle Tätigkeit anders gesinnter Blätter ein—
schränkt. Wir scheinen, glaube ich behaupten zu dürfen,
gemäßigter, weil wir der Massensuggestion weniger
leicht zugänglich und in kritischen Augenblicken ruhige—
ren Blutes sind. Aber gerade in diesem Punkte, das
will und muß ich ohne Umschweife sagen, ist das Recht
auf unserer Seite. Gerade wir Sozialdemokraten und
namentlich unsere Führer hätten darauf zu sehen, daß
die mit der Republik errungenen Freiheiten unter allen
Umständen gewahrt bleiben. Wenn wir uns in diesem
Sinne bemühen, werden wir uns nicht bloß um die
republikanisch-parlamentarische Schulung und Diszi—
plinierung der Arbeiterschaft verdient machen, wir wer—
den auch die vielen, sehr vielen Schwankenden unter
den geistigen Arbeitern endgültig in unsere Reihen
bringen, wenn sie sehen, daß uns unsere Jdeale heilig
sind. Und daß wir sie brauchen, wenn es zum Endͤrin—
gen kommt zwischen Kapitalismus und Sozialismus,
daß wir nur im Vereine mit ihnen jene erstrebenswerte
Mehrheit gewinnen können, die die notwendige Vor—
aussetzung zur Ueberwindungdes Klassen—
staates ist, ist meine unverrückbare Ueberzeugung.
Und einzig darin ist die Berechtigung dafür gelegen,
daß wir geistigen Arbeiter — natürlich ohne Engher—
zigkeit Und Ueberschätzung unserer Kräfte — eine selb—
stäändige Organisation bilden und uns deren Ausbau
und Ausgestaltung eine ganz besondere Herzenssache
werden lassen, damit wir — den Eingenarten dieser
Arbeitergruppe Rechnung tragend — einen verläß—
lichen Kader und lebensfähigen Sammelpunkt schaffen,
damit das Proletariat an uns eine tüchtige Sturm—
truppe für die Endphase des Entscheidungskampfes
finde.
AI