Volltext: 70 Jahre Kuranstalt Bad Hall

statt, Georg Ramsauer, neue Bohrungen angestellt. Bald 
wurde Jodwasser in viel größeren Mengen wie bisher zu Tage 
gefördert. Durch wiederholte Untersuchungen stellte es sich 
heraus, daß die Quelle alle übrigen bekannten Jodquellen, 
selbst die.Adelheidquelle in Heilbronn, die stärkste auf dein 
Kontinent, an Jodgehalt weitaus übertreffe. Es wurde nun 
auch der Bau eines den modernen Anforderungen entsprechen¬ 
den Kur- und Badehauses in Angriff genommen- die Arbeiten 
begannen am 15. März 1855. Den Bauplatz hatte die. Markt¬ 
gemeinde unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Am 20. Mai 
war das Gebäude 
fertiggestellt und feier¬ 
lich eröffnet. Ein Ge¬ 
denkstein im Stiegen¬ 
hause verewigt die 
Verdienste, die sich der 
Statthalter von Ober¬ 
österreich, Freiherr 
von Bach, um das 
Zustandekomnren des 
großen Werkes er¬ 
worben hat. Mit der 
Eröffnung des Bad¬ 
betriebes im neuer¬ 
bauten Kurhause wur¬ 
den die Privatbade¬ 
anstalten in Hall und 
Pfarrkirchen ge¬ 
schlossen. Im Jahre 
1857 wurde unter Lei¬ 
tung des Obergärt¬ 
ners Runkel vom 
Stifte Kremsmünster 
der Park nächst dem 
Kurhause angelegt, 
der im Laufe in den 
letzten Jahrzehnten 
durch neue Parkanlagen („Adalbert-Stifter-Park" und „Neuer 
Park") bedeutend erweitert wurde. 
Besondere Sorgfalt verwendete man aus die Erschließung 
neuer Heilquellen, da man sah, daß bei zunehmender Frequenz 
der Badegäste die eine Quelle am Sulzbach, die Tassiloquelle, 
den Ansprüchen nicht mehr gewachsen sein würde. Im Jahre 
1868 wurde durch die Bemühungen des Apothekers Richter 
und des Ingenieurs Egger die alte Quelle im Ternbachtale, 
die Gunterquelle, neu entdeckt. Die später fortgesetzten 
Bohrungen in diesem Tale stießen überall auf Jodwasser. 
Diese neuen Quellen wurden 1905 in der Maria-Valerie- 
Quelle gesammelt und in die Kuranstalt geleitet. Im ver¬ 
gangenen Jahre wurde mit einer neuen Bohrung unmittelbar 
bei der Kuranstalt begonnen, die einen großartigen Erfolg 
zeitigte. Diese Quelle, die nach dem großen Förderer des 
Bades, des Herrn Landeshauptmannes Johann Nep. Hauser, 
„Johannesquelle" benannt wird, liefert täglich 300 Hekto¬ 
liter, das ist dreimal soviel, als alle früheren Jodquellen Halls 
zusammen. 
Das Haus in Pfarrkirchen, in dem der erste Haller Badearzt Steppich 
ordinierte. 
Die Kuranstalt erwies sich bald den großen Ansprüchen 
gegenüber nicht mehr gewachsen und mußte durch Flügel¬ 
bauten erweitert werden. Schließlich mußte man an den Bau 
eines neuen Badehauses schreiten, das am 17. Juni 1908 feier¬ 
lich eröffnet wurde und zur Erinnerung an das 60jährige Re¬ 
gierungsjubiläums des Kaisers Franz Josef „Kaiser-Franz- 
Josef-Badehaus" benannt wurde. 
Mit der raschen Zunahme der Badegäste nahm auch der 
Markt einen gewaltigen Aufschwung. Bereits 1855 wurde 
das Kaiserin-Elisabeth-Kinderhospital (jetzt Kinderheilanstalt der 
Stadt Wien) einge¬ 
richtet. 1905 wurde 
es von derStadtWien 
übernommen und 
durch einen großen 
Neubau erweitert. Im 
Jahre 1856 wurde 
dank der unermüd¬ 
lichen Tätigkeit des 
damaligen Badever¬ 
walters, Josef Hilli- 
scher, das Armenbad¬ 
spital (jetzt Landschaft¬ 
liches Spital) gegrün¬ 
det und nach seiner 
Uebernahme durch das 
Land in einem Neu¬ 
bau untergebracht. 
1883 wurde das Offi¬ 
zierskurhaus eröffnet. 
Das evangelische Kin¬ 
der- und Pflegeheim 
erhielt im Jahre 1908 
einen prächtigen Neu¬ 
bau. 
Neben diesen An¬ 
stalten öffentlicher und 
privater Wohltätigkeit entstanden im Laufe der Zeit noch viele 
andere Bauten, die den modernen Ansprüchen der Badegäste 
Rechnung tragen, so die Trinkhalle, in der das Jodwasser ab¬ 
gegeben wird und die bei schlechtem Wetter als Wandelhalle 
dient. An Stelle des alten, hölzernen Theaters wurde im 
Markte ein modernes Theatergebäude errichtet. Zahlreiche 
Villen in und um Hall sind bereit, Badegäste aufzunehmen. 
Besonders seien hier noch erwähnt das 1907 erbaute Sanato¬ 
rium und die neue Landesvilla in der Nähe des Kurparkes. 
Heuer sind es 70 Jahre, daß die Kuranstalt Bad Hall 
eröffnet wurde. Große Arbeit, aber auch reichlichen Segen 
brachten die vergangenen sieben Jahrzehnte. In den Sieb- 
zigerjclhren ist der Ruf des Kurortes hinausgedrungen in die 
ganze Welt. Tausende sind voll Vertrauen hieher gekommen 
und haben hier das größte Gut, die Gesundheit, wieder ge¬ 
funden. Was Bad Hall heute ist, verdankt es in erster Linie 
seinen Quellen und nicht zuletzt jenen Männern, die weit¬ 
blickend jenen Schatz zu heben bestrebt waren, der hier in tiefer 
Erde ruht. 
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v 
Von Medizinalrat Dr. I. F. Crippa. 
Bad Hall ist heute ein Badeort, ausgestattet rüit allen 
Einrichtungen und Bequemlichkeiten, welche der verwöhnte 
Kulturmensch von einem Heilbade verlangt, das ihm in mög¬ 
lichst kurzer Zeit die verlorene Gesundheit wiederschenken sott. 
Eisenbahn und Auto bringen die Kranken aus allen Richtungen 
und Fernen nach Hall; gut gepflegte Straßen durchziehen den 
Ort, der sich aller hygienischer Errungenschaften größerer 
Siedlungen erfreut: einwandfreier HochquellenwasserleiUmg, 
allgemeiner Kanalisation, reichlicher elektrischer Beleuchtung. 
Gute Unterkunftsverhältnisse, Hotels, Gasthöfe und Pensionen 
19h
	        
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