Volltext: 70 Jahre Kuranstalt Bad Hall

QtM fate Cfavni# M ffitweMid) 
Von Franz Bohdanowicz. 
In dem weiten, idyllisch-freundlichen Hügelland zwischen 
der Traun und der Enns liegt auf einer Anhöhe über dem 
Sulzbach der Markt Hall mit seinen weltberühmten Heilquellen. 
Von Jahr zu Jahr aufwärts strebend, hat er sich gerade in 
den letzten Jahrzehnten, als man die Wohltat seiner Quellen 
immer mehr zu schätzen begann, zu einem schönen, großen 
Gemeinwesen Entwickelt. Ein Gebäude nach dem anderen ist 
erstanden und großstädtisches Getriebe herrscht heute zur Zeit 
der Saison in dem Badeorte. 
Trotzdem ist Hall zu den ältesten Ansiedlungen des Landes 
zu zählen. Der Reisende, der von der uralten Kulturstätte im 
Kremstale, dem Stifte Kremsmünster, nach Hall kommt, be¬ 
tritt hier eine Ansiedlung, die noch älter ist als selbst die Kloster¬ 
gründung Tassilos. Als nämlich 
Tassilo im Jahre 777 das Kloster 
Kremsmünster gründete, gab er 
ihm neben anderem reichen Be¬ 
sitz auch die Salzquelle am Sulz¬ 
bach zu eigen. Unter den Zeugen 
dieser Stiftungsurkunde befinden 
sich drei Bischöfe (darunter der 
hl. Vigilius von Salzburg) und 
fünf Aebte. Die Schenkung be¬ 
stätigte Kaiser Karl der Große 
mit. Urkunde vom 3. Jänner 791 
zu Worms und neuerdings zu 
Aachen im März 802. ft 
Zu jener Zeit soll an der . 
Stelle, wo heute das Kinder- 
spitäl steht, eine Burg der bayri¬ 
schen Herzoge (Agilolsinger) ge¬ 
standen sein, in welcher die Her¬ 
zoge bei ihren Jagdausflügen sich 
aufhielten, ft Rolleder meint in 
seinem Werke „Heimatkunde von 
Steyr", S. 209, das vorsprin¬ 
gende sogenannte Jägerfeld, wel¬ 
ches senkrecht zum Sulzbach ab¬ 
fällt und von einem erst 1894 
verschütteten, tiefen Trocken¬ 
graben aus der Marktseite um¬ 
geben war, bekräftige diese 
Ueberlieferung. 
Als die Ungarn im 10. Jahrhundert alles verwüstend bis 
über Oesterreich hinaus vordrangen, fiel auch Kremsmünster 
der Zerstörung anheim. Die Folge davon war, daß die Be¬ 
sitzungen des Stiftes verloren gingen; jener von Hall bemäch¬ 
tigten sich die Herzoge von Bayern. Bei Wiedererrichtung des 
Klosters kam es nach und nach wieder zu seinen Besitzungen, 
teils durch Herzog Wels, teils durch dessen Sohn Heinrich. 
Am 17. September 1174 bestätigte Heinrich der Löwe, 
Herzog von Bayern und Sachsen, zu Hering dem Kloster 
Kremsmünster (Abt Ulrich III.) die Schenkungen seiner Vor¬ 
fahren, darunter auch die „Hube in Hall". Es heißt dort: „Hoba 
in Halle, quem avus noster Dux "Welfo beatae memoriae 
eidem Ecclesiae scilicet Chremesmunster declit“ (die Hube in 
Hall, welche unser Großvater Herzog Welf seligen Angedenkens 
derselben Kirche, nämlich KremsmünMr, gab).ft Im April 1179 
bestätigte Papst Alexander III. dem Kloster Kremsmünster 
Blick auf Bad Hall. 
ft Urkundenbuch des Landes ob der Enns II, S. 3 bis 7. 
ft Rabl: Jllustr. Führer durch Oberösterreich, 
ft Urkundenbuch des Landes ob der Enns II, S. 848. 
alle Besitzungen und Pfarreien, darunter auch „Parochiam 
Halle cum omni decima et dote sua“.1) Abermals finden wir 
eine Bestätigung über die Zugehörigkeit von Hall zu Krems¬ 
münster, diesmal ausgestellt von Papst Jnnocenz IV. zu Lyon 
am 12. Jänner 1247 und vom selben Papste und auch vom 
gleichen Orte aus ausgestellt am 14. Juni 1249. (Urkunden¬ 
buch des Landes ob der Enns, III. Band, S. 134 bis 137.) 
Weiter bestätigt das Haller Besitztum dem Kloster Kaiser 
Friedrich I. anno 1181 an: 27. Februarft zu Nürnberg. „Item 
mansum in Halle, quem proavus noster dux Welfo beatae 
memoriae eidem Monasterio contulit, ratuni ei volumus 
permanere.“ 
Daß man Hall auch mit dem Namen „Herzogenhall" be¬ 
zeichnete, dafür geben mehrere 
Urkunden den Beweis. So z. B. 
gibt 1188 Heinrich von Ort in 
Herzogenhall kund und zu wissen, 
daß Udalschalk von Trübenbach 
seine Besitzungen im Ennstal 
und zu Trübental dem Kloster 
Gleink geschenkt hat. 1220 wird 
berichtet von einer Zusammen¬ 
kunft der Prälaten von Sankt 
Florian und Kremsmünster in 
Herzogenhall. Zweck dieser Zu¬ 
sammenkunft war die Schlich¬ 
tung eines Streites zwischen dem 
Kloster Garsten und dem Pfarrer 
von Wartberg. 1276 wird der 
Aufenthalt Heinrichs des Pfalz¬ 
grafen von Rhein und Herzogs 
von Bayern in Herzogenhall 
gemeldet. Zum letzten Male wird 
der Name Herzogenhall für Hall 
gebraucht in einem Gerichtsbriefe 
Kaiser Rudolfs I. vom Jahre 
1280, in welchem dem Bischof 
Peter von Passau die Vogtei 
über die Leute und Güter der 
Pfarren Kremsmünster, Herzo- 
genhalle usw. zugesprochenwurde. 
Hall finden wir auch nebst' 
vielen anderen Gütern als 
Pfand für den Brautschatz anläßlich der Vermählung des 
HerzogsOtto vonBayern mit Kaiser RudolfsTochterKatharina. 
Nach dem 1282 erfolgten kinderlosen Ableben der letzteren 
wurde Hall vom Herzog Albrecht von Oesterreich wieder zurück¬ 
gefordert. Die Rückgabe erfolgte auch 1283. 
Gelegentlich der Bestätigung der Stadtrechte der Stadt 
Steyr 1287 scheint Hall Marktrechte erhalten zu haben und 
als Hofmark zur Burg Steyr gekommen zu sein. Schon in einer 
im Jahre 1292 ausgestellten Urkunde lesen wir unter den 
Zeugen „Albrecht, Ritter von Hall". Später finden wir in 
einer Streitsache „Otto und Heinrich, die Zöllner von Hall". 
In einem mehrere Jahre später, 1303, entstandenen Streite 
wegen eines Gutes zu Pösenbrunn tritt als Streitrichter 
Heinrich von Rappauch aus, der sich Burggraf zu Rohr und 
Richter zu Hall in der Hofmark nennt. 
Als weiteren Beweis des marktberechteten Ortes treffen 
wir dann verschiedene Männer in Urkunden verzeichnet, die 
ft Ebd. II, S. 365. 
ft Ebd. II, S. 872.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.