Funkentelegraphie und optische Nachrichtenmittel.
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Höhe von 80 in, eine Reichweite bis 1000 km. Die neueren Stationen
waren zum Schutz gegen Luftangriffe zum Teil bereits in bombensicheren
Anlagen untergebracht. Der Ende 1913 begonnene Bau einer Großstation
Graudenz als Zentrale des Nordostens stand bei Kriegsausbruch vor der
Vollendung. Die Errichtung einer gleichen westlichen Zentralstation in
Mainz war in Angriff genommen. Der im Jahre 1913 angefangene Bau
der als militärische Hauptzentrale vorgesehenen Großstation Königswuster
hausen war bei Kriegsbeginn fast fertiggestellt. Neben diesen militärischen
Stationen verfügte die Reichstelegraphenverwaltung über die Sender
Nauen und Eilvese (Hannover), deren große Leistungsfähigkeit eine
Funkverbindung auch mit überseeischen Ländern ermöglichte.
Optische Nachrichtenmittel.
Optisch e Nachrichtenmittel (Sehzeichen), die ältesten mecha-
nischen Mittel des militärischen Nachrichtendienstes, waren bis auf
Winkerflaggen durch die Entwicklung der technischen Nachrichtenmittel
zunächst völlig verdrängt worden. Sie fanden erst um die Jahrhundert
wende wieder erhöhte Beachtung und bewährten sich vornehmlich in
Kolonialfeldzügen. Die zum Blinken eingerichteten Apparate bedienten
sich wie der Heliograph als Lichtquelle entweder des Sonnenlichts oder wie
die Signallampe eines künstlichen Gemisches aus Azetylen und Sauerstoff.
Durch Abblenden der Lichtquelle konnten lange und kurze Lichtzeichen ge
geben und somit das Morsealphabet angewandt werden. Beide Apparate
wurden zu dem im Jahre 1903 eingeführten Signalgerät vereinigt, desien
Reichweite je nach den Witterungsverhältniffen verschieden war.
Mit fortschreitender Entwicklung des Fernsprechers und Funkgeräts
verlor das Lichtsignalgerät an Bedeutung. Die Feld-Signal-Abteilungen
der Kavallerie-Divisionen wurden seit dem Fahre 1912 in Kavallerie-
Nachrichten-Abteilungen umgewandelt^) und ausschließlich mit Fernsprech
gerät ausgestattet. Das Signalgerät wurde den Festungen überwiesen.
Als sonstige Nachrichtenmittel fanden vor allem Winkerflaggen zur
Übermittlung kurzer Befehle und Nachrichten bei der Truppe weitgehend
Verwendung. Sie gehörten zur Ausrüstung fast aller Truppengattungen.
Meldehunde gab es im Heere nicht; die „Kriegshunde", die einige
Jäger-Bataillone für Botengänge im Patrouillen- und Vorpostendienst
besesien hatten, waren im Jahre 1911 als überflüssig abgeschafft worden.
Eine Verwendung von Brieftauben war im allgemeinen nur für den
Verkehr mit eingeschloffenen Festungen vorgesehen sowie nach einzelnen
Punkten längs der Grenze.
1) Anhang S. 411, 425 f., 438.