Volltext: Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft. Anlagen zum ersten Band (1,2)

Die militärische Rüstung — Anhang. 
383 
Hinweis auf die sich ständig erhöhenden technischen Anforderungen des Feld- 
und Festungskrieges wegen Vermehrung der Pioniertruppe vorstellig geworden 3 ) 
und hatte dabei erneut die Schaffung einer besonderen Festungs-Pioniertruppe als 
ein dringendes Bedürfnis der neuzeitlichen Kriegführung bezeichnet. Diesen 
Wünschen gab das Kriegsministerium nunmehr insofern statt, als es in die Wehr 
vorlage die Bildung von drei preußischen Bataillonen aufnahm, die unter grund 
sätzlichem Beibehalt der einheitlichen Ausbildung nebenher in den besonderen Auf 
gaben des Velagerungs- und Festungskrieges geschult und im Kriegsfalle entsprechend 
verwandt werden sollten. In den danach künftig mit je zwei Bataillonen ausgestatteten 
drei (Grenz-) Armeekorps sollte als ihre vorgesetzte Dienststelle unter Einschränkung 
der Zahl der Festungs-Inspektionen je ein Pionier-Kommando (Regimentsstab) er 
richtet werden. Außerdem wurden die Zusammenfasiung der fünften Kompagnien 
der beiden bayerischen Bataillone mit einer neu zu bildenden Kompagnie zu einem 
Bataillon für die 5. bayerische Division sowie die Verstärkung des sächsischen 
Bataillons um zwei auf sechs Kompagnien vorgesehen. Als Ausgleich gegenüber 
den weiter gehenden Forderungen der General-Inspektion und mit Rücksicht auf die 
künftig auch für die Pioniere geltende zweijährige Dienstzeit nahm die Wehrvorlage 
zudem eine erhebliche Erhöhung der Friedensstärken der Bataillone auf einen ein 
heitlichen Etat von je 620 Unteroffizieren und Mann in Aussicht?). Infolge Ve- 
schneidung der Wehrvorlage durch den Reichstag wurden die CLatserhöhungen indesien 
auf je 611 Köpfe herabgesetzt, ebenso mußte auf die Bildung des bayerischen Batail 
lons verzichtet werden, während die übrigen Forderungen durch das Präsenzgesetz 
von 1893 bewilligt wurden. 
Durch die Erhöhungen der Vataillonsstärken wollte man neben Erleichterung 
der vielgestaltigen Ausbildung und der immer umfangreicher werdenden Kriegs- 
sormation der Pioniere auch besiere Vorbedingungen für Erfüllung ihrer Aufgaben 
im Telegraphendienst schaffen, der die Truppe sowohl in der Friedensausbildung 
wie auch bei einer etwaigen Mobilmachung infolge fortschreitender Vermehrung der 
Telegraphenformationen^) in steigendem Maße in Anspruch nahm. War 
es doch in Anbetracht der hohen Anforderungen des eigentlichen Pionierdienstes un 
vermeidlich, daß der Telegraphendienst, wie die Waffenbehörden wiederholt her 
vorhoben, von der Pioniertruppe häufig als „lästige Rebenaufgabe" behandelt wurde. 
Zur Schaffung einer selbständigen Telegraphentruppe, die allein eine durchgreifende 
Besserung dieser Verhältnisse ermöglichen und der Bedeutung des Rachrichten- 
wesens für die neuzeitliche Kriegführung Rechnung tragen konnte, hatte sich das 
Kriegsministerium im Jahre 1893 trotz lebhafter Befürwortung auch seitens des 
Generalstabes noch nicht zu entschließen vermocht. Erst das Präsenzgesetz von 1899 
brachte die Erfüllung dieser mit der ständigen Erweiterung der Rachrichtenorganisation 
in der Kriegsformation des Heeres immer dringender werdenden Forderung. Ein 
Anfang mit der Schaffung einer besonderen Telegraphentruppe wurde schon 1897 durch * 2 
3 ) In einer Denkschrift vom 13. Dezember 1891 hatte die General-Inspektion 
allein für Preußen eine alsbaldige Vermehrung um mindestens fünf Bataillone 
beantragt, um den „einschneidenden Mängeln .. wenigstens in den Grenzen des 
allerdringendsten Bedürfnisses abzuhelfen". 
?) Die zu je fünf bzw. sechs Kompagnien formierten Bataillone sollten ent 
sprechend höhere Ctatsstärken erhalten. 
2) Anhang S. 385.
	        
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