Volltext: Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft. Anlagen zum ersten Band (1,2)

376 
Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft — Anlage-Band. 
Einen gewissen Abschluß erhielt die Entwicklung der Organisation der Feld 
artillerie durch das Präsenzgesetz von 1899. Maßgebend hierfür war das Bestreben, 
dem Heere „durch Zuteilung einer starken, allen Aufgaben gewachsenen Artillerie das 
jenige Maß an Kraft und innerer Festigkeit zu geben, welches selbst gegen die Über 
legenheit an Zahl zum Siege führt", da Deutschland darauf verzichten müsse, den 
etwaigen Gegnern „an Kopfstärke unseres Heeres gleichkommen zu wollen 4 )". Zunächst 
war — entsprechend dem früheren Vorschlage des Generals v. Verdy 2 ) — beabsichtigt, 
die Dreiteilung der Feldartillerie in der Kriegsgliederung eines Armeekorps auf die 
Friedensgliederung zu übertragen und damit auch die Unterstellung der Feldartillerie- 
Brigaden unmittelbar unter die Generalkommandos beizubehalten; daneben wollte 
man besondere Regimenter zur Ausstattung mit dem neuen Steilfeuergeschütz, der 
leichten Feldhaubihe 3 ), schaffen. Doch entsprach eine derartige Neuregelung dem fort 
gesetzten Streben, die Verbindung der drei Hauptwaffen zueinander möglichst eng zu 
gestalten, ebensowenig wie sie eine ausreichende Erleichterung für die Regimenter 
ermöglichte, deren großer Umfang die Ausbildung erheblich erschwerte. Zudem hätten 
besondere Haubitz-Regimenter die Einheitlichkeit der Organisation empfindlich beein 
trächtigt. Auf Vorschlag des damaligen Chefs der Feldartillerieabteilung im Kriegs 
ministerium, Oberst Gallwih, nahm man daher die Eingliederung der entsprechend 
zu vermehrenden Feldartillerie-Vrigaden unter erheblicher Verkleinerung ihrer Regi 
menter unmittelbar in die Infanterie-Divisionen in Aussicht. Demnach sollte jede 
Division eine Brigade mit zwei Regimentern erhalten und jedes Feldartillerie- 
Regiment künftig in der Regel nur noch aus sechs Batterien, zusammengefaßt zu 
zwei Abteilungen, bestehen, auf die man anfänglich auch sämtliche reitende Abteilungen 
bzw. Batterien in Anrechnung bringen wollte, um mit möglichst geringen Neuauf 
stellungen auszukommen. In Anbetracht des immer noch bestehenden Vorsprungs der 
französischen Feldartillerie 4 ), die zudem mit einem der neuen deutschen Feldkanone 96 5 ) 
erheblich überlegenen Geschütz umbewaffnet wurdet), hielt die Heeresverwaltung in 
dessen eine größere Vermehrung der fahrenden Batterien für erforderlich, so daß 
wenigstens die für Kavallerie-Divisionen bestimmten elf reitenden Abteilungen (zu je 
zwei Batterien) bei einer entsprechenden Anzahl Regimenter als dritte Abteilungen 
blieben. Die sonstigen reitenden Abteilungen bzw. Batterien, von denen man einige 
in fahrende umwandelte, wurden wie die fahrenden gegliedert und als solche ge- 
rechnet?). 
Zur Durchführung der geplanten Neuorganisation wurden auf Grund des 
Präsenzgesetzes von 1899 außer den erforderlichen Stäben 80 fahrende Batterien 
errichtet 3 ), dazu eine dritte Lehr-Abteilung (drei fahrende Batterien), die mit den 
beiden vorhandenen zu einem Lehr-Regiment der Feldartillerie-Schießschule zu 
sammengefaßt wurde. Dabei verblieben jedoch insofern einige Lücken, als die beiden 
neuformierten dritten Infanterie-Divisionen des I. und XIV. Armeekorps^) statt 
einer Brigade nur je ein Regiment erhielten, während die Bildung der erforder 
lichen Anzahl von Regimentern für die künftig in drei Armeekorps gegliederte 
Bayerische Armee^) infolge der unzureichenden Präsenzerhöhung zum Teil aus Ab 
4 ) Schreiben des Kriegsministers an den Reichskanzler vom 3. August 1898 
(Text-Band S. 52 f.). — 2 ) Anhang S. 375. — 3 ) Text-Band S. 237 f. 
4 ) 508 Feldartillerie - Batterien in Frankreich gegenüber 500 Batterien in 
Deutschland. — ö ) Text-Band S. 234 f. — 6 7 ) Text-Band S. 235. 
7 ) Tabelle 10. — s ) Die Reuaufstellungen waren auf mehrere Jahre verteilt 
(Text-Band S. 54). — *0 Text-Band S. 54.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.