Volltext: Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft. Anlagen zum ersten Band (1,2)

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Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft — Anlage-Band. 
Festungsbau- und Fortifikationswesen unterstanden der General-Inspektion vier 
Ingenieur-Inspektionen sowie das Ingenieur-Komitee als fachtechnische Prüfungs 
stelle für alle fortifikatorischen und pioniertechnischen Angelegenheiten, einschließlich 
Ausrüstung. Jeder Ingenieur-Inspektion waren zwei Festungs-Inspektionen unter 
stellt, die wiederum die Fortifikationen einzelner Festungen mit den Ingenieur- 
Offizieren vom Platzt) unter sich vereinigten * 2 ). Mit Ausnahme des fachlich geschul 
ten Festungsbauperfonals entstammten die Ingenieur-Offiziere als leitende technische 
Organe für den Festungsbau- und Verwaltungsdienst dem Offizierkorps der Pionier- 
Bataillone, trotz völliger Verschiedenartigkeit zwischen Truppen- und Fortifikations- 
dienst. Dieser mit mancherlei Nachteilen verbundene enge Zusammenhang zwischen 
Ingenieur- und Pionier-Offizierkorps war im Jahre 1885 dadurch etwas gelockert 
worden, daß die ebenfalls den Ingenieur-Inspektionen unterstehenden Pionier-Inspek 
tionen als die Waffenbehörden der Pionier-Bataillone — unter Verminderung ihrer 
Zahl von vier auf zwei — von den Ingenieurbehörden abgetrennt und der General- 
Inspektion unmittelbar unterstellt wurden. Schien damit auch ein Anfang in der nach 
„Arbeitsteilung" drängenden Entwicklung gemacht zu sein, so blieb doch den Be 
strebungen nach völliger Trennung zwischen Truppen- und Fortifikationsdienst der 
Erfolg versagt. Im Zusammenhang mit der behördlichen Neugliederung wurde ledig 
lich die Bestimmung getroffen, daß die Mehrzahl der Offiziere nur in einem Dienst- 
zweige, dem Ingenieur- oder dem Pionierdienst, zu verwenden fei 3 ); die Ingenieur- 
Offiziere sollten nur bei solchen Bauten beschäftigt werden, die unmittelbar der Ver 
teidigung der Festung dienten. Zu ihrer Entlastung stand das auf der 1885 er 
richteten Festungsbauschule besonders vorgebildete Festungspersonal (Vauwarte, Wall- 
meister) zur Verfügung. Wirksamer vermochten sich die genannten Bestrebungen 
innerhalb der Pioniertruppe selbst durchzusetzen, von der jedes Friedensarmeekorps 
ein in vier, in Bayern in fünf Kompagnien gegliedertes Bataillon besaß, das 
seinem Generalkommando in taktischer und disziplinärer Hinsicht unterstand. Nach 
dem Militär-Eisenbahnwesen war Mitte der achtziger Jahre auch das Luftschiffer 
wesen aus dem Dienstbereich der Pioniertruppe herausgenommen worden 4 ). Mit 
ihr verbunden blieb dagegen das Telegraphenwesen, das unter Leitung der 1877 er 
richteten, der General-Inspektion ebenfalls unterstellten Inspektion der Militär-Tele- 
graphie als Dienstgebiet von wachsender militärischer Bedeutung einen erheblichen 
Teil der Friedensausbildung der Pioniere in Anspruch nahm. 
Dabei war schon das eigentliche Tätigkeitsgebiet der Pioniertruppe, abgesehen 
von der infanteristischen Ausbildung, sehr vielseitig. Forderte der Feldkrieg vom 
Pionier in erster Linie die Überwindung von Geländeschwierigkeiten (Brücken- und 
Wegebau) oder die Beseitigung von Hindernissen, so verlangte der Festungskrieg 
die Anwendung der ihm zur Verfügung stehenden technischen Mittel, sei es zur Zer 
störung und Überwindung, sei es zur Verstärkung und Verteidigung von Be 
festigungsanlagen. Dieser Verschiedenartigkeit des kriegerischen Aufgabengebietes 
*) Die Ingenieur-Offiziere vom Platz unterstanden ebenso wie die Artillerie- 
Offiziere vom Platz in den einzelnen Festungen gleichzeitig den örtlichen Kommando- 
behörden (Gouvernements oder Kommandanturen). 
2 ) In Bayern war die Organisation mit den durch den geringeren Umfang 
gegebenen Abweichungen ähnlich. 
3) über die Ausbildung der jungen Offiziere auf den Artillerie- und Ingenieur- 
Schulen Anhang S. 560. — 4 ) Anhang S. 367.
	        
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