Volltext: Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft. Anlagen zum ersten Band (1,2)

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5. Für die Versorgung der Armee liegen die Verhältnisie infolge der be 
sonderen Vorbereitungen, sowie mit Rücksicht darauf, daß, solange überhaupt noch 
Vorräte im Lande sind, diese auch für die Armee werden in Anspruch genommen 
werden können, günstiger als für die übrige Bevölkerung. Staab^ 
Nr. 79 
Der Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück an den Reichs 
kanzler Dr. v. Bethmann Hollweg 
Entwurf 
Berlin, den 30. März 1912 
Der Aufsatz des Referendars Dr, Fröhliche) ist im Reichsamt des Innern ge 
prüft worden; das Ergebnis ist in der anliegenden Denkschrift enthalten, der ich im 
allgemeinen zustimme. Auch abgesehen von den grundlegenden Fehlern, welche in der 
Denkschrift aufgedeckt sind, weist die Fröhlichsche Arbeit zahlreiche oberflächliche und 
irrtümliche Schlußfolgerungen auf; ich beschränke mich darauf, folgende Beispiele her 
auszugreifen. 
Daß eine im eigenen Lande zurückgehende Armee alle Nahrungsmittel ver 
nichtet, wird technisch kaum möglich sein, sich aber auch schon aus dem Grunde ver 
bieten, weil man dann die zurückbleibende eigene Bevölkerung dem Verhungern aus 
sehen würde (S. 25). Daß die Festung Metz ungenügend verproviantiert gewesen 
ist, mag sein, ihr früher Fall ist aber doch dadurch herbeigeführt worden, daß eine 
ganze Feldarmee sich in ihr einschließen ließ (S. 26). Der Vorschlag, die tierischen 
Arbeitskräfte durch Elektrizität in der Landwirtschaft zu ersetzen, übersieht, daß eine 
starke Viehhaltung für einen intensiven Betrieb unerläßlich ist und doch auch ihrer 
seits wieder Fleisch liefert (S. 27). Ob wir wirklich dauernd mit einer Vermehrung 
unserer Bevölkerung um 16 v. T. jährlich rechnen können, ist leider neuerdings 
recht zweifelhaft geworden (S. 28). Die Arbeit leidet in ihrem Aufbau an den beiden 
bekannten Fehlern, an der Überschätzung der Notwendigkeit unserer Weizeneinfuhr, 
während die vegetabilische Basis der Ernährung unserer Massen in Roggen und 
Kartoffeln besteht, und in der Verwechslung unseres gegenwärtigen tatsächlichen 
Nahrungsmittelverbrauchs mit dem physiologischen Nahrungsbedürfnis, das bekannt 
lich weit geringer ist als unser gegenwärtiger Verbrauch, wie die Ernährung anderer 
Völker und unseres eigenen Volkes bis in die neueste Zeit hinein beweist. 
Hiernach charakterisiert sich die Fröhlichsche Arbeit im großen und ganzen doch 
als eine Schülerarbeit; ihre Veröffentlichung in einer so angesehenen und viel ge- 
3 ) Der Aufsatz handelte über „Deutsche Volksernährung im Kriege" und war 
von dem Wirklichen Geheimen Rat Professor Dr. v. Schmoller dem Reichskanzler 
zugesandt mit der Anfrage, ob der Veröffentlichung Bedenken entgegenständen. 
Referendar Dr. Fröhlich, Mitglied des Schmollerschen volkswirtschaftlichen 
Seminars, war in seiner Untersuchung zu dem Ergebnis gekommen, daß im Falle 
eines Krieges die Ernährung des deutschen Volkes ernstlich gefährdet sein könnte. 
Die Arbeit erschien im Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 
im Deutschen Reich (Schmollers Jahrbuch) Ig. 36 (1912), Heft 2, S. 61 ff. (Text- 
Band S. 322 ff.)
	        
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