Volltext: Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft. Anlagen zum ersten Band (1,2)

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Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft — Anlage-Vand. 
Ich sehe in diesem Zusammenfassen des Programms in einem gesetzgebenden Akt 
nur Vorteile, trotz der Bekanntgabe der sehr erheblichen finanziellen Anforderungen. 
Ihnen wird aber nur dann entsprochen werden können, wenn über die bevorstehenden 
Aufwendungen für eine Reihe von Jahren Klarheit herrscht. Die einzelnen Punkte 
meines Programms greifen auch so in einander über, daß, wie auch schon die Be 
sprechung gezeigt hat, die einheitliche und stetige Durchführung des Programms 
nicht als gesichert angesehen werden kann, wenn es nicht einheitlich behandelt wird. 
Ich glaube auch, daß sowohl der Reichstag wie das Volk Verständnis für ein 1 ) auf 
das Ganze zielendes Programm haben werden, daß die Bekanntgabe des von der 
Heeresleitung und der Reichsregierung Erstrebten Befriedigung hervorrufen, der 
Agitation gegen das Anzureichende unserer militärischen Rüstung den Boden entziehen 
und in- und außerhalb des Heeres das Vertrauen zu unserer Macht stärken wird. 
Ich fehe hierin ein sehr wesentliches Moment für alle Verhältniße in Deutschland. 
Außerdem möchte ich darauf hinweisen, daß der Reichstag unter dem Eindruck 
der gespannten politischen Weltlage jetzt zur Bewilligung hoher Mittel bereit 
sein wird, während diese Bereitwilligkeit vielleicht nicht mehr vorhanden sein 
wird, wenn später eine Entspannung eingetreten sein sollte. 
Das Programm des Königlichen Kriegsministeriums bleibt in 2 wesentlichen 
Punkten hinter dem meinigen zurück. 
Während ich CLatserhöhungen bei der Infanterie beantragt habe, die die 
Bataillone möglichst kräftigen, namentlich die Reserveformationen verjüngen und die 
ältesten Jahrgänge, die zur Verfügung stehen, entlasten, sowie die allgemeine Wehr 
pflicht möglichst wieder zur Durchführung bringen sollen, glaubt das Königliche 
Kriegsministerium mit weniger auskommen und das jährliche RekrutenkontingenL 
nur um rund 45 000 Mann ausschl. Bayern erhöhen zu können. Wir würden damit 
vielleicht rund 60 %, gegen 82 % Gestellungspflichtiger in Frankreich einstellen. Ich 
kann nicht glauben, daß die deutsche Bevölkerung weniger kräftig als die Frankreichs 
ist, auch habe ich nicht gehört, daß die französischen Truppen nicht genügend leistungs 
fähig wären. Ich meine, wir können mit unserer Bevölkerung dasselbe leisten wie 
die Franzosen, ohne den inneren Halt unserer Truppe, desien hohen Wert ich voll 
anerkenne, zu schädigen. Ich muß deshalb vermehrte CLatserhöhungen für möglich, 
und daher für notwendig halten. 
Ich habe unter Berücksichtigung der Ausbildungsmöglichkeit eine höhere Stärke 
der Kompagnien für möglich gehalten als einige Kommandierende Generale?). Cs wäre 
mir sehr erwünscht, das Arteil namentlich der Kommandierenden Generale der Grenz 
korps zu hören, um hiernach im Einzelnen die Verhältnisse beurteilen zu können. Das 
Schreiben des Generalkommandos XXI. Armeekorps vom 10. 1. 13, das Ctatsstärken 
von 800 Mann pro Bataillon für möglich ansieht, ist für mich von besonderem Inter 
esse. Müssen wir tatsächlich unter 800 Mann für das Bataillon bleiben, so müssen 
mehr Bataillone, als ich ursprünglich wollte, den neuen höchsten CLat^) bekommen z. V. 
außer den Grenzkorps bei jedem inneren Armeekorps eine Brigade. Kein Bataillon 
dürfte in seiner Stärke unter 640 Mann bleiben. Auch halte ich Batterien mit nur 
6 bespannten Geschützen für eine halbe Maßregel, die jedenfalls 1914 zu beseitigen 
ist, wenn es nicht schon 1913 möglich werden sollte. 
Die Erhöhung des Rekrutenkontingents in dem von mir vorgeschlagenen Am 
fange schafft allein einen Veurlaubtenstand, der es ermöglicht, die älteren Jahrgänge 
*) Das kursiv Gedruckte ist ein Zusatz von der Hand des Generals v. Moltke. 
?) Anhang S. 421. — *) Anhang S. 420 f.
	        
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