kleid gewoben, als diese dem Inn sich vermahlt. Und gar
wertvollen Schmuck gab sie als Aussteuer mit, k u n st -
freudigen Sinn und ausdauernde Kraft
mutvollen Schaffens.
Und im stolzen Machtbewußtsein des reichen Bürger
tums fand die Kunst einen kräftigen Nährboden. Die
Bürger Braunaus wollten es gleich tun denen der Haupt
stadt Landshut und des herzoglichen Sitzes Burghausen.
Dem bedeutendsten Baumeister Passaus, dem auch die Voll
endung des Stettheimer Werkes in Salzburg anvertraut
war, bereiteten sie in ihrer Stadt eine gastliche Stätte:
Er möge ihnen eine Kirche bauen, die sich mit denen in
Landshut und Burghausen messen könnte. Und der Meister
schuf wirklich ein vollendetes Werk. Sein reiches Wissen
und seine ganze Kraft hatte er in den Bau hineingelegt,
als hätte er geahnt, daß es sein letztes Werk hier auf
Erden fei.
Braunaus Bauhütte, die Stephan Krumenauer auf
gerichtet hatte, ward ein Jungbrunnen für manch künst
lerisches Talent. Dort fand auch der Meister der gotischen
Pfarrkirche zu Steyr, Wolfgang Tenk, ein Sohn Braunaus,
seine ersten Anregungen.
Was die Künstler an geistiger Kraft hineingebaut in die
schöne Innstadt, ist lebendig geblieben bis zum heutigen
Tage. Und die Künstler-Kolonie, die vor dem Kriege in
Osternberg bei Braunau, dem Wohnsitze Hugo Preens, sich
zusammengefunden, hat in der Landschaft, im Volkstum
und in der Kunst früherer Tage einen reich sprudelnden
Quell für eigenes Schaffen gefunden. Und er ist auch
heute noch nicht versiegt.
Laufener Schiffer führen uns innabwärts vorbei an
gar schönen Herrensitzen, wie Hagenau und Frauenstein,
zur passauischen Feste Obernberg. Heute ist sie ver
fallen. Der Markt hatte einst bessere Tage gesehen, als
die Obernberger gemeinsam mit den Laufnern die Schif
fahrt auf dem Inn betrieben. Wie einen Schmuck aus
Urgroßvaters Zeiten zeigt uns aber der Marktplatz heute
noch ein künstlerisches Kleinod seltener Art, zwei mit
Stukkos verzierte Bürgerhäuser, Wohnstätten reicher Schiff
meister, die nach dem Urteile der Künstler zu den schönsten
Bürgerhäusern der deutschen Lande zählen.
Und von hier stammen jene Meister des 15. Jahr
hunderts, die dann in Passau eine neue Kunst anbahnten,
die man als den Donaustil bezeichnet hat. Des Schiff
meisters Früeauf Sohn und Enkel bereiteten zu Passau
einem Wolf Huber und Albrecht Altdorfer die Wege.