Und auch die Stadt Vurghausen wollen wir nicht
achtlos durchwandern. Meister vieler Jahrhunderte haben
an ihr gebaut, ihr Bestes an Geist und Gemüt gegeben.
Ihre Schönheit hat Künstler erzogen, sie aus der Ferne
gelockt: sie hat ihnen Freude an der Kunst geschenkt, Freude
am Schaffen eingehaucht.
Meister lebten hier, deren Namen keine Schrift auf
bewahrt hat, deren Werke aber jetzt noch zu uns sprechen.
Und auch Meister, deren Namen wir ehrfurchtsvoll nennen
bis herab zum jüngst verstorbenen echt deutschen Maler
Maximilian Liebenwein, den Oesterreicher.
Salzburg, wo die Franziskanerkirche des großen Bau
meisters Hans Stettheimer uns zu ehrfurchtsvollem Be
schauen zwingt, und Burghausen, das diesen Meister ge
boren und zum großen Werkmeister herangebildet, haben
das Leben des oberen Jnnviertels befruchtet bis hinein ins
kleinste Dorf.
Zeugen sind die Stifte Mattsee, uralt wie Krems
münster, Tassilos Stiftung, und Michaelbeuern, Zeugen sind
der bekannte gotische Flügelaltar des einsamen Dorfes Ge-
bertsham, der in einer Salzburger Werkstätte entstanden
ist, und die weit ins Land schauende Marienkirche zu Eg-
gelsberg, deren Baumeister aus der herzoglichen Residenz
Burghausen gekommen.
Und die Leute des oberen Jnnviertels haben auch
heute noch ihre uralten Kulturstätten nicht vergessen, die
Leute, die vielleicht stärker an dem Alten hängen als
anderswo, die Leute, die ihren Boden mit schwerer Hand
bearbeiten mußten und die aber gerade deshalb mit grö
ßerer Liebe ihm zugetan sind, die Leute, deren Volkstum
unverfälscht deutsch ist, bedachtsam, klug, witzig und der
Freude nicht unzugänglich, genau so, wie sie Hugo von
Preen unnachahmlich in seinen Bildern festgehalten.
Und wenn wir von Burghausen weg die schweigenden
Wälder des Weilhart- und Lachforstes auf der alten Römer
straße vorbei an der Stätte, wo Salzach und Inn sich für
immer vereinigen, durchwandert haben, so öffnet sich dem
Auge das breite Stufenland des Inntales und wir stehen
vor einer gar ehrwürdigen Stätte, der Kaiserpfalz Rans-
hofen, die, auf römischem Untergründe errichtet, die Tage
des aufblühenden Lebens des Bayernstammes geschaut,
die in ihrer Umhegung so oft gastlich aufnehmen durfte die
Führer des Volkes, wenn sie dem edlen Weidwerk hul
digen wollten.
Und die Pfalz war die schützende Mutter, die ihrer
Tochter, der schönen Stadt Braunau, ein herrliches Braut-