Volltext: Vor Pest, Hungersnot und Krieg verschone uns, o Herr! (3. Heft / 1920)

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6. September. Heute prdvidierte ich die Mädl in der Weng, aber wegen 
der nächtlichen Schrecken. an welchen sie Won 4 Tage litt, nur mit hl. Kom 
munion. Es beklagten sich aber die Inwohner über dies unerhörte nächt 
liche Treiben. Ms ich fragte, ob sie nichts gesehen hätten, berichtet mir eine 
Person, welche in diesem Hause die Nacht über war, voll Schrecken, sie 
habe große Tiere gesehen, schwarze Hände und ähnliches. Aber es war nicht 
zu verwundern, im ganzen Hause hatte niemand Geweihtes, nickt einmal 
Weihwasser. 
7. September. Heute mitten in der Nacht habe ich versehen in Willn- 
berg zwei Mädchen, eine, die Miedl vom Barbichler zu Hainham, die andre 
die Tcchter eines streunenden Soldaten. Es war ein armseliger Anblick, ein 
noch armseligeres Providieren, denn beide lagen oben auf dem Heuschober 
im Heu. so daß ich aui einer hohen Leiter emporsteigen mußte, in der einen 
Hand die Räucherpfanne, in der' andern die Laterne. Hier fand ich zugleich 
wimmernd 3 Kinder ohne Wärterin dem Tode nahe, zwei Töchterchen des 
Barbichlers. das dritte weiß ich nicht von wem. Ich mußte erst aus dem 
Dache Schindeln ziehen, damit ich meine Sachen niederstellen konnte. Und 
als ich das Allerheiligste reichen wollte, fiel ein Funke in das Hell und 
flammte das Feuer schon auf, das ich mit den Füßen noch löschen konnte. 
9. September. Heute war keine Provisur. Aber einer der Soldaten 
wurde krank. 
10. September. Heute versah ich den alten Reitmaier, der aber nicht 
an der Pest erkrankt war. Um 12 Uhr providierte ich einen der Soldaten, 
namens Bartholomäus, der seine Genesung der Bruderschaft der hl. Monika, ? 
der er eingeschrieben war, verdankte. Mitten in der Nacht versah ich den 
Peter in der Schwaig, der gleich nach meiner Entfernung sta^b. Es baten 
mich vier oder fünf in der untern Stube des Hauses bereits in den letzten 
Zügen liegende um den Segen. Ich öffnete die Türe und gab ihnen kurze 
Ermahnung und die Genemlabsolution. In dem Hause war ein fast uner 
träglicher Geruch. 
11. September. Heute hatte ich keine Provisur. Der Sohn des Mes 
ners von Anger, namens Rupert, der fast der Todesgefahr schon entronnen 
war, wurde in Schwaig so sehr von der Pest wieder ergriffen, daß die Halste 
seines Körpers faul wurde. Schmerzen und Fieber wurden unerträglich 
und in kurzer Zeit starb er. 
12. September. Heute war keine Provisur. In der Schwaig starben 
einige. 
16. September. Heute keine Provisur. Der Bauer im Grund ist ganz 
trostlos, weil alle an der Pest gestorbenen an seinem Hause vorbeigefahren 
werden und er bat mich um Rat. Ich rate ihm, er soll sich «an den hl. Pla- 
ciidius wenden. Alle Inwohner des Hauses blieben von der Pest verschollt. 
19. September. Heute keine Provisur. Es entstanden verschiedne Strei 
tigkeiten wegen des Weibes des Gruber, von dem sie sagten, sie sei von der 
Pest angesteckt und im Pesthaus in der Schwaig gewesen. 
20. September. Heute keine Provisur. Mit den Soldaten fand eine 
Unterredung statt, daß sie des Nachts wachsamer sein und die angesteckten 
Häuser besser beleuchten sollten. 
21. September. Heute keine Provisur. Zwei alte Frauen wurden von 
Willnberg herabgebracht nach Reitberg; es konnte aber niemand entscheiden, 
ob sie von der Pest angesteckt waren. Aber der Tod brachte die Entscheidung, 
22. September. Heute vormittags habe ich einen Hausiererssohn ver 
sehen in Weng. Er war 12 Jahre alt und hatte nachts fürchterliche Vorstel 
lungen (Fieber). Bei diesem Krankenbesuch wäre es mir fast schlimm er 
gangen. Ich mußte über einen hohen Steinhaufen, bis ich zu dem im Heu 
liegenden kaum bekleideten Knaben kam. 
24. September. Mein Koch wurde krank und ich fürchte, er hat die Pest. 
Auch mein Mesner leidet an der Pest, dennoch begleitet er mich, obwohl der 
Pesthauch aus seinem Munde stark sich fühlt. Das war wahrlich ein küh 
ner Mann.
	        
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