Volltext: Vor Pest, Hungersnot und Krieg verschone uns, o Herr! (3. Heft / 1920)

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sie. Inzwischen kam der Gerichtsdiener des Pflegers von Staufeneck mir 
seiner Wachmannschaft. Ich mußte ihm ein geeignetes Haus bezeichnen und 
ich bestimmte ihm das Weiherhaus. Die Höflichkeit dieses Mannes ist Ne 
commune martvrum (d. h. er ist eine Plage). Nach Besprechung mußte 
ich einen Wächter versehen, den Prasting-Wolferl im Schwaigerhaus. Kaum 
zurückgekehrt, mußte ich einen andern von den Wächtern providieren, und 
wiederum verlangt ein andrer der Wachmannschaft, dann sofort neuerdings 
Hainz, der Stoffl genannt, das Biatikum. Während letztere zwei in ihrer 
Wohnusng das hl. Sakrament empfingen. noch während der bl. Handlung, Kain 
ein frecher junger Mann zu ihnen ins Heu, da doch diese schon von der Pest 
ergriffen waren, und legte sich zu ihnen sorglos schlafen, bis er auf meine 
Anzeige hin vom Arzt hinausgeworfen wurde. Der Arzt behandelte die in 
folge der Pest mutlos und verzagt gewordenen, die ich, soweit ich konnte, 
tröstete. Von Reitberg und Schwach nach Hause gekrmmen. mußte ich zu 
Parbichler in Hainhaus, wohin mich der alte Dandl von Hainham begleitete. 
Abends 6 Uhr kam ich zum Mittagessen nach Hause. Es war ein unseliger 
und sehr bejammernswerter Tag. 
27. August. Ich ging mit meinem Diener Johann Hager zu dem mir 
angewiesenen Haus „zum Weiher". Bei meiner unerwarteten Ankunft brach 
der Hausvater in Tränen aus und bat mich, wieder zu gehen, was aber zu 
tun nicht in meiner Gewalt stand. Eben wollte ich meine mitgebrachten 
Sachen ordnen, da kam die Tochter des Mesners von Anger weinend und 
bittend ihren Bruder zu providick'en: ich ließ alles stehen und eilte hin. Im 
Bad zu Lehen providierte ich noch einen Knecht, sonst hatte ich an diesem 
Tag keinen Krankenbesuch mehr. 
29. August. Heute abends mußte ich den jungen Reitmaier provi 
dieren: war im ganzen Hause viel Jammer mrd Meinen. Vor dem Mittag 
arbeitete er noch mit seinen Dienstboten, nach meinem Weggang verließ ihn 
das Bewußtsein. 
30. August. Heute kamen wieder neue Soldaten aus Salzburg, das macht 
alle Leut recht verzagt. Heute war keine Provisur. 
31. August. Heute war keine Provisur. Ich habe einen neuen Diener 
(Mesner), Daniel Windisch, ein Holzknecht. Der alte Diener ist heute nach 
dein Mittagessen zur Beobachtung nach unsrer ersten Wohnung und muß dort 
6 Wochen bleiben. — 1. September. Heute befahl der Richter in Staufeneck, 
Baron v. Ppang in eigener Person, die Pfarrkirche mit Filiale zu sperren. 
Bor dem Mittag habe ich einen Knecht im Lechnerhaus providiert. Als ich 
zur Kirche zurückkehren wollte, kam mir eine Soldatenwache entgegen und 
wollte mir den Zutritt zur Kirche wehren. Es war eine große Menge Volks 
zusammengekommen. Der Gerichtsdiener erklärte, es genüge, wenn die Leute 
beichten, die andern Sakramente brauchen sie nicht. Äls ich sie frug, ob das 
der Wortlaut des Erlasses fei, oder ob sie etwas Schriftliches Hütten, ver 
stummten alle und konnten keine genügende Vollmacht vorweisen. Nach 
Beendigung des Streites, der mit rohen und drohenden Worten vom Gerichts 
diener geführt wurde, wies ich meine Vollmachten vor und versah die oben 
genannten Kranken mit allen hl. Sakramenten. 
2. September. Heute vormittag habe ich die Zahlmeisterin in der Schwaig 
providiert. Ich habe das Allerheiligste aber nicht mehr aus der Pfarrkirche 
genommen, sondern ich habe zu P. Paul Oberhofer, dem Dekan und Pfarrer,, 
geschickt, daß er mir dasselbe nach Beendigung des Chores — es war eben 
Sonntag — zum Müller in Pfaffendorf schickte. So geschah es: er stellte 
das Allerheiligste vor das S)am, ich gab dann damit den Segen und providierte 
die Person. Welch eine Unreinlichkeit und welch ein Pestgeruch in dein Hause 
war, bezeugen jene, welche dort (als Pestkranke) hineingeschafft worden waren. 
Am Abend versah ich einen Zuträger (Hausierer) in der Schwach. Heute 
kam vom Konsistorium das Dekret mit der Erlaubnis, in meinem Hause 
„zum Weiher" die hl. Messe lesen zu dürfen. 
4. September. Heute providierte ich nach dem Mittagessen den Häusl 
von Windfelden in der Schwaig. Es waren dort 4—6 lit einem Zimmer, 
teils sehr schwer krank, teils bereits in den letzten Zügen.
	        
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