Volltext: Vor Pest, Hungersnot und Krieg verschone uns, o Herr! (3. Heft / 1920)

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Gedankenlos beten und bitten wir- Vor Pest, gungers- 
not und Rrieg verschone uns, o gerri Reines von uns 
weiß, was für ein furchtbarer Würger der Pesttod ist! 
Reinen überläuft ein Granen, wenn er im Pestkalender liest- 
1310 von Martin! bis Lichtmeß Pest im Rupertiwinkel, auch 
grimmige Rütte und Hungersnot, ün Tittmoning ster 
ben 2300 Menschen daran. 
1348 langwierige Pest treibt die Menschen zur Verzweiflung. 
1353 dezimiert eine neue Pest die Bevölkerung. 
1482 sterben in Salzburg 4506 Menschen an der Pest. 
1321 rafft die Pest Tausende dahin. 
1363 wütet die Pest besonders in Reichentzall. 
13^1 Pest im ganzen Land stn Salzburg sterben 2236 Menschen.) 
1630 Pest in Reichentzall. 
1633 stirbt ein Drittel der Bevölkerung an der Pest. 
1714 Pest im ganzen Rupertiwmkel. 
Von dieser letzten Pestzeit hat ein sehr verdienter Hei 
matforscher, Herr Pfarrer w. Lechner in flnger, ein Pest 
tagebuch veröffentlicht, das uns diese fürchterliche Zeit ge 
rade durch feine Schlichtheit recht eindringlich schildert und 
das wir hier gekürzt bringen- 
Im Jahre 1714 brach die Pest aus. Sie begann anfangs Juli und dauerte 
bis Ende Dezember. Die Pestverdächtigen wurden in Beobachlungshäuser ein 
geschlossen. die Pestkranken in die wahrscheinlich bereits ausgestorbenen und 
abgelegenen Häuser am Reitberg, Schwaig und Beylechen in Heulager abge 
sondert. Die Pest begann mit Kopfschmerzen, dann Blutstüvz, heftiges nächt 
liches Fieber mit viel Schrecken, Bewußtlosigkeit und Tod. Zur Seelsorge 
wurden.aus dem Kloster Höglwörth Priester in entlegenen Häusern exponiert, 
damit sie mit den Gesunden nicht in Berührung kämen. Hier das Tagebuch 
des so exponierten P. Benno Härterer von Höglwörth, der die Pest glück 
lich überstand. 
Tagebuch zur Zeit der Pest vM W. August 1714 bis 17. Februar 1718. 
22. August. Heute wurde ich nach dem Mittagessen um 3 Uhr exponiert 
und es wurde mir ein Haus in Reischbach angewiesen, wo die Klosterd-venst- 
boten sonst wohnten. Dieses Haus heißt Duscherhäusl. Ar: diesem Tag 
hatte ich keine Provisur. Der Salzburger Chirurg Michael Schorn sing 
heute an krank zu werden. Die Wohnung aber in diesem Hause ist miserabel 
wegen der unzähligen Mäuse, die es bevölkern. 
24. August. Heute habe ich in der Kapelle zu Anger zelebriert. Ich 
hatte keine Krankenprovisur. Das Weib des jungen Pilzenberger hat die 
Pest und ist schwer krank. Als Arjzt wurde uns zugewiesen Daniel Danwanger 
von Salzburg, der als Arzt in Hausmoning exponiert war. Es gibt Streit 
unter den Aerztm, jeder will sich die Ehrenpalme sichern. 
25. August. Heute habe ich wieder in Anger zelebriert um 6 Uhr. Um 
6 Uhr wußte ich das Weib des jungen Pilzenberger versehen, 20 Fahre ist 
sie alt und 6 Wochen verheiratet. Rach Empfang der hl. Sakramente starb
	        
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