Volltext: Vor Pest, Hungersnot und Krieg verschone uns, o Herr! (3. Heft / 1920)

ment von den HausdächieM Hemd um Hilfe oder laufen mit halbzerrissenen 
Kleidern schreiend durch die Stadt, dis «endlich, auf Verwendung des Pflegers 
Patrouillen von der tzauptwache herbeieilen und der betäubten Stadt wieder 
etwas Ruhe für den folgenden Teil der Rächt errangen, indem inan das 
bezeichnete übriggebliebene Militär in jenen erstürmten Quartieren verbleiben 
ließ. Diese entsetzliche Berwhniung 'war in dem Augenblicke aus geb rochen, 
als der Obergeneml Moreau Laufen wieder verlassen hatte und nach Teisen 
dorf abgereist war. 
Am 15. Dezember wird eine außerordentliche Forderung gestellt auf Lie 
ferung von 10 000 Pfund Brot innerhalb 24 Stunden. 4000 Metzen Hafer. 
400 Zentner Heu. Uebevlassung der Hälfte hiesiger Müller und Mühlen, 
Bäcker und Backöfen. 
Viele Häuser in Laufen stehen leer. Ihre mißhandelten und vertriebenen 
Bewohner suchen in verborgenen Wmikeln ober im Stierling- im Haunsberge 
Sicherheit. Sogar in Steiinhöhlen an der Salzach hatten sich Kinder tmb Müt 
ter ohne Geld, ohne Brot, ohne Speise in der Eile verkriechen müssen. Bier 
und Wein rinnen aus Häuserin und ganze Wagen voll geplünderter oder 
erbeuteter Sachen werden in Gegenwart von Offizieren geladen und vor un 
seren Augen weggeführt. Alles ist in «einer stumpfen Betäubung und in manchen 
leerstehenden Häuserin wirtschaften die Soldaten wie vormals die Eigentümer. 
Die amtlich festgestellten Kriegs schaden im Bezirke Laufen betrugen 369 572 
Gulden, lvas nach dem gegenwärtigen Geldwer>te einem Betrage von sechs bis 
sieben Millionen Goldmark entsprecht! würde. 
Allein dieser ungeheure Verlust an Geld und Sachen ist noch nicht Alles. 
Friedliche Menschen kamen im Verlaufe der Gefechte oder Plünderungen 
um oder wurden mehr oder minder verwundet. Häuser mit aller Einrichtung 
wurden ein Raub der Flammen und Mädchen und Weiber geschändet. 
Zn Salzburghofen 
fielen die Franzosen am 12. Dezember «nach 5 Uhr abends plündernd ein. Alle 
möglichen Exzesse wurden verübt und selbst der Pfarrer, der in seiner Bereit 
willigkeit alles auslieferte, an beiden Armen «leicht verwundet. Kranke wurden 
aus ihren Betten geworfen und alle versperrten Türm und Kästen zertrümmert?. 
Besonders arg wurde dem Pfarrer Reiter in Ainring zuge 
setzt. Er und seine Leute hatten nichts geflüchtet. Am 12. Dezember nach 
mittags schlugen 2 Dragoner mit Roßschweifen an die Türe und verlangten 
unter fürchterlichen Drohungen 12- Louisdors. Mit den 4 großen Talern, die 
ihnen der Pfarrer durchs Fenster reichte, nicht zufrieden, wurden sie noch 
ungestümer und kamen endlich, mit 4 andern verstärkt, zur Hintertüre, die 
sie mit einer Hacke zu zerhauen anfingen. Man mußte sie endlich einlassen. 
Da setzten sie dem Pfarrer Pistole Md Säbel auf die Brust, forderten die 
Eröffnung seiner Schränke und nahmen all sein Geld, das sie fanden, über 
250 fl. Auf gleiche Weise schreckten tmd behandelten sie seine 2 Geistlichen, 
bei denen ( sie aber keine beträchtliche Summe fanden. Zuletzt forderten sie 
Branntwein und ritten davon. Kaum hatten diese den Pfarrhof verlassen, 
kam eine Rotte Fußgänger, die das Haus durchsuchten und die ihnen gefäl 
ligen besseren Sachen,. Uheme Schnallen, Dose, Uhr, Wäsche, Sßwaren usw. 
mitnahmen. Auch fände« sie noch Geld, das der Eilfertigkeit der ersteren 
entgangen mar.. 
Bei den folgende« Einquartierungen wurde dem Pfarrer all sein Sil 
ber?, womit er seine Gäste bediente, nebst seiner! Wintereäckm, Mantel, L-eib- 
wAHe und «Keren Sachen gestohlen. Zu Mitte macht vom 13. auf 14. De 
zember wurde er nochmals von einer Horde Räuber aufgeschreckt und ge 
plündert. Sie überfielen ihn, von feinem Knechte begleitet, im Bette, forderten 
Geld, in# da er keines mehr hatte, lösten ihn feine Dienstboten ans. Dann 
fielen sie über'.den Speisevoprat her. schlugen alle vorrätigen Eier in eine 
Pfanne, nahmen ein großes Faß Bier in Beschlag und man mußte ihnen 
noch einen Wagen geben, um den Raub fortzuschleppen. 
Am 17. Dezember wurden Wein, Branntwein. Bier mit solchem Unge 
stüm gefordert, daß der.Pfarrer nach vergeblicher Borstellung der Unmöglich-
	        
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