Volltext: Sagen und seltsame Geschichten (2. Heft / 1920)

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5. Vor sehr Langer Zeit machten einige Bauern einen Spaziergang an 
den naheliegenden Untersberg. Sie bemerkten auf einer Höhe eine lustige 
Gesellschaft, die sich mit Kegelscheiben unterhielt. Sie stiegen näher und 
waren willens mitzuspielen. Als sie aber auf der Höhe anlangten, sahen 
sie niemanden. Nun rief einer von ihnen die Untersberger herbei, von denen 
sie vermuteten, daß selbe die Spieler gewesen. Da erschien ein grau gekleide 
tes kleines Männchen mit weißen Haaren, das einem jeden von ihnen ein 
ziemlich großes Birkenreis gab. Sie nahmen es alle an, aber nur einer 
bedankte sich. Am Fuße des Berges warfen alle bis auf einen das unan 
sehnliche Geschenk wjeg. Nur der leiste trug es nach Hause und schleuderte, 
es unter den Ofen. Seine Kinder griffen freudig darnach, rissen es in Stücke 
und spielten damit. Ms der Bauer am Morgen erwachte, erblickte er auf 
dem Boden der Stube eine Menge schimmernder Fäden und Punkte. Die 
Stücke des Birkenzweiges waren in Gold verwandelt. Auf diese Nachricht 
suchten auch seine Nachbarn die gestern verschmähten Zweige auf, fanden aber 
nichts mehr. (Vernaleken. Alpensagen.) 
Bon den Schätzen iw Untersberg. 
Fm Untersberg liegen unermeßliche Schätze in geheimnisvoller Weise ver 
borgen. Nur bestimmte Menschen — Sonntagskinder, brave Buben und 
unbescholtene Jungfrauen — können sie an gewissen Tagen sehen und daran 
teil haben. Fn der Nacht vom Mittwpch (dem Wodanstage) auf den Donners 
tag (Donarslag!), am Sonnwendetag (die Sommer- und Wintersonnwende 
war bei den Germanen «eine heilige Zeit), an großen Lostagen, im Frauendrel!- 
ßigst werden jene Schätze offenbar. Kohlen, Steine, Sand, Sägespäne. Birken 
reiser, blühe»rde Pflanzen verwandeln sich da in Silber und in Gold, in Kro- 
neutaler; offene Truhen, mit Dukaten gefüllt stehen in des Berges Ein 
gängen —, doch immer ist es nicht recht geheuer dabei. Die Nähe eines ge 
heimnisvollen Wesens, welches plötzlich die Schätze unsichtbar macht, welches 
mit den Menschen Spott und Scherz treibt, welches sie zwischen Felsen, Ab- 
grüinde, Schluchten und Wände in die Irre führt, welches allerhand feltfaine 
Qertlichk eiten den Augen vorspiegelt und entrückt, ist überall bemerklich. 
Der alte unsichtbare Gott hat nur wenig Ausermählte und das Suchen nach 
Schätzen ist meistens vergebens, wie es ja auch selten ist, daß arbeitsloses 
Treiben Geld lutnb Gut erwirbt und bewahrt. (Nach Dr. Zillner.) 
1. Eine KrLutelbrockerm ging aus Salzburg zum Untersberg und kam 
droben zu einer Steinwand. wo Brocken lagen un| Kohlen, grau und schwarz. 
Sie nahm etliche mit sich und bemerkte zu Hause, daß klares Gold hinein 
gemischt war. Alles spätere Suchen nach dem Orte war aber vergeblich. 
2. Ein Holzmeister, der sich in seinem Berufe auf dem Berge verspätet 
and von Mittwoch auf Donnerstag in einer Höhle übernachten mußte, kaur des 
andern Tages zu einer Steinklippe, aus welcher glänzender, schwerer Gold 
sand hembrieselte. Da er kein Geschirr hatte, ging er am selben Tag hinauf, 
und stellte ein Krüglein unter, bis es voll war. Er füllte das Krüglein später 
aber noch oft mrd hatte Geld sein lebenlang genug. Soll aber kein rechter 
Segen dabei gewesen sein. (Schilling.) 
3. Es ging einmal ein Hirtenknabe den Untersberg hinab, and weil es sehr 
schwül war, so streckte er sich ins weiche Gras an einer frischen Quelle nieder 
und schließ ein. Als er erwachte, griff er nach seinem Stabe, den er in die 
Quelle gelegt hatte. Aber o Wunder! anstatt des alten mit Eisen beschlagenen 
Stockes blitzte ein nagelneuer Hirtenstab von purem Golde aus dem Wasser. 
Poll Freuden kmhm ihn der Knabe und eilte danrit spornstreichs den Berg 
Hinunter seinem Dorfe zu. Daselbst entstand ein großes Aufsehen über den 
kostbaren Fund. und alles Volk machte sich unverweilet. schwer mit Eisen 
beladen, auf den Weg nach dem Goldbrüunlein. Alldort wollte jeder zuerst 
seine Pürdy von Eisen ins Waffer werfen. Bald war die Quelle angefüllt-.
	        
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