Volltext: Das Schulwesen des Innviertels im XVI. Jahrhundert

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noch deutlicher heraustreten, wenn wir etwa eine statistische Tabelle aus der 
Mitte des vorigen Jahrhundert- damit vergleichen?) Damals (1847) besaß t 
da- Jnnviertel 109 Haupt- und Trivialschulen und von 14,025 schulfähigen ; 
Kindern besuchten 99‘2°/ 0 wirklich die Schule (13.912). Wenden wir die ■ 
Zahlen auf da- 16. Jahrhundert an, so ergäbe sich als Resultat, daß nur s 
*/„ der schulfähigen Jugend wirklich die Schule besucht hat. . 
Gegen diese Berechnung kann man einwenden, daß die Bevölkerung-» t 
dichte damals eine viel geringere gewesen sei. ES ist richtig, daß wir infolge c 
dessen die Zahl der schulbesuchenden Kinder auf etwa */u ( 7 %) ansetzen i 
müssen. Genauere Angaben lassen sich vorderhand nicht bringen, bis nicht, . 
wenigstens annähernd, die Bevölkerungsdichte ermittelt sein wird. Sie war . 
aber keineswegs so gering und nahm nicht etwa, wie Scheich! in seinem x 
Programmaufsatz meint,7 perzentuell nach rückwärts ab. Zunächst ist zu > 
bedenken, daß im Jnnviertel kein Bauernkrieg war, daß die starke Bevölkerung-« , 
Minderung in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts, wie sie Oberösterretch ; 
aufweist, für das Jnnviertel gar nicht zutrifft. 
AuS ganz wenigen Zusammenstellungen, wie ich sie für Ried einerseits 
(für die Entwicklung eines Markte-), für daS Moosbachtal anderseits 
(also für einen rein bäuerlichen Landstreich) gemacht habe, kann man erkennen, 
daß die Bevölkerungsdichte im 17. Jahrhundert eine bedeutend größere war | 
als im 18. Jahrhundert. Im MooSbachtal ist der jährliche Durchschnitt an 
Geburten von 1600—1700: 74» im Zeitraum von 1700 -1800 nur 58; 
er ist also durchschnittlich um 16 gefallen. Noch stärker tritt unS dieS bei 
Ried hervor: Bon 1670—80 war der Geburtendurck'chnitt 142, von 
1700—1710 aber nur mehr 93, er ist also hier um 49 ^funken. Daraus 
dürfen wir schließen, daß um 1600 die Bevölkerungsdichte auf dem flachen 
Lande größer war als um 1800. Daher dürfte der An' tz, daß in der Zeit 
vor 1600 nur 7u der schulfähigen Kinder wirklich Unterricht genossen hat, 
nicht jeder Begründung entbehren. 
Die Tatsache der geringen Ausbreitung des Schulunterrichtes verstehen 
wir, wenn wir bedenken, daß nicht der Staat, sondern nur Private sich 
dafür interessierten: die Stifte teilweise auf Grund ihrer Ordensregeln, teil 
weise aus Sorge für geistigen Nachwuchs, die Bürger der Städte und Märkte, 
um ihren Söhnen eine bessere Ausbildung zuteil werden zu lassen. 
Der Staat hat erst während der Regierung der Herzoge Wilhelm- IV. 
(1508—50) und Albrechts V. (1550—79) systematisch einzugreifen ver 
sucht. Im Jahre 1548 erschien die erste bayerische Schulordnung. 
Aber nicht die Rücksicht auf den Wert der Bildung an sich war die Ursache 
des Eingreifens, sondern der Eifer für die Erhaltung der GlaubenSeinheit. : 
Daher stellt die 1. Schulordnung das religiöse Moment in den Vordergrund. Sie ' 
dringt auf die Erhaltung der reinen katholischen Lehre und sucht jeden Pro« 
testantisierungsversuch abzuwehren. 
Die Triebfeder dieses ersten staatlichen Eingreifens in da- Schulwesen 
macht es verständlich, daß der Staat sein HoheitSrecht wieder aufgibt zu > 
Gunsten des Jesuitenordens, weil dieser eS noch besser als der Staat versteht, i 
für die Glauben-einheit zu sorgen. DieS trifft zunächst nicht den eigentlichen ! 
*) Vgl. Weiß, Geschichte der Oesterr. Volksschule 1792-1848. II. Bd., S. 802. 
2 ) 3. Jahresbericht der Handelsakademie Linz 1685, S. 36 f.
	        
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