Volltext: Das Bauwesen im Innviertel

muß! Kann es anders sein? Gerade infolge der schlechten Wohnungs 
verhältnisse finden alle Krankheiten einen so guten Nährboden! Wäre 
es nicht besser gewesen, im Anfange ein paar Kronen mehr dranzuwagen 
und all diese schlimmen Folgen dadurch zu verhüten? Die Kosten des 
Verputzes sind auch nicht so hoch, daß sie den Bau wirklich so verteuerten. 
Nehmen wir beispielsweise ein Haus von 15 in Länge, 9 m Breite 
und 57a m Höhe (bis zum Dachansatz), so sind das 291 Quadratmeter, 
die zu verputzen sind. Rechnet man nun 1 Quadratmeter Fassaden-Putz 
aus Weißkalk- und Romanzementmörtel samt Arbeit und Beistellung des 
Gerüstes zu 1 K 60 h bis 2 K 10 h, so macht das im ganzen 465 K 
60 h bis 611 K 10 h. Man bekommt aber auch schon einen einfachen 
Weißkalkmörtel-Verputz zu 1 K (sogar schon zu 60 h bei glattem Verputz 
ohne Verzierungen) für den Quadratmeter, dann würde er im ganzen 
gegen 200 bis 300 K kosten. Solche Beträge spielen aber gegenüber den 
Kosten des ganzen Hauses sicherlich keine Rolle. 
In manchen Strichen des Jnnviertels, so etwa in der Lohnsburger 
Gegend, sind denn auch wirklich die Bauern selbst schon darauf gekommen. 
Hier verwendet man bei Neubauten nur selten noch Ziegelrohbau. 
Davon will ich gar nicht reden, daß der Aufenthalt in solchen 
feuchten Räumen mit ihrem dumpfen, muffigen Geruch äußerst unge- 
m ütlich ist, daß es dann begreiflich wird, wenn der Bauer lieber im 
Wirtshaus sitzt, daß es aber auch begreiflich ist, wenn die jungen 
Burschen nicht mehr auf dem Lande bleiben wollen, weil es ihnen gar 
nicht mehr gefällt, und daß dadurch die Landflucht, die Leutenot immer 
größer wird. Die Bauern sollten eben nicht immer nur diejenigen 
anklagen, die auswandern, sondern sollten einmal auch nachdenken, 
warum sie es wohl tun. 
Andere wieder stellten sich auf den „aufgeklärten", „fortschrittlichen" 
Standpunkt und sagten: Wie da früher gebaut wurde, das ist heute 
altmodisch, weg damit! Sie vergaßen dabei, daß es da doch nicht 
auf die Mode ankommt, sondern auf das Gute, Praktische, 
Nützliche! Sie vergaßen, daß die Bauweise unserer Gegend sich im 
Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat aus den Zwecken und Bedürfnissen, 
die der Bauer bei seiner Wirtschaft hat, und aus den Bedingungen, wie 
sie Betriebsart und Klima stellten; sie vergaßen, daß die Erfahrungen 
vieler gescheiter Leute darin stecken, die doch auch bestrebt waren, den 
Bau so einzurichten, daß er jenen Bedürfnissen entspreche. Nun haben 
sich aber jene Bedürfnisse und jene Witterungsverhältnisse nicht so geändert, 
daß eine ganz neue Bauweise nötig wäre. Die Dresch- und Schneide 
maschinen die bei uns eingeführt wurden, verlangen eine solche Aenderung 
nicht, im'Gegenteil: die bei uns übliche Anlage der Gebäude um einen 
großen Hof ist für die Aufstellung dieser Maschinen äußerst geeignet. 
Und in der Tat bleibt man auch bei Neubauten meistens bei der alten 
Anlage, nur daß man eben statt des Holzes Ziegeln verwendet. Wir 
sahen an den Beispielen, daß auch ein gemauertes Haus ganz schön 
werden kann. Aber was bei uns in der Regel gebaut wird, das sind solche 
Steinkasten, wie ich sie oben in den Bildern zeigte. (Abb. 1, 3, 12.) Da ist 
alles, was das alte Haus gemütlich, freundlich, wohnlich machte, weg 
gelassen, die Fehler der alten Häuser, die sind aber getreulich festgehalten 
worden. 
Landflucht 
Bedürfnisse 
Maschinen
	        
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