Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Herbst. 
47 
Denkt man sich zu dieser milden Temperatur noch 
die meist völlige Abwesenheit von Wind, Regen und Staub 
und eine oft wochenlange Reihe von milden, wahrhaft 
italienischen Nächten, und dieses Alles in einem Thale 
überreich an den mannigfaltigsten Schönheiten der Natur, 
wo das liebliche Panorama der herrlichsten Schöpfungen 
so wunderschön sich entfaltet, und die unzähligen, mit den 
edelsten Früchten prangenden Ohsthäume und mit blauen 
Trauben belasteten Weinberge die Erde in einen Garten 
verwandeln, während die mit frischem Schnee bedeckten 
Spitzen der Hochgebirge den nordischen Gast daran er 
innern, dass es jenseits der Alpen bereits dem Winter 
zugeht, während man hier im einfachen Anzuge beim 
October-Vollmondschein von Landpartien zurückkehrt, so 
wird es sehr begreiflich, dass Meran in den Monaten Sep 
tember und October ebenso gern von Gesunden als Kranken 
besucht wird, und dass diese wie jene sich dort gleich 
befriedigt fühlen. 
Welche immer mehr steigende Anziehungskraft auf 
Gesunde und Kranke die wunderschöne Herbstzeit im 
paradiesischen Meraner Thal ausübt, zeigt die jährliche 
enorme Zunahme an Curgästen und Touristen, welche im 
Jahre 1881/82 die Gesammtsumme von 13.461 Personen 
erreichte, während sie im Jahre 1869/70 noch kaum 5000 
betrug. Die Herbstsaison war von jeher beiweitem die 
belebteste und früher oft so überfüllt, dass es oft an Raum 
für Unterkunft fehlte. Die fast fieberhafte Bauthätigkeit 
während der letzten Jahre hat in dieser Richtung so 
gründlich abgeholfen, dass es einen Wohnungsmangel in 
Meran lange nicht mehr geben dürfte. 
Heber die zunehmende Frequenz des Curortes siehe 
die Tabelle pag. 48.