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Alle unsere Vorschläge sind im weitesten Maße gewerbefördernd.
In diesem Kapitel sollen daher nur einige restliche Forderungen besprochen
werden, die sich in den Zusammenhang der großen Wirtschaftsfragen nicht
einfügen ließen.
So fordern wir staatliche Hilfe für die Umstellung lebensunfähiger
Betriebe. (Huf- und Wagenschmiede in Autoreparaturwerkstätten usw.)
Der Export (Kontingentverträge!) soll mit Hilfe des staatlichen Aus
landsdienstes durch Anknüpfung und Ausgestaltung der Handelsbeziehungen
ausgestaltet werden. Der durch die Abwanderung oder den wirtschaftlichen
Untergang eines Großteiles der Exporteure verlorene Auslandsabsatz soll durch
die Errichtung von Exportorganisationen wiedergewonnen werden. Die
Schaffung einer Exportversicherung ist in Angriff zu nehmen.
Besondere Förderung wird das Fremdenverkehrsgewerbe erfahren
müssen, das billige Jnvestitionskredite (siehe Abschnitt „Geldwesen!") für
den Ausbau und die Modernisierung der Gaststätten nach den Wünschen
des internationalen Publikums, benötigt.
Als einschneidende Maßnahme fordern wir weiters, daß für einzelne
Gewerbe- und Handelszweige, in welchen ein übermäßiger Zuwachs gegen
über der Vorkriegszeit oder ein außergewöhnlicher Konsumrückgang zu ver
zeichnen ist, eine örtlich begrenzte und zeitlich befristete Sperre in dem
Sinne verhängt werden kann, daß neue Betriebe in diesen Zweigen nicht
eröffnet werden dürfen. Eine solche Sperre kann nur über begründeten An
trag der zuständigen Standesorganisationen angeordnet werden. Diese Maß
nahme soll einerseits den Gewerbetreibenden vor einer erdrückenden Konkur
renz schützen, anderseits aber auch dem Konsumenten zugute kommen, da bei
einer Ueberzahl von Betrieben die Regiekosten und damit der Warenpreis
naturgemäß steigen.
c) Die landwirtschaftliche Produktion.
Es ist nutzlos, sich um das Kernproblem der österreichischen Land
wirtschaft herumzudrücken und den Landwirt mit unzulänglichen Hilfsmitteln
hinzuhalten und zu vertrösten. Fachmännische Berechnungen haben ergeben,
daß die österreichische Landwirtschaft allein durch den Sturz des Getreide
preises seit dem Jahre 1928 eine Einbuße von rund 300 Millionen Schilling
erlitten hat, wobei die Verluste durch Preissturz bei Vieh und anderen Pro
dukten noch nicht berücksichtigt sind. Dieses Loch läßt sich durch ein noch so
gut gemeintes Notopfer von 96 Millionen Schilling nicht stopfen. Das
Uebel muß an der Wurzel erfaßt werden, und die ist:
Die österreichische Landwirtschaft ist in ihrer heutigen Betriebsweise
nicht weltmarktkonkurrenzfähig. Aber nicht etwa darum,
weil der österreichische Bauer weniger fleißig oder anstellig ist, als der aus
ländische Landwirt, sonderer weil letzterer unter einer wärmeren Sonne, auf
fuchtbarerem Boden mit billigeren Arbeitskräften abeitet. Dazu kommt, daß
unsere Nachbarstaaten ihre Landwirtschaft durch Ausfuhrprämien fördern
(die Tschechoslowakei zahlt eine Exportprämie von 8 6.30 für 100 Kilo
Gerste), oder durch Zölle schützen (Mehlzoll nach Deutschland 31.50 Mark,
nach Ungarn 13 Goldkronen, nach der Tschechoslowakei 70 Tschechenkronen,