Volltext: Was will der Heimatblock?

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Der gewerkschaftliche Gedanke ist richtig und nützlich, 
die Theorie des Klassenkampfes ist falsch und verderblich. Vor der Gründung 
von Gewerkschaften war der Arbeiter den Auswirkungen der freien Kon 
kurrenz auf dem Arbeitsmarkte schutzlos preisgegeben. Wirtschaftskrisen 
zwangen ihn, seine Ware, die Arbeit, zu Schleuderpreisen auf den Markt 
zu werfen und um Hungerlohn zu arbeiten. Wenn der Arbeiter daran ging, 
sich wirtschaftlich zusammenzuschließen, so tat er nichts anderes, als die 
Industrie und das Bankwesen, die sich kartellierten, als der Mittelstand, 
der sich in landwirtschaftlichen und gewerblichen Genossenschaften vereinigte 
— alles zu dem Zweck, um sich vor den Auswirkungen der freien Konkurrenz 
zu schützen. Die Arbeitergewerkschaft ist das Arbeitnehmerkartell, dieses hat 
die gleiche Daseinsberechtigung wie das Bankenkartell, der Stahltrust oder 
der Petroleumkonzern. 
Die Theorie des Klassenkampfes aber, die Behauptung, daß 
eine Klasse nur auf Kosten der anderen gedeihen kann, ist faul und hat das 
ganze deutsche Volk mit Fäulnis durchseht. Ein Volk ist ein Organismus 
und ein Organismus kann nur leben und blühen, wenn alle seine Glieder 
gedeihen. 
Aus dieser grundsätzlichen Anschauung heraus vermeiden wir es, 
in unserem Programm die Jnteresien des Unternehmers den Interessen des 
Arbeitnehmers gegenüberzustellen. Alle Reformvorschläge, die wir in den 
vorhergehenden Abschnitten entwickelt haben, kommen dem Unternehmer, wie 
dem Arbeiter und Angestellten zugute: die Reform der sozialen Versicherung 
nicht minder als die Arbeitsdienstpflicht, die nichts anderes ist, als eine groß-, 
zügige produktive Arbeitslosenfürsorge. Das Schulbeispiel aber für die 
Verbundenheit zwischen den Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist 
der Jnlandarbeitschutz. 
Eine wichtige Frage bleibt noch zu regeln: das Arbeitsverhältnis. 
Ungerechtigkeiten auf diesem Gebiete müffen zu schweren Schädigungen der 
nationalen Wirtschaft führen. Die Austragung von Konflikten mit den 
Mitteln des Streiks und der Aussperrung verwerfen wir unbedingt, da beide 
Maßnahmen die Wirtschaft schädigen. Wir fordern die Schaffung einer 
Arbeitsverfassung, die neben dem Schiedsverfahren auch Bestimmun 
gen über die Arbeitsgerichtsbarkeit enthält. Die Arbeitsgerichte (mit Beru 
fungsrecht) sind mit sachverständigen Laienbeisitzern zu beschicken. 
Schon aus unserer nationalen Einstellung heraus, fordern wir die 
Förderung des E i g e n h e i m b a u e s für die Arbeiter und Angestellten. 
Die Arbeitsdienstpflicht wird es möglich machen, diese Aktion mit verhältnis 
mäßig geringen Mitteln durchzuführen. Wir wollen nicht, daß der Arbeiter 
ein landfremder Geselle ist, von der Arbeitslosigkeit bedroht, ohne Hoffnung 
und Vertrauen auf seine und seiner Kinder Zukunft. Auch der Arbeiter soll 
die Scholle lieben, der er entstammt. Wenn er aus dem Getöse des Maschi 
nensaales heimkehrt, sollen ihm die Blumen seines Gartens entgegenleuchten. 
Die Gewerbeförderung. 
Es bedarf kaum einer besonderen Erwähnung, daß alle in den vor 
hergehenden Abschnitten erhobenen programmatischen Forderungen eine Be 
lebung des Handels und Gewerbes mit sich bringen müßen.
	        
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