G. Geyer, Touren von Rainsau.
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bedeckten Gletschers, dessen Eismassen sich so steil emporwölben,
dass die oberen Firnfelder verdeckt sind. Wir wenden uns daher nach
rechts und steigen schräg über das Eis bis an den Fuss des Koppen
karstein. In 20 Min. befinden wir uns auf dem Rücken der Edelgries-
Höhe, welche, knapp unter der senkrechten Wand beginnend, über
einige runde Kuppen nachS. streicht. Jetzt erst sieht man den ganzen
Gletscher, welcher sich steil von dem Hinteren Thürl — Scharte
zwischen Kleinem Koppenkarstein und Hinterer Thürlspitze — öst
lich gegen unseren Standpunkt herabsenkt, ein kleines Firnplateau
am Fusse des Kleinen und Grossen Koppenkarstein bildet und
dann unter rechtem Winkel nach S. gewendet in die Schlucht hinab
hängt.
Gegen 0. liegen mehrere kahle Mulden zu Füssen, aus denen
die Schneide des Landfriedstein aulragt. Die zunächst liegende ist das
Koppenkar. Als nördlicher Begrenzungswall des Gletschers erhebt
sich, vom Hinteren Thürl beginnend, der lange Kamm des Koppen
karstein. Im W. oberhalb des Hinteren Thürl mit dem niedern Gipfel
2828 m ansetzend, streicht die schmale Schneide östlich zunächst
zur Scharte, wo man einen durchlöcherten Gratzacken das Steinfensterl
heisst, erhebt sich etwas steiler und zieht dann fast eben bis zum
höchsten Punkt 2878 m. Steile, aber doch scheinbar leicht gangbare
Felshänge setzen vom Gipfel gegen S. herab, während gegen SO. und
0. senkrechte, ja sogar überhängende Mauern, gekrönt durch einige
Felsköpfe in das Koppenkar abstürzen.
Um die Wände betreten zu können, müssen wir zunächst links
über steilen Firn, in dem sich meist eine Randkluft zeigt, ansteigen;
in die Felsen ziehen sich dort zwei Einbuchtungen des Schnees hinauf,
zwischen welchen ein Pfeiler hervortritt. Entweder über diesen oder
rechts in einem Kamin klettert man hinan und gelangt zu einer senk
rechten Felsmauer, welche sich schräg nach links hinauf fortsetzt.
An ihrem Fuss ziehen minder steile Absätze hin, längs welcher wir
nordwestlich in eine Schlucht gelangen, die nach unten in einer Wand
endet und immer steiler werdend gegen das Fensterl auf dem Grat
ansteigt, ohne jedoch bis zur Schneide zu reichen. Hat man eine
Strecke weit die Schlucht verfolgt, so heisst es rechts heraussteigen
auf das plattige Südgehänge. Bald horizontal, bald gerade aufsteigend
kommt man über dasselbe an den Fuss eines weiten, kraterartigen
Trichters, gebildet durch den Hauptkamm und einen südlichen
Seitengrat. Am besten geht es nun, wenn man direct durch den
Trichter den Südgrat und über diesen den Gipfel ansteigt. Bei reich
lichem Schnee ist jedoch die Stelle lawinengefährlich, und es empfiehlt
sich, vom unteren Ende dieses Kraters horizontal nach links (westlich)
zu traversiren, wobei man dann über ein Felsband auf den Grat
kommt Der Grat östlich bis zur Spitze — etwa 200 Schritte — ist