Volltext: Die Dachstein-Gruppe

266 
Dachstein-Gruppe. 
durchzogenen Plateaufläche, gerade gegen das Schreiberwandeck. 
Jetzt erblickt man die kahlen Spitzen des Dachstein und die beiden 
Go sauer Gletscher, welche sich zwischen nackten Steinmauern und 
wüsten Moränen ausbreiten. Die Vegetation wird spärlich, Schuttmassen 
nehmen immer mehr überhand, schliesslich erblickt man nichts mehr 
als nacktes Gestein, Schnee und Eis. Am Schreiberwandeck sind wir 
bei der Moräne angelangt, steigen aber noch eine Strecke über Schnee 
felder und Geröll am Euss der Schreiberwand empor, bis wir nach 
2 St. von der Hütte den Gletscher betreten.*) 
Jenseits des von hier an abwärts meist aperen Gletschers starren 
zackig die senkrechten weissen Mauern des Thorsteinvorgipfels auf. 
Uns im Kücken zieht sich die gelbgraue Mauer der Schreiberwand 
bis hinauf zum Hohen Kreuz. Im Hintergrund aber sieht man in 
steilen, geschichteten Wänden den Hohen und Niederen Dachstein 
und die kegelförmige Mitterspitze den weiten Firnfeldern entragen. 
IndemMaasse, als man über die Terrassen des Grossen Gosauer 
Gletschers hinaufkommt, erschliesst sich immer mehr der Einblick 
in das Firnthal zwischen Mitterspitze und Thorstein, bis endlich der 
ganze stolze Aufbau des letzteren in geradezu überwältigender Wild 
heit vor uns aufragt; eine Schneemauer zieht empor zu dem zerrissenen 
Felsgerüste, durch welches eine äusserst steile grauschwarze Eisrinne 
senkrecht zum Gipfel zu führen scheint. Ohne jeden Zweifel das gross 
artigste Bild in der ganzen Gruppe (siehe den Lichtdruck Tafel 10). 
Man wendet sich nun immer mehr gegen S. über die von einzelnen 
grossen Spalten durchzogenen Firnfelder hinan, und ist schon fast ganz 
von den hohen nackten Felsmauern umschlossen; nur nach W. ist die 
Aussicht noch frei. Ueber den weissen Kand des steil abbrechenden 
Gletschers blinken tief, tief unten die Gosauseen, grünt freundlich 
die Matte der Zwieselalpe und thürmen sich gewaltig die Klippen der 
Donnerkögel, die stolze Säule der Bischofsmütze und der zerhackte 
Grat der Grosswand. Aus weiter Ferne grüssen noch Salzburgische 
Berge. 
1 St. nach Betreten des Gletschers ist die Obere Windlucke 
ca. 2760 m, zwischen Mitterspitze und Dachstein, erreicht, staunend 
fällt der Blick gegen S. hinab über die senkrecht scheinende, 1000 m 
hohe Wand auf die Schutthalden des Maarberg. Wenige Schritte rechts 
von der schmalen Scharte befindet sich in der Südwand der Mitterspitze 
eine Aushöhlung, deren Boden so gross ist, dass mehrere Personen darin 
bequem Käst halten und die gewaltigen Abstürze mitMusse betrachten 
können. Noch hat man den etwa 300 m hohen letzten Felskegel des 
*) Früher pflegte man vom Hintern Gösausee zuerst in der Schlucht nörd 
lich zur Kogelgassenalpe und dann südöstlich längs des Grünberg und oberhalb 
des Gschlösslkogel zum Gletscher aufzusteigen. Dieser Weg ist aber be 
deutend weiter.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.