G. Geyer, Touren von Obertraun.
249
theilweise felsige Nordseite bald hinter uns, jetzt gilt es einen möglichst
kurzen Weg durch ein Chaos von Trichtern und Gruben zu finden,
durch welches in NO.-Richtung die Einsattlung zwischen Speikberg
und Hirschberg gewonnen wird.
Der Hirschberg (2013 m) streicht als langer Kamm gegen
N. zum Hageneek. Während auf der W.-Abdachung Matten bis zum
Gipfel reichen, stürzt auf der 0.-Seite eine ausgedehnte Wand auf
eine Terrasse herab, welche ihrerseits abermals gegen 0. mit mauer-
artigen Abfällen auf tiefere Plateautheile niedersetzt. Von der Ein
sattlung suchen wir diese Terrasse zu gewinnen, indem wir zunächst
die Geröllhalde traversiren, dann über riesige, tafelartige Platten
allmälig absteigen. Enorm grosse Schichtflächen des Dachsteinkalkes
sind hier entblösst; vom Wasser abgewaschen, zeigen sie an ihrer
Oberfläche deutliche Durchschnitte von Bivalven und Gasteropoden.*)
Von weitem gewähren diese hunderte von Quadratmetern umfassenden
Platten einen eigenthümlich regelmässigen Anblick. Die hier wieder
beginnenden Dauben leiten in eine kleine Mulde, aus welcher bald
die Hütten der Bärenlackenalpe entgegenblicken.
Eine der höchsten desGebirges liegt diese Alpe in grauenhaft öder
Umgebung. Kaum dass hie und da ein kümmerliches Rasenpolster
die kahlen grauen Klippen und Trümmer schmückt. Nachdem wir
den Durst an einer spärlich fliessenden Quelle gelöscht, wandern wir
über die Terrasse nördlich weiter, bald auf den Kämmen, bald in den
Tiefen der Mulden, wie es unsere Führer, die Dauben, ebenerheischen.
Mit einem Male bricht jedoch der Boden schroff ab, wohl mehrere
hundert Meter tief sehen wir unter uns in grünem Kessel die Land
friedalpe. In Serpentinen führt ein Steig hinab; stellenweise sind blos
Tritte in abschüssige Felsplatten eingehauen, stellenweise geht es
längs steiler Grasplätze hin, bis endlich der Absatz überwunden ist
und ein trümmerbesäter Rasenhang folgt.
Rechts im Kessel liegt die Ausseer Landfriedalpe 1379 m, wir
wenden uns jedoch links durch die grüne Tiefe den Hütten des Ober
trauner „Landfried“ ca. 1350 m zu, von wo es nördlich immer noch
durch einige Mulden an den Rand einer Schlucht geht Den G’hang-
kogel (Gehängekogel) zur Linken, die Wände des Gschirrkogel und
Rubenkogel zur Rechten, führt der Weg zunächst an den Schutthalden
des letzteren gegen N., dann links umbiegend steil in einem Graben
westlich zu Thal. Nach 2 St. passiren wir die auf einsamer Wald
wiese gelegene Koppenwinkel-Alpe und kommen dann entweder an
der morastigen Koppenwinkel-Lacke vorbei rechts zum Ausgang des
Koppen, oder links auf einem Waldweg zur Traun und über eine
Brücke weiter nach Obertraun (1 St.)
*) Verfasser beobachtete - hier einen mindestens 2 Decimeter langen Durch
schnitt einer Nerinea.