G. Geyer, Touren von Obertraun.
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Wiesen, zwischen einzelnen Fichten und herabgestürzten Blöcken ein
Stück hinan*); bald jedoch sind wir am südlichen Ende des Kessels
angelangt, wo senkrechte Felsmauern uns zwingen, rechts abzubiegen.
Der nun folgende Steig, welcher über glatt polirte Karrenfelder, deren
weisses Geriff hie und da von Krummholz überwuchert wird, bergan
zieht, verdient alles andere als diesen Namen. Bald geht es steil auf
wärts, bald wieder höchst überflüssiger Weise bergab, bald balancirt
der Fuss auf messerscharfen Erosionsmuscheln, bald gleitet er in
glatten Rinnen, bald wieder heisst es sich über hohe Stufen hinauf
schwingen.
Endlich nach l St. ist die Höhe der nächsten Terrasse gewonnen,
ganz nahe zur linken winken schon die Hütten, doch trennen uns noch
kleine heimtückische Wände von ihnen. Wir müssen einen Hügel über
klettern und können erst jenseits zur Alpe hinabsteigen, deren von
Alpenampfer überwucherte, morastige Umgebung uns eine fruchtbare
Oase mitten in öder Steinwüste däuclit. Der beschränkte Boden der
Mittleren Schönbergalpe bildet ebenso wie jener der Unteren eine
kleine, im S. von Wänden abgeschlossene Terrasse; doch ist die
Gegend schon viel freier, kein Baum hemmt mehr den Blick gegen
N., wo über der tiefen Furche des Hallstätter Sees zunächst der
Sarstein und neben ihm in weiterer Ferne endlose blauduftige Berg
ketten aufstreben.
In einem Bogen zieht nun der Steig an den östlichen Hängen
des Kessels aufwärts, zuerst noch über Rasen, dann aber jäh an
schroffen Wänden hinan, Krummholz hängt über den Abgrund hinab,
und zwischen seinen dunkelgrünen Büscheln schimmert aus schwin
delnder Tiefe der Hallstätter See. Unmittelbar zu Füssen liegt der
grüne Boden der Unteren Alpe; ein gefährlicher Pfad, nur von Jägern
und Wildschützen benützt, führt wenig einladend direct hinab, Bevor
man um die Ecke biegt, sieht man über den bereits gesunkenen
oberen Terrassenrand der Mittleren Alpe, die aus weissgrauen Karren-
platten bestehenden Felsdome des Däumel und Krippenstein empor
ragen. Nun wendet sich der Pfad rechts und biegt in y <2 St. zur Oberen
Schönbergalpe (ca 1 (50Üm). Elende ruinenhafte Hütten schaaren sich
auf einem kleinen grünen Fleck des unebenen Kessels; die mit Krumm
holz überzogene Kuppe des Hageneck im N. überragt kaum noch.
In mässiger Steigung verfolgt man nun ein Thal, welches sich
nach SO. gegen die Einsattlung zwischen Hirschberg und Speikberg
hinanzieht, zuerst über Karrenfelder, dann bequem in grüner Mulde,
endlich etwas steiler über Felshügel und in kleinen Schluchten. Nach
1 St. weitet sich die Gegend zu einem sanftgeneigten Plateau. Ganz
nahe erscheint die erwähnte Einsattlung, rechts der breite Bau des
*) Ara Fasse der östlichen Wände sprudelt zwischen grossen Blöcken in
einem Felsgewölbe klares Wasser.