Volltext: Die Dachstein-Gruppe

G. Geyer, Touren von Obertraun. 
241 
Das beigegebene Panorama (Tafel 11, 12*) spricht genug für 
die eminente Bedeutung dieses bekanntlich auch von Aussee und vom 
Pötschenjoch aus zu erreichenden Gipfels. 
2. Krippenstein und Gjaidalpe. 
Vom Bahnhof Obertraun etwa 10 Min. auf der Strasse gegen 
0., dann über die Bahn und quer über den moosigen Thalgrund dem 
Fusse des Gebirges zuschreitend, übersetzt man nach V 4 Stunde auf 
der Köhlerbrücke die Traun und betritt den Wald. Ein schlechter 
Fahrweg leitet am Ufer des Miesbachs SO.; nach einigen hundert 
Schritten zweigt unter rechtem Winkel steil südl. ansteigend, ein 
Fussweg ab, der in einer schwachen halben Stunde an denFuss einer 
Blosse bringt. Wieder durch hochstämmigen Forst, dessen Boden 
bereits überall von den abenteuerlichen Auswaschungsformen des 
Kalks durchbrochen ist, geht es rasch in die Höhe, bis eine kleine 
muldenartige Terrasse das Gehänge unterbricht; der Steig umgeht 
nun östlich den Bücken und zieht in den Boden einer Schlucht, um 
in Serpentinen anzusteigen, bis kleine Basenflecke zwischen den zer 
zausten Wetterfichten die Nähe der Alpe künden. 2 1 /? Stunden nach 
Verlassen des Thalbodens hat man die rings vom Wald umschlossenen 
Hütten der Niederen Schafeckalpe 1200 m erreicht. 
Im W. tritt der Schafeckkogel 1256 m gegen N. vor. Diesem 
Bücken zustrebend, wendet man sich, nachdem seine Höhe erreicht 
ist, direct nach S. und erreicht in 20 Min. die halbzerfallenen Hütten 
der Oberen Schafeckalpe 1350 m. Der Pfad zieht nun am Ostrand 
der Mulde auf einen Bücken, wo plötzlich die nackte, in senkrechten 
Plattenwänden auf wüste Geröllfelder und Karrenflächen abstürzende 
Felswand des Krippenstein erscheint. Hügelwellen und schwarz-grüne 
Klumpen von Lecken**) unterbrechen das fahle Weissgrau der ge 
furchten Platten. Noch geht es ein Stück über den breiten Bücken, 
von welchem sich schon der Blick in die schwindelnde Tiefe des 
Hallstätter Sees erschliesst, dann in eine nach S. ziehende Schlucht 
am Fusse des Krippenstein. 
Hier blinkt aus einer kleinen Felshöhlung, ein wahrer Schatz fin 
den Wanderer in der wasserarmen Wildniss, der klare Spiegel des 
Krippenbrunns, ca. 1550 m. 
Der Steig, reichlich gekennzeichnet durch Dauben, zieht nun 
am Boden der Schlucht gegen S., bald über üppige Basenflecke, balcL 
über die klippigen und zackigen Erosionsmuscheln der Karrenfelder 
fast eben dahin; links thürmen sich die Biesenwände des Krippenstein 
auf, rechts die monotonen Karren- und Krummholzhänge des 
*) Das Erkennungsschema ist (Tafel 11.) zugleich für den Handgebrauch auf 
der Reise bestimmt. Die Red. 
**.) Landesüblicher Ausdruck für Krummholz. 
16*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.