Volltext: Der Militär-Maria Theresien-Orden

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DIE VERTEIDIGUNG DER HOCHFLÄCHE VON DOBERDÖ 
Als sich GdK. Erzherzog Joseph am 8. Juli 1915 als Kommandant 
des anrollenden VII. Korps beim Armeekommando Boroevic in 
Laibach meldete, erhielt er von diesem den Befehl, das Kommando 
im Abschnitt III der Südwestfront von der Wippachmündung bis 
Sistiana zu übernehmen und die Karsthochfläche südlich Görz 
,,zähestens zu verteidigen". Außer den zum VII. Korps gehörenden 
zwei Divisionen (17. ID. und 20. HID.) sind dem Erzherzog für diese 
Aufgabe auch die auf der Hochfläche bereits seit sechs Wochen ein 
gesetzt gewesenen Divisionen und Gebirgsbrigaden der Gruppe 
FML. Heinrich Goiginger unterstellt worden, wodurch sein Befehls 
bereich nahezu den Umfang einer Armee erhielt. Mit diesen Kräften 
galt es, eine halbkreisförmig nach Westen ausgebogene Front von 
rund 20 km Ausdehnung zu behaupten, die der Erzherzog gerne auf 
die nur halb so lange Linie Mt. S. Michele—Monfalcone—Adriawerke 
beschränkt hätte, um einerseits Kräfte zu sparen, anderseits den 
Nachteil des italienischen Flanken- und Schrägfeuers aus südlicher 
Richtung auszuschalten. Dessenungeachtet verblieb es bei der 
naturgegebenen Verteidigungslinie am Rande der Hochfläche von 
Doberdö, und gegen diese brandeten vom 18. bis 28. Juli 1915 un 
aufhörlich die Angriffswellen der feindlichen Infanterie, wirksam 
unterstützt von einer übermächtigen Artillerie in der Stärke von 
etwa 1000 Geschützen, denen auf eigener Seite nur 236 gegenüber 
standen. 
Um den Mt. S. Michele, der mit seiner ständigen Rauchkappe 
einem feuerspeienden Berge glich, um den Berg der sechs Löcher 
(Mt. dei sei busi) und zwischen beiden um jeden Hügel und um jeden 
Steinhaufen wurde erbittert gerungen. Wiederholt kam es zu wildem 
Handgemenge; mit Bajonett und Kolben, mit den Zähnen und den blo 
ßen Fäusten, vielfach auch mit der ungarischen Streitaxt (fokos) und 
mit Morgensternen wurde wütend gekämpft 1 ). Es gab Örtlichkeiten, 
die im Laufe der zehntägigen Schlacht drei-, vier- und mehrmal den 
Besitzer gewechselt haben, am Schluß aber sind sie nahezu aus 
nahmslos fest in der Hand der österreichisch-ungarischen Verteidiger 
geblieben. Leicht war der Sieg nicht; er hatte erschreckend hohe Ver 
luste gekostet, die beim VII. Korps, das die Hauptlast des Kampfes 
zu tragen gehabt hatte, etwa 25.000 Mann erreichten. 
Auf Seite der Italiener ist die Erschöpfung keine geringere ge 
wesen; deshalb ließen sie nach der zweiten Isonzo-Schlacht eine 
dreimonatige Kampfpause eintreten, bevor sie am 18. Oktober 1915 
zur dritten ansetzten und dieser, nach nur fünftägiger Unterbrechung 
0 Die Soldaten der 20. HID. pflegten schwere Holzwürfel und Kegelkugeln 
mit je zwanzig spitz zugefeilten Nägeln zu spicken und nannten dieses morgen 
sternartige Werkzeug den „Zwanziger" (huszas).
	        
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