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Leutnant in der Reserve Peter Scheider
Geboren am 2. Juli 1890 in München als Sohn eines Tischlers, rückte
Scheider in den Jahren 1912 und 1913 als Ersatzreservist zur militärischen Dienst
leistung ein und machte vom August 1914 bis November 1918 den Weltkrieg zu
nächst beim 3. TKJR. mit. Im Jahre 1916 wurde er als Offiziersanwärter dem
KSchR. III überstellt.
Als Leutnant bei der 17. Hochgebirgskompanie eingeteilt, erwarb er sich im
Frühjahr 1918 im Presenagebiete das Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-
Ordens, überdies die Goldene Tapferkeitsmedaille für Offiziere. In seinem bürger
lichen Berufe war Scheider zunächst Volks-, dann Hauptschullehrer; derzeit ist
er Studienrat an der staatlichen Lehrerbildungsanstalt in Innsbruck.
DIE KÄMPFE IM PRESENAGEBIETE IM MAI UND JUNI 1918
I
Mitte Mai 1918 wurden einige Hochgebirgskompanien aus den
Stellungen im Presenagebiete, südöstlich des Tonalepasses (Straße
Male—Edolo) gezogen und sollten bei dem beabsichtigten Angriff
auf den vom Feinde stark besetzten und befestigten Lagoscurograt
(3 km südlich des Tonalepasses) mitwirken. Die Stellungen im Pre-
sena-Abschnitte lagen auf dem schwer gangbaren Grat der Presena
(>3329) und schienen unangreifbar zu sein, weshalb eine dringen
dere Aufgabe für die Hochgebirgskompanien ins Auge gefaßt wor
den war.
Mitten in den Vorbereitungen für den beabsichtigten Angriff
setzte plötzlich unerwartetes Trommelfeuer auf die Stellungen auf
dem Presena- und den an diesen anschließenden Paradisogletscher
sowie auf den Cellograt ein, das die ganze Front stark erschütterte.
Der Feind griff an, machte zahlreiche Gefangene und erbeutete viel
Kriegsmaterial. Die Besatzung hatte völlig versagt. Der Raum vom
Tonalepaß bis zur 17 km südöstlich gelegenen Busazza war dadurch
für einen Vorstoß der Italiener in östlicher Richtung ins Val Ver-
miglio vollkommen frei.
In dieser überaus kritischen Lage erhielten Teile der kampf
erprobten Hochgebirgskompanien 17 (Lt. Scheider) und 28 (Oblt.
Kaserer) am 26. Mai, 3 Uhr 30, von dem dortigen Abschnittskom
mandanten Obstl. Steiner den Befehl, den nicht ausgebauten Ost
grat am Monticello (3 km östlich des Tonalepasses) zu besetzen und
so lange — zum mindesten bis 11 Uhr — zu halten, bis der eigene
Rückzug vom Paradiso sich vollzogen haben würde. Zu diesem
Rückzug kam es infolge des geschilderten plötzlichen Versagens
der Besatzungen nicht mehr.
Die beidenHochgebirgskompanien hielten aber dessenungeachtet
24 Stunden, bis zur Ablösung durch ein frisch herangezogenes Feld
jägerbataillon, am bezeichneten Grat ungedeckt im schwersten feind