Volltext: Der Militär-Maria Theresien-Orden

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Eine beim Feinde eingetretene Feuerpause wurde zur Verände 
rung des Aufstellungsraumes beider Geschütze und zur Aushebung 
notdürftiger Deckungen für die Mannschaften verwendet. Rössel 
selbst wählte seinen Standpunkt in der Schwarmlinie. Nach An 
bruch der Nacht wurden die Arbeiten in der Zugstellung fortgesetzt 
und die Deckungsverhältnisse verbessert. 
In dieser höchst gefährdeten, fast ganz eingesehenen Stellung 
hat Oblt. Rössel durch volle drei Tage, d. i. vom 9. bis 12. September 
mittags ausgehalten und nicht nur den Feind wirksam beschießen, 
sondern auch wertvolle Beobachtungen für das Feuer der anderen 
weiter rückwärts aufgestellten Batterien liefern können. 
Während dieser drei Tage verlor der Zug fast täglich die Hälfte 
seiner Mannschaft, die durch Kanoniere der restlichen Geschütze er 
setzt werden mußte. Trotzdem gelang es, durch das eigene Beispiel 
die Mannschaft in guter moralischer Verfassung und den Zug ge 
fechtsbereit zu erhalten. 
Am Morgen des 12. wurde infolge des Anmarsches starker 
feindlicher Kräfte der allgemeine Rückzug anbefohlen. Dem vorge 
schobenen Zuge erwuchs dabei die Aufgabe, die benachbarte Infan 
terie, die als letzte zurückgezogen werden sollte, zu decken. 
In der Erkenntnis der Gefährlichkeit dieser Bewegung ließ Oblt. 
Rössel zunächst alles entbehrliche Material nach rückwärts schaffen. 
Der Gegner bemerkte bald die Veränderung und eröffnete ein hef 
tiges Feuer gegen die weichende Infanterie. Rössel zog nun durch 
Beschießung der feindlichen Artillerie ihr Feuer auf sich. Ehe noch 
die benachbarten Schwarmlinien ihre Bewegung antraten, wurden 
sie durch eine in geringer Entfernung auffahrende feindliche Bat 
terie unter heftiges Feuer genommen. Trotz der Ungleichheit der 
Kräfteverhältnisse wurde der Kampf mit dieser Batterie aufgenom 
men und dadurch ihr Feuer zur Gänze auf den Haubitzzug gelenkt. 
Schließlich fuhr noch eine zweite russische Batterie auf, die eben 
falls den Haubitzzug beschoß. Bei den Geschützen gab es nur mehr 
Tote und Verwundete. Durch die Aufopferung des Zuges war es aber 
der eigenen Infanterie möglich geworden, sich vom Gegner zu 
lösen. 
Da infolge dieser Verhältnisse der Zug als verloren angenom 
men wurde, waren die Bespannungen mit den Protzen nach rück 
wärts geleitet worden. Trotzdem versuchte Rössel, die Haubitzen 
noch zu retten. Er ging allein wieder nach vorne, fand dort Teile der 
früheren Geschützbedeckung, die er aufforderte, ihm, da er allein 
übrig geblieben sei, bei der Wegschaffung der Haubitzen behilflich 
zu sein. Einzelne beherzte Männer kamen dem in die Speichen des 
einen Rades eingreifenden Rössel zu Hilfe, wodurch es gelang, zu
	        
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