Volltext: Der Militär-Maria Theresien-Orden

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Sielec, allen Unterführern einschärfend: „Viel schießen — auch 
wenn keine Ziele sichtbar sind! — Viel und kräftig Hurra! rufen; die 
Russen sollen glauben, daß wir die Stärkeren sind!" 
In Wirklichkeit sind allerdings noch immer die Russen die Stär 
keren gewesen; sie führten aus nordöstlicher Richtung ein Schützen 
regiment nach dem anderen und auf dem Bahngeleise von Jezupol 
einen Panzerzug vor, sie drangen nochmals in Sielec ein und kamen 
bis zur Kirche, dann aber mußten sie doch wieder zurückgehen und 
begnügten sich ab 15 Uhr mit der Festhaltung des Höhenrandes 
nördlich des Dorfes. 
Inzwischen hatten die befreiten Artillerieoffiziere und Kanoniere 
ihre Geschütze und Bespannungen zum größeren Teil wieder ver 
wendungsfähig gemacht, waren mit ihnen südlich des Ortes aufge 
fahren und griffen in den Schlußkampf des Tages ein. Petrichevich 
ordnete seine durcheinandergeratenen Abteilungen und konnte fest 
stellen, daß sie allen vier Bataillonen des Regiments angehörten, 
aber zahlenmäßig kaum halb so stark waren als die im Laufe des 
nahezu zehnstündigen Kampfes gefallenen und als Gefangene einge- 
brachten Russen. 
Freilich sind die Verluste auch auf eigener Seite sehr beträcht 
lich gewesen; sie erreichten fast die Hälfte des ursprünglichen Ge 
fechtsstandes, allein — sie standen in keinem Verhältnis zur Größe 
des Erfolges, den Petrichevich, ein jugendlicher, erst ein Jahr in 
dieser Charge dienender Hauptmann, errungen hatte. 
Alle höheren und rangälteren Offiziere des Regiments waren 
durch die Panik beim Russeneinbruch ausgeschaltet worden: der 
Oberst verwundet, der einzige Stabsoffizier unauffindbar, die älteren 
Hauptleute abgeschnitten oder plötzlich erkrankt; ohhe das herz 
hafte Eingreifen des Hauptmanns Petrichevich wären voraussichtlich 
große Teile des Regiments 16, die Batterien und der gesamte Train 
verloren gewesen. 
„Eine Waffentat allerersten Ranges, wie sie nicht bald ihres 
gleichen finden wird" — schrieb der damalige Divisionär, FML. 
v. Benigni — und beantragte als Lohn den Leopold-Orden, den Petri 
chevich als erster Hauptmann der gesamten Wehrmacht erhielt. 
Sechs Jahre später zierte auch der höchste Kriegsorden die Brust 
dieses vorbildlich tapferen Offiziers. 
Oberstbrigadier Rudolf Pillepic v. Lippahora 
Geboren zu Verona am 12. Januar 1862 als Sohn eines Oberstleutnants, absol 
vierte er 1882 die Theresianische Militärakademie zu Wiener Neustadt und diente 
im IR. 60 bis zu seinem im Jahre 1898 erfolgenden Übertritt in den Aktivstand der 
Honved. Nach mehrjähriger Tätigkeit an der Distriktsoffiziersschule in Pozsony 
(Preßburg) wurde Pillepic als Oberst zum Kommandanten des HIR. 11 ernannt, mit
	        
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