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fung bis gegen 4 Uhr, weil die in Belgrad ausgebrochenen Brände das
Fahrwasser und Ufergelände grell beleuchteten. Es fiel leichter Re
gen, die Donau warf hochgehende Wellen empor.
Von den serbischen Scheinwerfern erfaßt und vollkommen ins
Helle gebracht, wurden die Pontons der westlichen Landungsgruppe
mit überwältigendem Feuer überschüttet; einige versanken samt
ihrer Besatzung im Strom, andere trieben führerlos ab; nur das Ba
taillon III/74 unter Führung des Obstlt. Mettelet und einige Züge
vom Bataillon IV/84 erreichten die Landungsstelle.
Gegen diese richteten die Verteidiger ihre Scheinwerfer und
ihre volle Aufmerksamkeit; dadurch gelang es dem vom Obstlt. Peter
befehligten Bataillon IV/87, um die Kozarainsel unbemerkt die öst
liche Landungsstelle zu erreichen, den Bahndamm zu stürmen und
dessen Verteidiger zu überwältigen. Schon im nächsten Augenblick
richtete die serbische Artillerie ihr Feuer auch auf das nunmehr ent
deckte Bataillon Peter; gleichzeitig wurde es von Infanterie ange
griffen, die mehrmals bis an den Bahndamm heranzukommen ver
mochte, schließlich aber doch zurückgetrieben werden konnte.
Mittlerweile war es Tag geworden. Die überschiffung der Trup
pen mußte eingestellt werden, folglich sind die bereits auf dem serbi
schen Ufer im Kampf stehenden Teile der 9. GbBrig. tagsüber in sehr
bedrohter Lage gewesen, denn sie standen einer vielfachen Überzahl
gegenüber und durften vorerst nicht auf Unterstützung rechnen. Erst
im Laufe des Tages trafen zwei Bataillone der 18. GbBrig. ein, die
weiter östlich über die Donau gelangt und dann gegen die Stadt ein
geschwenkt waren.
Am Nachmittag des 7. Oktober standen von der 59. ID. insge
samt höchstens 2500 Mann in einer 4000 Schritt langen Linie am
Bahndamm festgeklammert, ohne Reserven und ohne ausreichende
Munition. Ohne das Eingreifen der Donaumonitoren, die das Feuer
der feindlichen Geschütze von der hart bedrängten Infanterie auf
sich zogen, wäre dieser das Ausharren kaum möglich gewesen, zu
mal die Serben an Zahl von Stunde zu Stunde stärker wurden.
Unter dem Schutze der Nacht zum 8. Oktober konnte die über
schiffung der österreichisch-ungarischen Truppen fortgesetzt, jene
der deutschen erst begonnen werden. Bei Tagesanbruch befanden
sich am Nordrand von Belgrad etwa 27 österreichisch-ungarische
Kompanien, die sich vom heiß umstrittenen Eisenbahndamm nicht
mehr verdrängen ließen, anderseits aber doch noch zu schwach
waren, um den Sturm auf die höher gelegenen Stadtteile wagen zu
können.
Obstlt. Peter, der seine wacker ausharrenden Steirer durch per
sönliches Beispiel unermüdlich aneiferte, vermochte in den ersten
Nachmittagsstunden die optische Verbindung mit der Donauflottille