Volltext: Der Militär-Maria Theresien-Orden

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gehen dadurch zu erleichtern, daß er eine starke Gefechtsgruppe im 
nördlichen Verteidigungsabschnitt zu einem Ausfall bereitstellte, 
die am 12. Oktober Sosnica (12 km nördlich Przemysl) stürmte und 
den Feind zum überstürzten Rückzuge zwang. Hiermit endete die 
Periode der ersten Belagerung der Festung, die auf Befehl des AOK. 
bis zum Äußersten zu halten war. Durch die zahlreichen Ausfälle 
waren die Russen gezwungen gewesen, starke Kräfte vor der Fe 
stung zu belassen, die ihnen für operative Zwecke fehlten. Dadurch 
war die Wiederaufnahme der Offensive der eigenen Armeen bedeu 
tend erleichtert worden. 
Vom 10. Oktober bis 5. November 1914 standen die eigenen 
Kräfte am San nördlich und im Raume südlich der Festung, so daß 
ihre Ostfront in der Kampflinie der Armeen lag. An deren Kämpfen 
waren schließlich von der Festungsbesatzung etwa 22 Bataillone und 
27 Batterien außerhalb Przemysl beteiligt. Aber auch die materielle 
Unterstützung der Feldarmeen stellte große Anforderungen an die 
Festung, die infolge des Zurückbleibens der Trains den Feldarmeen 
die Verpflegung für 21 Tage aus den Beständen der Festung und zahl 
reiches Material zur Verfügung stellen mußte. Die Hoffnung auf 
rechtzeitigen Ersatz der Vorräte erwies sich als trügerisch, da die 
Eisenbahnverbindung bis Przemysl nur wenige Tage in Betrieb war. 
Dagegen lieferten die Feldarmeen gegen 15.000 Verwundete 
und 1000 Cholerakranke in die Festung ein. Auch nach ihrem Ab 
schub konnte der notwendig gewordene Verbrauch an Stroh und 
Heu nicht mehr hereingebracht werden. Zahlreiche Zivilisten waren 
unkontrolliert in die Stadt gekommen und vermehrten die Zahl der 
Esser. Auch zehrten die vielen Einkäufe von Einzelpersonen, mei 
stens der Trains, die Vorräte der Zivilbevölkerung auf. Trotzdem 
von letzterer etwa 8000 Personen entfernt worden waren, verblieben 
immerhin noch 20.000, die im Verlaufe der zweiten Belagerung aus 
den Verpflegsvorräten der Festung erhalten werden mußten. 
Als am 4. und 5. November die eigenen Armeen den Rück 
marsch antraten und die Festung abermals sich selbst überlassen 
blieb, verfügte sie nur über eine etwa 40tägige Verpflegung und fast 
über kein Stroh; die Bekleidungsvorräte für den Winter waren völlig 
unzureichend, ebenso die vorhandenen Mengen an Hindernismate 
rial, Sprengmunition, Munition für Feldkanonen u. dgl. m. 
Die der Festung gestellte Aufgabe bestand nunmehr darin, mög 
lichst viele Feindeskräfte zu binden, ihr Nachdrängen zu stören und 
ihnen Abbruch zu tun. Diese Ziele konnten nur durch große Akti 
vität bei der Verteidigung und durch die Errichtung ausgedehnter 
Vorfeldstellungen erreicht werden. So entstand schließlich eine 3 bis 
4 km nördlich und westlich des Gürtels zum Teil stärker ausgebaute, 
zum Teil nur mit Stützpunkten versehene Verteidigungslinie.
	        
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