Volltext: Der Militär-Maria Theresien-Orden

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Hinweis auf die bisherigen furchtbaren Verluste der verteidigenden 
Truppen (bis zu 80 v. H. des Gefechtsstandes), bei und regten die 
Zurücknahme der Front in besser deckende Stellungen an. Das 
Kommando der Isonzo-Armee antwortete, daß der Mt. S. Gabriele 
unbedingt gehalten werden müsse, denn es handle sich um Zeit 
gewinn bis zum Losbrechen der eigenen Gegenoffensive, für welche 
der Besitz dieses Stützpfeilers die Vorbedingung sei. Unter solchen 
Begleitumständen übernahm Oberst v. Kratochvil die weitere Ver 
teidigung des heiß und blutig umstrittenen „Monte della morte", 
wie ihn die Italiener nannten. 
Wohl begannen die Kampfhandlungen der elften Schlacht nach 
dem 13. September im allgemeinen abzuflauen, doch die Anstürme 
auf den Mt. S. Gabriele kamen nicht zum Stillstand; im Gegenteil: 
nunmehr bearbeiteten rund 700 mittlere und schwere Haubitzen, 
Mörser, Granat- und Minenwerfer den Abschnitt und sein Rücken 
gelände. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Italiener aus dem 
Grunde immer wieder neue Vorstöße wagten, weil sie bei den Sol 
daten aus der Großstadt und aus der ungarischen Puszta nicht die 
gleiche Widerstandskraft voraussetzten wie bei den Vorgängern. 
Es war ein Irrtum. Die Honveds von Budapest und Szekesfeher- 
vär, ebenso wie jene von Debreczen und Nagyvärad, die der zeit 
weilig ablösenden Schwesterbrigade angehörten, sind vollwertige 
Frontsoldaten gewesen, die zum größten Teil bereits in mehreren 
Isonzo-Schlachten gekämpft hatten, daher mit der Gefechtsweise im 
Karstgelände vertraut und gegen die moralische Wirkung des ita 
lienischen Massenfeuers abgehärtet waren. Zudem unterstanden sie 
einem Kommandanten, der von allem Anbeginn mit zäher Beharr 
lichkeit das Vertrauen in die eigene Kraft zu heben bemüht war, 
der die behauptete Aussichtslosigkeit der weiteren Verteidigung 
bestritt, vielmehr durch rastlose Arbeit die Ungunst der anfäng 
lichen Lage abzuschwächen trachtete und die Festhaltung der letz 
ten Bastion an der Görzer Front doch noch möglich machte. 
Kratochvil organisierte ein vorbildliches Zusammenwirken der 
Infanterie mit der Artillerie auch für jene Fälle, in welchen die 
Verbindungsmittel ausgeschaltet waren; er ließ neue Kavernen in 
den Fels bohren, Riegel und Zugangswege anlegen, rückwärtige 
Aufnahmsstellungen vorbereiten. Seiner Zähigkeit, Umsicht und 
persönlichen Aufopferung sowie seinem durch reiche Kriegserfah 
rung gehärteten Widerstandswillen ist es zu verdanken gewesen, 
daß die Abwehr auf dem Mt. S. Gabriele ein Höchstmaß erreichte, 
dem auch auf Feindesseite uneingeschränkte Bewunderung gezollt 
wurde. 
Vom 12. September bis zum 20. Oktober sind gegen die Ga- 
briele-Stellungen nach und nach einundzwanzig Infanterie- und Ber-
	        
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