Volltext: Der Militär-Maria Theresien-Orden

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gang, der bereits unter die feindliche Hinderniszone reichte. Seine 
Sprengung wurde für den 8. Mai 1916 anbefohlen; die Zündung er 
folgte nachts um 3 Uhr 02, machte sich aber weder durch die er 
wartete Detonation noch durch den Luftdruck bemerkbar, weshalb 
man eine Fehlzündung annahm und die vorbereitete Unternehmung 
als mißglückt betrachtete. 
Heim aber wagte sich, trotz Warnung, mit einem Unteroffizier 
in die ungewisse Dunkelheit des Vorfeldes und gewahrte im Licht 
einer Rakete aus dem Boden emporgeworfene Gesteinsmassen und 
an Stelle der nächstgelegenen feindlichen Stellung einen Erdtrichter 
von mindestens 20 m Durchmesser und 6 m Tiefe. Ferner konnte er 
feststellen, daß die an den Trichter anschließenden italienischen 
Gräben und Kavernen geräumt waren. Sofort ließ er einem Zug den 
Befehl zukommen, den Trichter zu besetzen und seinen Rand mit 
Drahthindernissen zu umgeben; dann setzte Artilleriefeuer ein, aber 
feindliche Infanterie kam nicht zum Vorschein. 
Als gegen 5 Uhr die Fernsprechverbindung mit dem Bataillons 
kommando wiederhergestellt war, erteilte dieses nach erstatteter 
Lagemeldung dem Oblt. Heim den Befehl, den Trichter zu räumen, 
seine Besatzung in die alte Stellung zurückzuführen und diese für 
den zu erwartenden Gegenangriff zu verstärken. Heim bat, am und 
im Trichter bleiben zu dürfen, weil er die durch ihn gewonnene neue 
Frontlinie für besser halte als die bisherige. Eine Viertelstunde später 
erhielt Heim vom Bataillonskommandanten — nach dessen Rück 
sprache mit dem Regimentskommando — zum zweitenmal den 
Befehl, den Trichter sofort zu räumen, worauf der Oberleutnant er 
klärte, daß er die so vorteilhafte neue Stellung unter keinen Um 
ständen auf geben könne und wolle; eindringlich bat er, den Sach 
verhalt dem Regimentskommando nochmals vorzutragen und seine 
Zustimmung erwirken zu wollen. Sie wurde erteilt, und nun wurden 
die Instandsetzungsarbeiten mit doppeltem Eifer fortgesetzt, aller 
dings unter verstärktem Artilleriefeuer der Italiener, das den ganzen 
Tag andauerte und am Morgen des 9. Mai erneuert losbrach. An 
diesem Tage wurde Heim durch eine Mine an beiden Füßen, Händen 
und am Auge verwundet und mußte auf den Verbandplatz gebracht 
werden. 
In den folgenden Tagen überzeugten sich sämtliche Vorgesetz 
ten bis zum Kommandanten des VII. Korps (GdK. Erzherzog Joseph) 
von der überaus vorteilhaften Veränderung der Verteidigungslinie, 
und letzterer richtete am 14. Mai die schriftliche Aufforderung an 
Oblt. Heim, sich um die Verleihung des Militär-Maria Theresien- 
Ordens zu bewerben. In seinem Gutachten zum Ordensgesuch er 
klärte der Erzherzog: ,,Es steht fest, daß — wenn es dem Feind ge 
lungen wäre, den Trichter zu besetzen — unsere erste und allein
	        
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