128
gang, der bereits unter die feindliche Hinderniszone reichte. Seine
Sprengung wurde für den 8. Mai 1916 anbefohlen; die Zündung er
folgte nachts um 3 Uhr 02, machte sich aber weder durch die er
wartete Detonation noch durch den Luftdruck bemerkbar, weshalb
man eine Fehlzündung annahm und die vorbereitete Unternehmung
als mißglückt betrachtete.
Heim aber wagte sich, trotz Warnung, mit einem Unteroffizier
in die ungewisse Dunkelheit des Vorfeldes und gewahrte im Licht
einer Rakete aus dem Boden emporgeworfene Gesteinsmassen und
an Stelle der nächstgelegenen feindlichen Stellung einen Erdtrichter
von mindestens 20 m Durchmesser und 6 m Tiefe. Ferner konnte er
feststellen, daß die an den Trichter anschließenden italienischen
Gräben und Kavernen geräumt waren. Sofort ließ er einem Zug den
Befehl zukommen, den Trichter zu besetzen und seinen Rand mit
Drahthindernissen zu umgeben; dann setzte Artilleriefeuer ein, aber
feindliche Infanterie kam nicht zum Vorschein.
Als gegen 5 Uhr die Fernsprechverbindung mit dem Bataillons
kommando wiederhergestellt war, erteilte dieses nach erstatteter
Lagemeldung dem Oblt. Heim den Befehl, den Trichter zu räumen,
seine Besatzung in die alte Stellung zurückzuführen und diese für
den zu erwartenden Gegenangriff zu verstärken. Heim bat, am und
im Trichter bleiben zu dürfen, weil er die durch ihn gewonnene neue
Frontlinie für besser halte als die bisherige. Eine Viertelstunde später
erhielt Heim vom Bataillonskommandanten — nach dessen Rück
sprache mit dem Regimentskommando — zum zweitenmal den
Befehl, den Trichter sofort zu räumen, worauf der Oberleutnant er
klärte, daß er die so vorteilhafte neue Stellung unter keinen Um
ständen auf geben könne und wolle; eindringlich bat er, den Sach
verhalt dem Regimentskommando nochmals vorzutragen und seine
Zustimmung erwirken zu wollen. Sie wurde erteilt, und nun wurden
die Instandsetzungsarbeiten mit doppeltem Eifer fortgesetzt, aller
dings unter verstärktem Artilleriefeuer der Italiener, das den ganzen
Tag andauerte und am Morgen des 9. Mai erneuert losbrach. An
diesem Tage wurde Heim durch eine Mine an beiden Füßen, Händen
und am Auge verwundet und mußte auf den Verbandplatz gebracht
werden.
In den folgenden Tagen überzeugten sich sämtliche Vorgesetz
ten bis zum Kommandanten des VII. Korps (GdK. Erzherzog Joseph)
von der überaus vorteilhaften Veränderung der Verteidigungslinie,
und letzterer richtete am 14. Mai die schriftliche Aufforderung an
Oblt. Heim, sich um die Verleihung des Militär-Maria Theresien-
Ordens zu bewerben. In seinem Gutachten zum Ordensgesuch er
klärte der Erzherzog: ,,Es steht fest, daß — wenn es dem Feind ge
lungen wäre, den Trichter zu besetzen — unsere erste und allein