Volltext: Zwei Jahre italienischer Krieg

haben. Trotzdem ist es eine niedrige Schätzung, wenn man an¬ 
nimmt, daß die Verzinsung der Kriegskosten, die Invalidenpensionen 
und die Rekonstruktionsausgaben die jährlichen Budgetlasten 
Italiens um zweieinhalb Milliarden Lire erhöhen werden. Eine 
Berechnung des italienischen Nationaleinkommens ist uns nicht 
bekannt, aber es kann nicht sehr hoch sein, und die zweieinhalb 
Milliarden machen zweifellos einen sehr bedeutenden Prozentsatz 
dieses Einkommens aus. Jetzt brüstet sich Italien damit, daß es 
imstande ist, während des Krieges die Kriegslasten durch Steigerung 
der laufenden Einnahmen fast oder ganz zu verzinsen, aber nach 
dem Kriege und dem Wegfalle der Kriegskonjunktur wird sich 
heraussteilen, daß das eine Selbsttäuschung war. 
Die Zahlungsbilanz Italiens hat sich während des Krieges 
ins Ungeheure verschlechtert. Der Passivsaldo der Handelsbilanz 
wurde für 19.16 auf fünf Milliarden Lire angegeben, beträgt aber, 
tatsächlich — bei richtig angesetzten Preisen — mehr als sieben^ 
einhalb Milliarden und die Gegenposten des Fremdenverkehrs 
und der Auswanderergelder sind verschwunden. Es ist daher kein 
Wunder, daß das Disagio der Währung sich auf 40 und 50 Prozent 
verschlechtert hat; erst in der letzten Zeit ist es in Eskomptierung 
der amerikanischen Unterstützung etwas zurückgegangen. Das 
Disagio wird den Krieg lange überdauern, schon wegen der Zinsen¬ 
erfordernisse für die auswärtige Kriegsschuld. Ferner werden auch 
die Importwaren lange teuer bleiben, namentlich die Kohle. Es ist 
Italien während des Krieges nicht gelungen, sich von der fremden 
Kohle zu emanzipieren; die Wirkung der neugeschaffenen Elektri¬ 
zitätswerke fällt nicht allzusehr in Betracht. Auf der anderen Seite 
besteht der Export Italiens hauptsächlich aus Luxuswaren, die 
nach dem Kriege in den zur Sparsamkeit genötigten Absatzgebieten 
wahrscheinlich weniger Käufer finden werden als bisher. Speziell 
der Export nach dem Orient dürfte auf Schwierigkeiten stoßen. 
Das ins Ausland gegangene Gold der Notenbanken, wenigstens 
500 Millionen Lire, dürfte nicht allzubald zurückfließen. 
Die italienischen Rheder haben viele Schiffe verloren, der 
Apparat der Eisenbahnen hat sich verschlechtert, der Ackerboden 
wurde vernachlässigt. Die Blüte der Kriegsindustrie ist nur vorüber¬ 
gehend und scheinbar, sie ist ein Kind der Not; nach dem Kriege 
wird die italienische Eisen- und Metallindustrie infolge des Mangels 
an Kohle und Eisen hinter dem Auslande ebenso zurückstehen 
wie vor dem Kriege. Die wirtschaftlichen Bande zwischen Italien 
und den Mittelmächten sind zerrissen, sie werden sieh durch Be* 
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