Volltext: Zwei Jahre italienischer Krieg

den schwersten Verlusten errungen hatte, wieder zu entreißen. 
Immer wieder warfen sich die österreichisch-ungarischen Regi¬ 
menter auf den Feind, ließen ihm keine Zeit, sich in den Gräben, 
in die er eingedrungen war, festzusetzen und trieben ihn in unwider¬ 
stehlichem Anprall zurück. Stellenweise artete der Rückzug der 
Italiener in wilde Flucht aus, Tausende und Abertausende von 
Toten und Verwundeten mußten sie vor den Gräben des Feindes 
zurücklassen. Nur an einer einzigen, abermals örtlich sehr be¬ 
schränkten Stelle — bei Jamiano —, überließen die Verteidiger ein 
Stück, das bastionartig über ihre Hauptlinie vorsprang, dem Gegner. 
Sonst kamen die Italiener auch in der zweiten Woche nicht um 
einen Schritt auf dem Blutwege nach Triest vorwärts. 
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Die dritte Schlachtwoche brachte den Italienern dann einen 
schweren Rückschlag. Durch einen ebenso kühn durchdachten, wie 
schneidig ausgeführten Gegenangriff, entrissen ihnen die öster¬ 
reichisch-ungarischen Truppen den größten Teil der von ihnen bei 
Jamiano gewonnenen Stellungen. Sie wurden dadurch gerade um den 
Erfolg gebracht, auf den sie sich das meiste zugute getan hatten. 
Die italienische Presse hatte schallende Jubelrufe angestimmt und 
bereits den Einzug der italienischen Armee in das ,,befreite Triest“ 
mit aller Bestimmtheit angekündigt. Nun machte der österreichisch¬ 
ungarische Gegenangriff allen diesen Jubelfanfaren ein jähes Ende. 
Er setzte am 3. Juni im Raume von Jamiano kraftvoll ein. 
Die am 23. Mai den Italienern überlassenen Stellungen wurden 
überrannt, die feindliche Front im dortigen Raume vollkommen 
durchstoßen. Die immer deutlicher hervortretende Niederlage ver¬ 
suchten die Italiener um jeden Preis abzuwenden. Sie opferten 
Regiment nach Regiment, um dem Vordringen der österreichisch¬ 
ungarischen Abteilungen Halt zu gebieten. Bei diesem Beginnen 
haben sie sich verblutet, und es hat den Eindruck, als ob man auf 
italienischer Seite hastig alle verfügbaren Reserven zusammen¬ 
raffte und sie ganz planlos einsetzte, ohne sich zu einer einheitlichen 
Gegenaktion aufraffen zu können. Nur dadurch scheint es erklärlich, 
daß ganze italienische Regimenter beinahe mit ihrem vollen Stande 
gefangen in die Hand der österreichisch-ungarischen Truppen 
fielen, so das 86. Infanterieregiment mit 2685, das 69. mit 1932, 
das Regiment 71 mit 1838 Mann. Von den Brigaden Verona, Sira- 
cusa, Ancona und Puglie, zu deren Verband die genannten Regi¬ 
menter gehören, blieben an diesem Kampftage nichts als der bloße 
Namen übrig.
	        
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