Volltext: Zwei Jahre italienischer Krieg

Höhen von Vodice in ihren Besitz zu bringen, gelangten wohl auch 
im Verlauf der hin- und herwogenden Kämpfe das eine oder das 
andere Mal in die dortige vorderste Linie, wurden aber immer 
wieder hinuntergeworfen, so daß sich ihr ganzer Erfolg im ersten 
Abschnitt der Schlacht auf die wenig bedeutungsvolle Besetzung 
des Monte Kuk beschränkte. 
Im Zentrum der Schlachtfront, das ist östlich von Görz, wurde 
während der ersten Woche gleichfalls erbittert gekämpft. Hier 
schienen die Stellungen so nahe aneinander zu liegen, daß die 
Italiener an den beiden letzten Tagen der ersten Schlachtwoche den 
Versuch wagten, ohne jedes Artilleriefeuer aus ihren Gräben vorzu¬ 
brechen, und auf diese Weise die österreichisch-ungarische Infanterie 
zu überrumpeln; beide Male bezahlten sie diese Kühnheit mit unge¬ 
heuren Verlusten. 
Am Südflügel der Karsthochfläche dagegen herrschte keine 
größere Gefechtstätigkeit. Es waren zwar in den Stellungen der 
Italiener auch hier Sturmkolonnen angesammelt, die aber im 
Feuer der österreichisch-ungarischen Artillerie gar nicht zur Ent¬ 
wicklung kamen. 
Die Untätigkeit der italienischen Infanterie war indessen viel 
zu auffallend, als daß sie die Wachsamkeit der österreichisch¬ 
ungarischen Heeresleitung hätte täuschen können. 
Das Erwartete trat denn auch ein. Einen Tag der Erholung 
mußte Cadorna seinen überaus erschöpften und mitgenommenen 
Truppen gönnen, dann warf er sie durch neue Reserven verstärkt 
gegen die österreichisch-ungarischen Linien, die vom Fajti Hrib 
bis zum Meere hinunter den Weg nach Triest verrammeln. Am 
24. Mai begann die Brandung des italienischen Infanteriesturmes 
in tiefen Wellen gegen die Gräben des Verteidigers heranzubrausen. 
Die Kämpfe, die an diesem Frontabschnitt entbrannten, übertrafen 
alles an der Isonzofront bisher Dagewesene, sowohl was die gegen¬ 
einander in Aktion tretenden Massen an Menschen und Material, 
als auch die Erbitterung und Hartnäckigkeit des Ringens 
betrifft. Fortwährend wechselte das Bild der Schlacht. Wer eben 
noch Angreifer gewesen, sah sich in der nächsten Minute in die 
Rolle des Verteidigers gedrängt. Schließlich erwiesen sich aber die 
Soldaten der Donaumonarchie als die besseren. Von ihrer Artillerie 
und ihren Fliegern in mustergültiger Weise unterstützt, wußten 
sie nicht nur den italienischen, mit überwältigenden Kräften ge¬ 
führten Angriff zum Stehen zu bringen, sondern auch in nie er¬ 
lahmender Zähigkeit dem Feinde die geringen Vorteile, die er unter 
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